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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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gegeben. Dort hänge ich meinen Gedanken nach, schreibe dir oder beobachte einfach nur die Menschen, die das Café betreten. So wie wir früher. Und erstaunlicherweise hat das Beobachten fremder Leute bis heute nichts von seinem Reiz eingebüßt.

    Ein paar Sekunden lang starrte er auf die Zeilen, während er darüber nachdachte, ob ihn eher die Tatsache, dass sie mit einem anderen Mann im Bett gelandet war, oder das Auftauchen eines neuen Anhaltspunktes beschäftigen sollte.
    Das Verrückte war, dass er sie verstand. Die Idee, sich mit einem bedeutungslosen Abenteuer abzulenken, war sogar ihm schon in den Sinn gekommen, auch wenn er sich noch immer gegen die Vorstellung sträubte, mit einer anderen Frau intim zu werden. Sich ihr zu nähern, ohne ihr wirklich nahe zu sein.
    Mit jedem neuen Eintrag und jedem neuen Inhalt, der auf Seite 139 sichtbar wurde, spürte er es deutlicher: Die Bindung, die noch immer zwischen Nita und ihrem Mann bestand, war von selber Natur wie das Band zwischen ihm und Emma. Patricks permanente Anwesenheit in ihren Gedanken war ebenso selbstverständlich wie Emmas Existenz in seinen. So selbstverständlich, dass jeder Versuch, dies zu leugnen, ins Nichts führte. Vielleicht waren es genau diese Selbstverständlichkeit und die Überflüssigkeit, sie infrage zu stellen, die ihn auf wundersame Weise zu Nita hinzogen. Der Wunsch, sie kennenzulernen, wurde mit jedem neuen Eintrag mächtiger.
    Café Platinkirsche. Ein äußerst alberner Name, der ihm gleichzeitig Hoffnung machte. Wenn es tatsächlich ein Café gab, das sich so nannte, müsste es leicht sein, es mit Hilfe dieses sonderbaren Namens zu finden.

    "Würdest du mir bitte noch mal erklären, warum genau ich so dringend einen Babysitter engagieren musste?" Marie stach mit der Kuchengabel in die Kirschtorte auf ihrem Teller und schob sich ein Stück in den Mund.
    "Das habe ich dir doch schon erklärt", antwortete Simon. "Du musst mein Alibi spielen. In Gesellschaft beobachtet es sich eben unauffälliger."
    "Und wen genau beobachten wir?"
    "Im Moment halten wir Ausschau. Nach Nita."
    "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Marie legte die Gabel zur Seite. "Du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch immer nach dieser Frau suchst? Simon, das ist nicht nur aussichtslos, sondern überaus beunruhigend. Du scheinst ja regelrecht besessen von ihr zu sein."
    Simon lächelte. "Schwesterchen, du übertreibst maßlos. Was spricht dagegen, den vorhandenen Anhaltspunkten nachzugehen? Und überhaupt: Ein besseres Indiz als den Namen des Stammcafés kann es wohl kaum geben. Es wäre unverzeihlich, dieser Spur nicht nachzugehen."
    "Und auf die Idee, dass diese Frau vielleicht gar nicht von dir gefunden werden möchte , bist du noch nicht gekommen, oder?"
    "Marie, versteh doch." Er setzte seine Kaffeetasse ab. "Zwischen Nita und mir gibt es eine Bindung, sonst könnte ich nicht die Zeilen lesen, die sie schreibt. Es ist so was wie Schicksal. Und das kann und will ich nicht ignorieren. Außerdem, worin läge der Sinn des Ganzen, wenn Nita und ich nicht dafür bestimmt sind, einander kennenzulernen?"
    "Also gut." Marie faltete die Hände unter dem Kinn zusammen. "Nur mal angenommen, dieser ganze Hokuspokus ist wahr und diese Bindung zwischen euch besteht tatsächlich."
    "Der Hokuspokus, von dem du da sprichst, ist -"
    "Keine Sorge, Simon", fiel sie ihm ins Wort, während sie abwehrend die Hände hob. "Ich spiele ja mit bei deiner übersinnlichen Schnitzeljagd. Ich würde nur gerne wissen, wie du sie erkennen willst. Du weißt doch im Grunde gar nichts über sie. Es könnte jede Frau sein." Sie ließ ihren Blick durch das Café wandern. "Willst du jede von ihnen ansprechen?"
    "Glaub mir, ich werde sie erkennen."
    "Und dann? Willst du ihr die Hand reichen und sagen: ,Hallo, ich habe deine Briefe gelesen. Darf ich dich auf einen Kaffee einladen??"
    Er riss eine Zuckertüte auf und streute den Inhalt in seine Tasse. "Du machst es mir nicht gerade leicht, meinem Vorhaben optimistisch entgegenzusehen, weißt du das?"
    Sie betrachtete ihn für einen Moment wortlos. Nach und nach wurde ihr bewusst, wie befriedigend allein die Anwesenheit in diesem Café für ihn war. Seine Augen wirkten sehr viel klarer als noch vor wenigen Wochen. Seine Stimme war so lebhaft wie lange nicht. So sehr sie seine Suche nach dieser fremden Frau auch irritierte, sie spürte, dass es ihm Hoffnung gab. Hoffnung auf einen neuen Lebenssinn. Und vielleicht war allein diese Hoffnung alles, was

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