DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)
sie brauchte, um ihn bei seinen Plänen zu unterstützen. Kein Plan konnte wirklich absurd sein, solange er Simon zum Lächeln brachte.
*
Sie schob die Hände in die Taschen ihres Mantels. Der kalte Wind strich beißend über ihre Wangen, und mit jedem Windzug ärgerte sie sich ein kleines bisschen mehr darüber, dass sie ihre Handschuhe zu Hause vergessen hatte.
"Wie meinst du das, du willst deine Spuren verwischen?", fragte Claudia, während sie nebeneinander den Parkweg entlanggingen.
"Weil Detlef anfängt, lästig zu werden, das habe ich dir doch schon gesagt."
"Nur weil er einmal im Buchladen nach dir gefragt hat?"
"Nicht nur im Buchladen. Gestern hat er sich sogar in meinem Lieblingscafé nach mir erkundigt. Ich ärgere mich noch immer darüber, dass ich ihm davon erzählt habe."
"Meinst du wirklich, dass er es war?"
"Wer soll es sonst gewesen sein?" Nita lachte zynisch. "Oder meinst du, ich habe mich noch zu weiteren Blind Dates überreden lassen, die mir nun wie Kletten am Hintern kleben?"
"Kann schon sein, dass Detlef ein bisschen sehr redselig ist, was seinen Job betrifft", antwortete Claudia. "Ansonsten ist er aber ein wirklich lieber Kerl. Ich meine, das muss dir doch aufgefallen sein."
"Kann ja sein, dass er ganz nett ist. Und vielleicht ist er ja auch für irgendwen der absolute Traummann. Aber ich kann einfach nichts mit ihm anfangen." Sie zog ihre Wollmütze ein Stück tiefer über die Ohren. "Und vor allem brauche ich meine Ruhe. Von Männern und meinetwegen auch vom Rest der Welt."
"Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er wirklich im Café nach dir gefragt hat. Warum sollte er so etwas tun? Immerhin hat er doch deine Nummer, oder nicht? Wozu sollte er dir nachspionieren, wenn er dich einfach anrufen könnte?"
"Weil er gemerkt hat, dass er über das Telefon nichts erreicht. Nachdem ich ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass ich keinen weiteren Kontakt wünsche, schrieb er, dass er so schnell nicht aufgeben wird." Nita blieb stehen. "Hast du ihn denn mittlerweile darauf angesprochen?"
"Nur flüchtig. Ich hab ihm gesagt, dass er es nicht persönlich nehmen soll, aber dass du im Moment einfach noch Zeit für dich brauchst."
"Hat er es denn wenigstens zugegeben?"
"Was zugegeben?"
"Na, dass er im Buchladen war."
"Nein, das hat er natürlich abgestritten." Claudia zuckte mit den Schultern. "Du weißt ja, wie Männer sind, wenn man sie bei etwas Verbotenem ertappt. Aber das spielt ja auch keine Rolle. Er mag dich eben. Du hast einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen, allein deshalb ist er so hartnäckig. Und so furchtbar kannst du ihn ja auch nicht gefunden haben, sonst hättest du dich nie auf ihn eingelassen."
"Ich habe mich nicht auf ihn eingelassen . Wir waren zusammen im Bett. Das ist alles. Ich bin froh, dass ich die Belegschaft des Cafés vorgewarnt habe. Sie haben ihm gesagt, dass ich früher öfter da war, aber nun nicht mehr dort anzutreffen bin."
"Du denkst wirklich an alles."
"Wenn er noch mal nach mir fragen sollte, werde ich ihn anrufen und ein für alle Mal zur Rede stellen. Nicht zu fassen, dass du mir ein Date mit einem Stalker verpasst hast."
"Einem Stalker?" Eine Falte schob sich zwischen Claudias Augenbrauen. "Nun bleib aber mal sachlich, Liebes. Er ist immer noch mein Cousin."
Nita puffte ihr liebevoll in die Hüfte. "Nicht böse sein. An meiner Freundschaft zu dir kann selbst Detlef nichts ändern."
Die Augenbrauenfalte verflüchtigte sich, und Claudia begann zu lachen. "Ach, Süße. Wenn es doch nur ein bisschen einfacher mit dir wäre. Wenigstens ein ganz kleines bisschen."
*
Wütend warf er seine Jacke aufs Sofa und ließ sich fallen. Worin lag der Sinn der Bindung zwischen ihm und dem Buch sowie dem Buch und Nita, wenn man es ihm dann so schwer machte, sie zu finden? Wie war es möglich, dass ihr Lieblingscafé nicht weit entfernt lag, sie aber in keinem der naheliegenden Buchläden arbeitete? Und warum hatte sie erst neulich so begeistert von dem Café geschrieben, wenn man ihm jetzt erklärte, dass sie dort nicht mehr anzutreffen war? Fast kam es ihm so vor, als ob irgendjemand von seiner Suche wusste und nun mit allen Mitteln zu verhindern versuchte, dass sie erfolgreich war.
Enttäuscht über seine vergeblichen Versuche, Nita zu finden, kam er auf eine Frage zurück, die er in seiner Verbissenheit fast vergessen hatte: Warum bestand diese Bindung zwischen ihnen? Warum erreichten ihre Worte ausgerechnet ihn? Auch wenn er
Weitere Kostenlose Bücher