Das Glück ist eine Katze
ausgesägte Viereck in die Hand. »Ich muß mal!«
Kaum war er weg, stand Schlumpel neben mir.
»Wo kommst du denn her?«
»Hab ein Nickerchen gemacht. Auf Konrads Auto. Schön warm dort.«
»Du weißt doch, daß er dann fuchsteufelswild wird. Hast du ihn nicht rufen hören?«
»Klar.« Sie betrachtete interessiert das Loch.
»Aber warum bist du nicht –«
»Sonst denkt er, ich komm, weil er gerufen hat. Ich bin eine Katz und kein Hund. Katzen kommen immer nur von selber, und wenn
sie wollen. Was ist das?«
»Das ist eine Schlumpeltür«, sagte Konrad, der wieder da war. »So kannst du raus und rein, wann immer du willst. Hab ich für
dich gemacht.«
»Sie ist noch nicht fertig«, sagte ich. »Erst hat er für die Entlüftung der Küche gesorgt. Jetzt kommt das richtige Loch.«
Wir drehten die Tür um und wiederholten die Prozedur unter Schlumpels wachsam-amüsiertem Blick.
»Wenn die so guckt«, sagte Konrad, »zittert meine ansonsten sehr sichere Hand. Sie soll nicht so gucken.«
|225| »Du bist ja nicht am Pinkeln«, sagte ich. »Nur am Sägen. Ist auch schon fertig.«
Das herausgesägte Holzstück fiel auf den Boden. Wir stellten die Tür aufrecht hin, Konrad sagte, wie damals bei der Türquälerei,
mit einer kleinen Verbeugung zu Schlumpel: »Nach Ihnen, Madame!« Und Schlumpel spazierte durch das Loch.
»Noch mal«, sagte Konrad, »und gleich noch mal.« Und dann sang er, wie Professor Higgins: »Jetzt hat sie’s, mein Gott, jetzt
hat sie’s!« Schlumpel fand mehr als dreimal durch dasselbe Loch laufen langweilig, zog wieder ab, und Konrad suchte in seinen
Hosentaschen nach den Scharnieren, die er schließlich am Schlüsselbrett fand, wo er das Päckchen hingehängt hatte statt des
Hausschlüssels, was irgendwie auch meine Schuld war. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis diese Scharniere mit kleinen Nägeln
auf dem Holz befestigt waren, wobei ich froh war, daß Konrad nicht darauf bestand, die Löcher vorzubohren, denn ich hab keinen
Bohrer mehr, der ist irgendwann ausgewandert. Dann hängten wir die Tür wieder ein. Konrad versprach uns eine ruhige Nacht.
Die hatten wir auch.
»Na also«, sagte Konrad, »das hättest du schon lang haben können. Ich setz schon mal das Teewasser |226| auf und sag Schlumpel guten Morgen, die friedlich in ihrem Körbchen liegt.«
Als ich in die Küche kam, fegte Konrad gerade die Scherben auf dem Fußboden zusammen, die einmal eine Teekanne gewesen waren.
Die Hühnerschenkel, die ich zum Auftauen in die Spüle gestellt hatte, waren weg, die Tomaten malerisch auf dem Fußboden verteilt,
Schlumpels Schüsselchen leer. Auf dem Tischtuch dunkle Spuren.
»Guck nicht so«, sagte Konrad, »das war nicht ich, das war bestimmt der Kerl, der heut morgen in Schlumpels Körbchen lag.
Ich pflege nicht mit dreckigen Füßen über anderer Leute Tischtücher zu laufen. Die Kanne hat sowieso immer geläppert, um die
ist’s nicht schad. Und ich scheiße nicht in anderer Leute Küchenecke. Den hab ich aber geschaßt!«
»Irgendwelche Leute haben hier heut nacht eine Orgie gefeiert«, sagte ich. »Wir haben sie ja auch geradezu eingeladen.«
»Die Klappe«, sagte Konrad, »ist für Schlumpel gedacht und für niemand sonst.«
»Dann ist’s am besten, du machst ein Schild dran:
Nur für Schlumpel! Alle andern bitte draußen bleiben!
Da werden sie sich ganz bestimmt dran halten.«
»Aber im Prinzip«, sagte Konrad, »ist so eine |227| Katzenklappe eine geniale Erfindung, das mußt du zugeben.«
»Im Prinzip ja«, sagte ich. »Aber die ungebetenen Gäste bleiben nur im Prinzip draußen, nicht, wenn hier eine grünäugige,
rotbepelzte, sehr ansehnliche kleine Katze im Körbchen pennt, wenn aufzutauende Hühnerbeine herumliegen, weiße Tischtücher
zum Drüberlaufen einladen und dunkle Ecken zum Scheißen. Die Tür kommt zum Sperrmüll, ich laß eine neue machen.«
»Da hockt sie!« Konrad deutete auf das Küchenfensterbrett, auf dem Schlumpel saß und maunzte.
»Unten rein«, rief Konrad beschwörend, »das haben wir doch gestern geübt!«
Schlumpel drückte die Nase am Fenster platt und drehte ihr Gemaunze lauter.
»Laß sie bloß nicht rein«, verlangte Konrad. »Wofür hab ich mich so geplagt? Sie soll sich gefälligst dran gewöhnen. Und für
diese Kerle, die so ungeniert Hausfriedensbruch begehen, denk ich mir schon noch was aus. Vielleicht eine Wasserspritzanlage.
Oder eine Sirene. Oder Hundegebell. Da gibt’s interessante
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