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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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mich gewissen Situationen zu stellen. Ich bin schwach, ja vielleicht. Aber ich leugne es auch nicht. Ich kann dir nur sagen, dass ich dich ohne eine Antwort nicht treffen kann.

    Nita

    *

    Liebe Nita,
    ich habe viele Nächte wach gelegen. Immer wieder überkam mich die Angst, dass du unseren Kontakt nicht nur im echten Leben, sondern auch in unseren Briefen infrage stellen könntest. Allein diese Angst macht mir deutlich, welchen Stellenwert du bereits jetzt in meinem Leben eingenommen hast. Und ich bin sicher, dass deine Position in meinen Gedanken nicht nur im 13. September begründet liegt. Es ist so viel mehr als das, Nita. Ich habe einfach das Gefühl, dich zu kennen. Und ich glaube, dass auch du mich kennst. Ganz genau so, wie ich bin.
    Vielleicht ist das der Grund, warum ich dir endlich eine Antwort auf deine Frage geben kann: Nein, Nita, die Anwesenheit eines Menschen kann niemals die Abwesenheit eines anderen ausgleichen. Kein Gespräch mit dir wird mir jemals meine Zeit mit Emma ersetzen können. Und kein Wort von mir wird dir jemals Patrick zurückholen. Niemand kann einen anderen Menschen ersetzen, und kein Glück über die Existenz einer Person kann das Leid über den Verlust einer anderen wettmachen. Aber wer wäre so dumm zu glauben, dass dies möglich wäre? Aus welchem Grund auch immer wir alte Wege verlassen, ob aufgrund von Tod oder freiwilligen Entscheidungen, es wird immer neue Wege für uns geben. Und diese Wege sind es, auf denen das Leben immer weitergeht. Sie lassen uns das Leben weiterleben. Schließlich geht es nicht darum, einen anderen Menschen zu ersetzen, sondern durch neue Ziele und durch neue Menschen wieder einen Sinn zu finden - ein neues Leben, um gemeinsam auf das Vergangene zurückzuschauen. Und wenn es tatsächlich einen Menschen gibt, dem ich das Recht einräume, mit mir zurückzuschauen, dann wärst du es, Nita.
    Ich weiß nicht, wohin uns das alles führen wird. Vielleicht liegt der Reiz gerade darin, dass es uns nirgendwohin führen muss. Wir können uns an den Tisch eines Cafés setzen, unseren Kaffee austrinken, bevor er kalt geworden ist, und den Laden getrennt wieder verlassen. Ebenso gut kann es sein, dass wir während unseres Gesprächs gar nicht merken, wie der Kaffee kalt wird, und es in redseliger Leichtigkeit ignorieren, dass die nach Trinkgeld lechzende Kellnerin bereits zum dritten Mal fragt, ob wir noch etwas bestellen möchten. Alles ist möglich, Nita, aber nichts muss sein. Gar nichts. Wir allein entscheiden, und keiner von uns für den anderen, wie es weitergeht. Eben weil das "weiter" vielleicht immer nur bis zum nächsten Tag reicht. Weil niemand von uns wissen kann, was übermorgen oder am Tag darauf sein wird. Aber wollen wir es denn überhaupt wissen? Haben wir nach allem, was war, überhaupt die Kraft, zu wissen, wie irgendetwas weitergeht?
    Ein Grund dafür, den Kontakt zu dir zu suchen, ist vor allem der, dass ich nicht weiß, wie es weitergeht, Nita. Ich lege diesem Brief eine kleine Karte bei. Das Café ist ein zauberhafter kleiner Ort, an den ich mich oft zurückgezogen habe, wenn ich mit einem Projekt nicht weiterkam, wenn ich meine Gedanken in eine andere Richtung lenken wollte. Ich würde mich freuen, wenn du kommst. Sollte dir ein anderer Termin lieber sein, du hast meine Nummer und kannst mir jederzeit eine Nachricht zukommen lassen.
    Bitte entschuldige, wenn ich dich mit diesem Vorschlag überrumpele, aber ich habe dir eine Antwort auf deine Frage gegeben - und schließlich war das deine Voraussetzung für ein Treffen. Vielleicht ist es nicht die erhoffte Antwort, aber immer noch mehr, als dir selbst dazu eingefallen ist.
    Komm schon, Nita. Zieh deinen Pyjama aus, das mintgrüne Shirt mit dem Kaffeefleck an und komm zu unserem Treffen. Was hast du schon zu verlieren?

    Simon

Kapitel 16
    Die Kellnerin nahm die leere Kaffeetasse von seinem Platz und stellte ein Glas Milchkaffee auf das lavendelfarbene Platzdeckchen. Freundlich nickte sie ihm zu, während er sich nicht mal ein Lächeln abringen konnte.
    Seine Befürchtung wurde zur unliebsamen Gewissheit. Sie würde nicht kommen! Auch wenn man Frauen nur allzu gerne eine gewisse Unpünktlichkeit aufgrund ausgedehnter Aufenthalte im Badezimmer zuschrieb, wurde ihm mit jeder verstreichenden Minute klarer, dass sie ihn versetzt hatte. Vielmehr, dass sie ihre gemeinsame Verabredung gar nicht als solche anerkannt hatte. Seit anderthalb Stunden starrte er abwechselnd zu Tür, durch das Fenster in

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