Das Glück reicht immer für zwei
fragte Britt.
»Ein bisschen schon.«
»Ich bin der vorsichtigste Mensch auf der ganzen Welt.«
»Auch vorsichtige Menschen können mal dumme Dinge tun.«
»Zum Beispiel, mit ihrer Schwester zu streiten, die nur helfen will?«, fragte Britt.
»Zum Beispiel.«
»Tut mir leid wegen dem, was ich vorhin in der Kabine gesagt habe«, sagte Britt. »Ich wollte nicht auf dir herumhacken. Und ich will dich auch nicht unterbuttern. Bitte denk nicht, ich würde …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du anders bist als ich. Ich war einfach nur der Meinung, dass du ein … besseres Leben hättest haben können.«
»Mein Leben ist genau so, wie ich es haben will.«
Britt lachte amüsiert. »Hast du Mitleid mit mir?«
»Natürlich nicht.«
»Beneidest du mich?«
»Nein.«
»Bist du sauer auf mich?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Ich glaube, dass du dich nicht wohl in deiner Haut fühlst«, sagte Mia. »Aber es ist so, Britt, dass ich nicht weiß, in was für einer Art Haut du steckst.«
»Ich nehme mal an, das weiß ich selbst nicht so genau«, erwiderte Britt.
»Ach, nun komm.« Mia hakte sich bei ihrer Schwester ein. »Lass uns einen Schlummertrunk in der Champagnerbar nehmen. Wir stoßen darauf an, dass egal, was die Zukunft bringen mag, wir in diesem Moment an diesem wunderbaren Ort sind.«
Britt nickte versonnen. »Wie Meredith zu sagen pflegt: Nach einem Glas Champagner sieht die Welt besser aus.«
»Ich weiß, du wirst das jetzt nicht gern hören«, sagte Mia, während sie nebeneinander zur Treppe schlenderten. »Aber ich glaube, Meredith und ich würden uns gut verstehen.«
15. Kapitel
POSITION: PUNTARENAS, COSTA RICA.
WETTER: SCHÖN. WIND: SÜDLICH, STÄRKE 3.
TEMPERATUR: 28°. LUFTDRUCK: 1011.1 MBAR.
»Ich bin mir absolut nicht sicher, dass es eine hervorragende Idee war.« Britt sprühte sich Antimückenmittel auf die Beine. »Im Prospekt hörte es sich gut an, aber in Wirklichkeit …«
Mia kicherte. »Würdest du bitte damit aufhören, dir dieses Zeug auf die Haut zu schmieren?«, sagte sie. »Das ist jetzt bereits das dritte Mal, dabei sind wir noch nicht einmal aus dem Bus gestiegen! Kein Insekt hat auch nur den Hauch einer Chance, von dir zu kosten. Schon beim Landeanflug wird es von deinen glitschigen Beinen abrutschen.«
»Sehr lustig«, sagte Britt und rieb sich die Knöchel ein. »Du hast gut reden. Auf dich stürzen sich die Moskitos ja nicht, sodass du bald aussiehst wie ein Streuselkuchen.«
»Stimmt auch wieder.« Mia sah ihrer Schwester belustigt zu. »Das Zeug stinkt gewaltig, also bleib bitte in meinem Windschatten.«
»Ich werde es versuchen. Autsch!«, rief sie aus, als der Bus von der schmalen, von Schlaglöchern übersäten Straße in eine noch schmalere einbog. »Könnte es sein, dass, während du auf derlei Rucksacktouren in der wilden Natur stehst, ich nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gelangen werde, dass dies nicht mein Fall ist?«
»Vielleicht findest du es ja auch großartig, wer weiß«, sagte Mia. »Jedenfalls wirst du durch einen richtigen Regenwald wandern.«
»Ja, ja. Ich fürchte jedoch, dass ich zu den Menschen gehöre, die eher für einen Spaziergang auf der Crafton Street geschaffen sind.«
»Material girl.«
»Und wenn schon.«
Sie fuhren seit fast einer Stunde mit dem Bus, der durch die üppig grüne Landschaft Costa Ricas tuckerte. Britt war erstaunt über die Fruchtbarkeit des Landes, und als sie an einer besonders schönen Stelle hielten, die einen grandiosen Ausblick auf die bis zum Meer hin abfallenden Hänge bot, kam sie nicht umhin, die Landschaft mit dem westlichen Cork zu vergleichen, wo sie als Kinder mit ihren Eltern immer Urlaub gemacht hatten. Dort gab es den gleichen Flickenteppich aus grünen und gelben Flächen, begrenzt von einem biskuitgelben Strand und dem sich anschließenden tiefblauen Ozean. Eine halbe Weltreise entfernt, und doch scheint es, als wären wir in Irland, dachte sie. Bis auf den Unterschied, dass es hier etliche Grade heißer ist, als es je in Cork wird.
Plötzlich musste sie gähnen. Obwohl sie am Vorabend erst spät ins Bett gegangen waren, hatten sie früh aufstehen müssen. Sie fühlte sich an diesem Morgen nicht nur müde, sondern auch entspannt. Sie ruhte mehr in sich selbst (wobei das wohl der Tatsache geschuldet war, dass ihre Workshops zu Ende waren und ihr nur noch die »Romantische Nacht mit Britt Martin« bevorstand, vor der ihr allerdings graute) und fühlte sich auch in Mias
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