Das Glück reicht immer für zwei
moralische Stütze mitnehmen (nicht dass sie, Britt, es nötig habe, schließlich sei sie ein absoluter Superstar und solle das bitte schön nie vergessen).
Britt, die keinen blassen Schimmer hatte, wen sie fragen sollte, erwog schließlich, allein zu fahren. Dann wieder sagte sie sich, dass es zum einen stressig wäre, allein zurechtzukommen, und darüber hinaus ziemlich traurig. Sie selbst hatte kein Problem mit dem Alleinsein (im Gegenteil, sie genoss es), aber sie wollte nicht, dass die anderen Passagiere dachten, sie sei einsam. Schließlich war sie es ihrem Image schuldig, warmherzig und wunderbar zu sein. Jeder, der Der perfekte Mann gelesen hatte, erwartete das von
ihr, auch wenn sie sich im Klaren war, dass die Menschen, die sie kannten, niemals diese Attribute benutzt hätten, um sie zu beschreiben. James und Mia hatten gleichsam das Patent auf die Beschreibung »mürrische Kuh« erworben. Und Ralph, ihr Exmann, hatte sie einmal als hartherziges Miststück bezeichnet. (Andererseits hatte er sie auch die Liebe seines Lebens genannt, wie sie sich wehmütig erinnerte. Um bald darauf ein anderes Lied zu singen.)
Nein, sagte sie sich, sie brauchte auf der Reise jemanden an ihrer Seite. Normalerweise stand ihr Meredith bei ihren Auftritten bei. Sie plauderte ein wenig mit den Lesern, die zu Britt kamen, um sich mit ihr zu unterhalten, sodass diese wesentlich gesprächiger wirkte, als sie eigentlich war. Sie war von Meredith abhängig, die für sie den stimmungsvollen Part übernahm, und darin war ihre Agentin wirklich gut. Ihr fiel ein, dass Mia diese Eigenschaft teilte. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob ihre Schwester genau so organisiert war wie ihre Agentin. Doch da ihr niemand sonst einfiel, der infrage kam, rang sie sich schließlich dazu durch, Mia zu fragen, ob sie sie auf der Reise begleiten wolle.
»Es ist aber mit Arbeit verbunden«, warnte Britt Mia, als diese sie zurückrief, um ihr mitzuteilen, dass sie bereit dazu sei, weil sie, wie Sarah gemeint hatte, unmöglich die Gelegenheit zu einer Luxuskreuzfahrt ausschlagen könne. »Du musst zum Beispiel sicherstellen, dass alles reibungslos funktioniert. Ich habe keine Lust, mit dem Kreuzfahrtdirektor den Ablauf des Unterhaltungsprogramms zu besprechen …« Bei diesem Satz geriet sie ins Stocken. Es erschien ihr absurd, als Teil des Unterhaltungsprogramms betrachtet zu werden. Sie war Scheidungsanwältin und nicht Entertainerin, um Himmels willen.
»Dann spiele ich also eine ähnliche Rolle wie Julia Roberts in America’s Sweethearts ?«, sagte Mia. »Die die ganze Zeit hinter Catherine Zeta-Jones herrennt und ihre Launen erträgt? Bleibt nur die Frage, ob ich zum Schluss dafür den Kerl bekomme.« Sie lachte.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Britt (die
höchst selten ins Kino ging). »Ich brauche jemanden, der sicherstellt, dass der Raum mit allem ausgestattet ist, ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles wie ein Uhrwerk abläuft. Und der nicht zuletzt für gute Schwingungen sorgt.«
»Meine Güte, Britt, du redest von einem Schiff.« Mia kicherte. »Da kann man wohl schwerlich zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Und warum solltest du in einer solch fabelhaften Umgebung nicht selbst gute Schwingungen aussenden?«
»Fabelhaft vielleicht schon. Aber dennoch will alles organisiert sein«, beschied Britt ihr ernst. »Jedenfalls will ich mich nicht in einem gähnend leeren Raum wiederfinden.«
»Ich bezweifle, dass das passieren wird. Du bist doch zurzeit die bekannteste Autorin im ganzen Land, oder? Hat nicht sogar die altehrwürdige Times neulich geschrieben, dass du den Finger am Puls der Frauen hast und weißt, was sie wollen?«
Britt blieb skeptisch. »Die Leute machen Urlaub. Und zwar nicht irgendeinen x-beliebigen Urlaub, sondern einen Liebesurlaub auf einer Valentins-Kreuzfahrt! Also werden sie vor allem eines wollen: Sonne, Meer und Sex am laufenden Band. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie an irgendwelchen Schreibkursen teilnehmen wollen, statt in der Sonne zu liegen. Oder sich in ihrer Kabine um den Verstand zu vögeln.«
Mia lachte schallend.
»Ich muss realistisch sein.« Abermals kämpfte Britt gegen das Gefühl von Panik an, das sie zu überwältigen drohte. »Annie und Meredith haben das Ganze ausgeheckt. Aber ich muss es nun ausbaden, und ich bin diejenige, die hinterher die Schmach erleidet, wenn es danebengeht.«
Und genau das war der Punkt, dachte Britt. Meredith hatte die
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