Das Glück mit dir (German Edition)
Haifischflossensuppe glitzert.
Als Philip Jahre später zu einer Konferenz nach Hongkong eingeladen ist, kommt er völlig fasziniert vom Zauber und den Düften Chinas – oder beinahe Chinas – zurück.
Und vom Essen.
Auf einem der schwimmenden Restaurants in Aberdeen Harbour – einem Restaurant mit Namen Tai Pak – sollte ich mir den Fisch, den ich essen wollte, aus einem Wasserbecken auswählen, erzählt er Nina, und in diesem Augenblick musste ich einfach an meinen Ehering denken und fragte mich, wie wahrscheinlich es wohl war, ihn in dem Fisch zu finden. Eins zu einer Million? Eins zu einer Milliarde?
So etwas kommt tatsächlich vor, sagt Philip. Öfter, als man denkt.
Der Fisch, den ich mir aussuchte, fügt er hinzu, war köstlich.
Er nimmt auch an einem eleganten Abendessen in einem Privathaus auf dem Peak teil. Das Paar sammelt Jade und die Frau ist Eurasierin, erzählt er Nina. Sie heißt Sofia, wie die Stadt. Ihr Vater sei dort geboren, vertraut sie Philip während des Essens an. Ihre Mutter ist Chinesin. Er trinkt Tee und isst Gebäck in derLobby des Peninsula Hotel, das Orchester spielt dazu Walzer von Strauß; er bringt einen Nachmittag bei den Pferderennen in Happy Valley zu und macht einen Einkaufsbummel auf der Hollywood Road, wo er für Nina einen roten Seidenmantel mit aufgestickten grünen und blauen Päonien ersteht. Ein schönes Stück, doch sie trägt ihn selten. Der Mantel riecht nach einem süßlichen Parfüm – nach Tuberosen. Er hängt ganz hinten in ihrem Kleiderschrank, sein helles Schimmern unter Plastik verborgen, damit es nicht ihre gewöhnlich dunkleren Kleider überstrahlt.
Dreh dich mal um, lass dich anschauen, sagt Philip, als sie den Mantel zum ersten Mal für ihn anprobiert.
Er sitzt perfekt.
Wie angegossen.
Die Farbe steht dir auch.
Sofia. Sie murmelt den Namen halblaut vor sich hin.
Dr. Mayer, eine Therapeutin, die Nina ein Jahr lang aufsuchte – in dem Jahr, in dem sie und Philip in Berkeley lebten –, erklärt ihr, dass Eifersucht das Begehren wachhalte oder es zumindest entfache, was andererseits zeige, wie instabil Begehren sei.
Dr. Mayer ist Sexualtherapeutin. An den Wänden ihrer Praxis hängen Zeichnungen nackter kopulierender Männer und Frauen. Sie stellt Nina viele intime und peinliche Fragen, die Nina mit Lügen beantwortet.
Wir brauchen nicht nur einen Partner, erklärt ihr Dr. Mayer, sondern auch einen Rivalen.
Nina mag Dr. Mayer nicht, sie verabscheut ihren selbstsicheren Tonfall und ihren Kunstgeschmack,trotzdem fühlt sie sich verpflichtet, weiter zu ihr zu gehen.
Sie versucht sich an Dr. Mayers Vornamen zu erinnern. Ein ungewöhnlicher Name. Ein Name, der nicht zu ihr passt.
Man kann die Gegenwart nicht ändern, aber man kann die Vergangenheit neu erfinden – hat das auch Dr. Mayer gesagt? Oder jemand anderes?
Was, fragt sie sich, würde sie neu erfinden?
Philip kannte Iris nicht. Iris ist Ausländerin. Erst als er die Party verlässt – eine College-Abschlussparty –, bleibt er kurz an der Tür stehen und bietet ihr an, sie mitzunehmen. Sie steht allein da – ihre Freunde sind ohne sie gegangen. Außerdem hat es zu regnen angefangen, Blitze zucken über den Himmel, in kurzem Abstand gefolgt von Donnerschlägen. Vielleicht hat er sie schon früher bemerkt, vielleicht haben sie kurz miteinander gesprochen. Oder er tanzt mit ihr. Er kann sich kaum daran erinnern. Sie trägt ein hübsches ärmelloses Kleid mit irgendeinem Muster. Ihre Arme sind schlank, und wie sich herausstellt, wohnt sie ganz in der Nähe von Philip.
Kein Problem, sagt er, ich fahre dich nach Hause.
Danke, ich weiß das zu schätzen, sagt Iris.
Sie hat keinen Mantel. Philip zieht ritterlich sein Jackett aus und legt es ihr um die Schultern. So laufen sie durch den Regen zum Auto.
Ich habe dich hier auf dem Campus schon gesehen, sagt er, sobald sie im Wagen sitzen.
Ich bin neu hier.
Oh.
Was hast du jetzt vor?, fragt Iris.
Ich gehe aufs Graduate College. M.I.T.
Nach Boston?
Nein, Cambridge. Und du? Was wirst du tun?
Ich weiß noch nicht. Vielleicht unterrichten. Ich mag Kinder. Wir sind sieben Geschwister bei uns zu Hause. Sie lacht, als sie Philip das erzählt.
Du Glückliche. Ich habe nur einen Bruder.
Aha. Älter oder jünger?
Herrje, schau dir diesen Regen an, könnte er auch gesagt haben.
Siehst du auch genug? Da sie nicht selbst fährt, ist sie nicht übermäßig beunruhigt.
Was möchtest du denn unterrichten?, fragt Philip und schaut sie
Weitere Kostenlose Bücher