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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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kleinen Schlumpeln gehen?« fragte ich.
    »Die haben das große Los gezogen.« Konrad stellte den Einkaufskob auf den Tisch. »Schachspieler sind gescheite Leute. Siehst
     du ja an mir. Sie haben Sitzfleisch, zappeln nicht herum, mögen weder Hektik noch Krach. Schachspieler sind, wenn ich mal
     so sagen darf, die Katzen unter den Menschen. Ich mein, Kater.«
    Ich erinnerte ihn daran, daß die letzten drei Partien ich gewonnen hatte.
    »Da war ich nicht gut drauf«, erklärte er. »Ich hab Schlumpel was mitgebracht. Eine Dose vom Allerfeinsten. Sie muß doch getröstet
     werden.«
    Schlumpel fraß den Trost bis auf einen mickrigen Rest.
    »Sie ist sicher froh, daß sie wieder machen kann, was sie will«, meinte Konrad.
    »Als Katze tut sie das sowieso«, sagte ich.
    Und da ich mich nicht darauf verlassen wollte, daß Konrads Schachclub auch die nächste Schlumpelgeneration adoptieren werde,
     kam Schlumpel unters Messer.

|213| Hansi
    Morgen kriegen wir Besuch«, sagte ich.
    Schlumpel peitschte mit dem Schwanz.
    »Von Hansi.«
    »Blöder Name!« Schlumpel peitschte gleich noch einmal.
    »Das sagst du nur, weil du jeden Besuchernamen blöd findest.«
    »Wir brauchen keinen Besuch.«
    »Ein Besuch ist auch nicht zum Brauchen da, sondern damit man sich freut.«
    »Ich freu mich nicht!« sagte Schlumpel mit Nachdruck.
    »Man sieht’s deinen Ohren an. Die liegen ganz flach.«
    »Weil die sich auch nicht freuen.«
    »Aber meine«, sagte ich.
    »Wo kommt der Kerl her?« fragte Schlumpel.
    »Eigentlich aus Afrika.«
    »Ist er schwarz?«
    »Ist er nicht. Hansi ist rot, grau und weiß. Dazu sehr zutraulich und blitzgescheit.«
    |214| »Woher weißt du das?«
    »Das weiß ich von Frau Lämmle, meiner lieben Freundin.«
    »Woher weiß die das?«
    »Das weiß sie, weil sie ihn genau kennt.«
    Schlumpels Interesse erwachte. »Ein Kater?« erkundigte sie sich.
    »Hansi ist ein Jako.«
    Schlumpel starrte mich mißtrauisch an.
    »Ein Jako ist ein Psittacus erithacus.«
    »Hab ich mir doch gleich gedacht«, sagte Schlumpel abfällig.
    »Und ein Psittacus erithacus ist ein Papageienvogel.«
    In Schlumpels Augen kam ein gewisses Glitzern.
    »Ein ganz besonderer Vogel«, sagte ich. »Hansi ist ein Exot. Papageien leben in den tropischen Wäldern.«
    »Hat sie ihn dort gefangen?«
    »Aber nein. Sie hat ihn beim Tierhändler gekauft. Hansi kann sprechen.«
    »Kann ich auch«, sagte Schlumpel verächtlich.
    »Aber nur ich versteh dich. Hansi spricht so, daß alle ihn verstehen können.«
    »Ich möcht nicht, daß jeder Depp mich versteht«, sagte Schlumpel voll tiefem Abscheu. »Was will der bei uns?«
    |215| »Urlaub machen. Ich mein, Frau Lämmle will ein paar Tage Urlaub machen.«
    »Kommt die auch? Dann wird’s aber voll hier.«
    »Sie bringt ihn nur her, dann reist sie weiter. Zum Bodensee.«
    »Warum nimmt sie ihn nicht mit?«
    »Hansi ist wasserscheu. Ich hab ihr versprochen, wenn sie mal ein paar Tage ausspannen will, kann sie ihn bringen. Da warst
     du ja noch nicht hier.«
    »Aber jetzt bin ich hier. Und gegen Hansi.«
    »Versprochen ist versprochen«, sagte ich mit fester Stimme. »Ist ja auch nur für ein paar Tage.«
    »Und wenn sie ersauft?« sagte Schlumpel. »Dann haben wir den Kerl am Hals.«
    »Frau Lämmle war mal südwürttembergische Meisterin im Kraulen. Also, benimm dich!«
    »Schlumpelig?« fragte Schlumpel arglistig.
    »Bloß nicht. Höflich, zuvorkommend, freundlich. Hansi soll sich bei uns wohl fühlen.«
     
    Frau Lämmle kam angebraust, stellte Hansi, ich meine seinen Käfig, auf den Küchentisch, dazu eine Packung Hansi-Futter vom
     Besten, gab uns ein paar Verhaltensmaßregeln – »vergiß nicht, ihn abends zuzudecken, aber nicht mit irgendeinem Küchenhandtuch,
     sonst kriegt er die Krise, sondern |216| mit dem hier« – und »daß du mir bloß keine unanständigen Wörter sagst!« – mit letzterem war Hansi gemeint – und brauste bodenseewärts.
     
    Hansi residierte nicht in einem schlichten Käfig, sondern in einem Palais.
Avec tout confort.
Vier Sterne, mindestens. Auf der Stange aus Edelholz hockend, beäugte er mich und seine neue Umgebung mit Argwohn. Er war
     wirklich ein Prachtexemplar: rotgeschwänzt, lichtgraues Gefieder, ein weißes Feld um die Augen. Und, wie Frau Lämmle stolz
     sagte, fünfunddreißig Zentimeter groß.
    »Fürchte dich nicht, Hansi«, sagte ich, »die paar Tage werden wir schon ungerupft überstehen, was?«
    »O Heimatland!« krächzte Hansi.
    Dann kam Schlumpel

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