Das Glück reicht immer für zwei
so idealistisch, wie er zunächst gemeint hatte. Vielleicht konnte wirklich jeder den oder die Richtige finden.
Selbst er hatte die Richtige gefunden, auch wenn er es nicht mehr für möglich gehalten hätte.
19. Kapitel
POSITION: ACAPULCO.
WETTER: SONNIG UND KLAR. WIND: SÜDLICH, STÄRKE 3.
TEMPERATUR: 29°. LUFTDRUCK: 1011.1 MBAR.
ZURÜCKGELEGTE REISESTRECKE: 2941 SEEMEILEN.
Nachdem sie nicht einmal vier Stunden geschlafen hatte, war Britt am nächsten Tag müde und hatte schlechte Laune. Mia, die glaubte, ihre Schwester ärgere sich, weil sie keinen Preis bei der Schatzsuche eingeheimst hatten, versuchte erst gar nicht, sie aufzuheitern. Sie erinnerte sie nur daran, dass sie an diesem Morgen den berühmten Klippentauchern zuschauen würden, also sollten sie sich ein bisschen beeilen. Außerdem, fügte sie hinzu, müssten sie sich allmählich auch ans Packen machen – ihr Gepäck würde am Abend abgeholt werden.
»Ich kann nicht glauben, dass wir schon wieder nach Hause fliegen«, sagte sie. »Die Zeit ist so schnell vergangen, und ich habe jede einzelne Minute genossen. Aber ich freue mich natürlich darauf, Allegra wiederzusehen. Ich habe sie schrecklich vermisst.«
Britt ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, wenn auch jemand sie vermisst hätte. Doch dann ermahnte sie sich, nicht albern zu sein, schließlich gab es durchaus jemanden, der sich über ihre Rückkehr freuen würde: Meredith, die hoffte, sie würde sich umgehend an ihren Schreibtisch setzen und ihr zweites Buch beginnen. Andererseits fragte sich Britt, warum sie überhaupt noch einen Gedanken daran verschwendete, da sie bereits beschlossen hatte, kein zweites Buch zu schreiben. Wobei in der vergangenen Nacht, als sie schlaflos im Bett gelegen und über Leo
nachgedacht hatte, ihr eine Idee für eine Handlung gekommen war, sodass sie erst recht nicht schlafen konnte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie bereit für ein weiteres Buch war. Es bestand kein Grund, die Figuren auszuarbeiten, die in ihrer Fantasie bereits Gestalt angenommen hatten.
Nachdem sie die berühmten Klippentaucher von Quebrada gesehen hatten (ein grauenhafter Anblick, da waren sich die beiden Schwestern einig), entspannten sie sich den Rest des Tages am Strand und schwammen in der Bucht. Dann besuchten sie eine der zahlreichen Strandbars und bestellten Tortillas und Bier. Unter den vielen Touristen, die die Stadt bevölkerten, begegneten sie nicht einem einzigen Mitpassagier vom Schiff. Britt sagte, es sei nett, wenngleich ungewohnt, wieder in das Gewühl einer Stadt einzutauchen. Mia stimmte ihr zu, mal wieder ein bisschen Leben um sich herum zu spüren, doch um ehrlich zu sein, ziehe sie die Ruhe und Beschaulichkeit von Costa Rica und Guatemala vor. Bei der Erwähnung Guatemalas sah Britt sie besorgt an, doch Mia meinte, keine Angst, der Gedanke an Guatemala und Alejo würden sie nicht mehr aus der Bahn werfen. Britt könne beruhigt sein.
Warum, so fragte sich Britt, musste ich während dieser Reise eigentlich immer wieder den wunden Punkt bei irgendwelchen Menschen berühren? Nach wie vor plagte sie das schlechte Gewissen wegen dem, was sie in der vergangenen Nacht zu Leo gesagt hatte. Sie hatte Mia nicht erzählt, dass sie ihn zu später Stunde noch auf dem Deck getroffen hatte. Mia wusste nicht einmal, dass sie die Kabine verlassen hatte. Leos gequälte Miene war Britt noch immer ins Gedächtnis gebrannt. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte er, auch wenn er das Gegenteil behauptete, die Sache mit seiner Exverlobten und seinem Bruder keineswegs überwunden. Solange er diese Tragödie nicht wirklich aufgearbeitet hatte, war seine Beziehung mit Pippin zum Scheitern verurteilt, da war sie sich ziemlich sicher. Und sie war sich nicht nur nach wie vor sicher, dass die Beziehung zwischen Leo und dem Model nur von
kurzer Dauer sein würde, sondern auch, dass es für Leo eine Katastrophe sein würde, wenn sie in die Brüche ging. Doch was sie am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass ein distanzierter Mensch wie sie, der überhaupt nicht dazu neigte, die Nase in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken, sich so sehr für Leos Schicksal interessierte.
»Du wirkst so abwesend«, sagte Mia, während sie Corona-Bier tranken und auf die Bilderbuchbucht hinausblickten. »Jetzt habe ich dich bestimmt schon zum hundertsten Mal nach deinen Plänen nach der Reise gefragt, und du hast mir immer noch keine Antwort gegeben.«
»Du hast zwei Mal gefragt«,
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