Das Glück reicht immer für zwei
ihren Reisen mitzubringen, außerdem passe der Schal hervorragend zu Harrietts dunkelblauen Augen.
»Du meine Güte, was bist du nur für eine Schmeichlerin«, sagte Harriett. »Und, hast du auf dem Schiff auch ein paar romantische Stunden erlebt?«
»Nicht eine einzige«, erwiderte Britt prompt, wobei sie spürte, wie sie errötete, sodass ihre Nachbarin sie erst recht neugierig ansah.
Ein paar Wochen später hatte sie eine Verabredung mit Meredith in dem schicken Merrion Hotel. Sie setzten sich in die elegante Lobby und tranken in einer Fensternische mit Blick auf den Innenhofgarten Kaffee.
»Also.« Meredith stellte die zierliche Porzellantasse auf den Palisandertisch vor sich und sah Britt forschend an. »Du hattest also eine fantastische Zeit auf dem Schiff, und alles ging gut, obwohl ich nicht dabei war, um mich um dich zu kümmern!« Sie rieb sich die Schulter, die manchmal noch schmerzte. »Nun, da du gut erholt wiedergekommen bist, müssen wir entscheiden, was wir als Nächstes tun!«
Britt lehnte sich in ihrem Sessel zurück und wickelte das Ende einer Haarsträhne um den Finger.
»Ich habe viel darüber nachgedacht«, sagte sie bedächtig.
»Du solltest ein bisschen mehr tun, als nur nachzudenken«, sagte Meredith entschlossen.
»Den Perfekten Mann habe ich für mich geschrieben«, fuhr Britt ungerührt fort. »Ich hatte keinen Plan, machte mir keine Gedanken über die Figurenzeichnung oder den Handlungsaufbau. Tatsächlich habe ich mich im Laufe meines Workshops auf der Aphrodite gewundert, dass mein Buch, obwohl ich keinen blassen Schimmer von Schreibtechniken hatte, veröffentlicht und noch dazu ein solch großer Erfolg wurde.«
»Süße, du warst auch als Anwältin erfolgreich«, hob Meredith hervor. »Alle, die dich kennen, bezeichnen dich als äußerst ambitioniert. Also konnte der Erfolg deines Romans kein allzu großer Schock für dich gewesen sein.«
»Doch. Weil es etwas völlig anderes war. Ich hatte nie Ambitionen, was das Schreiben angeht. Ich wollte nur gut in meiner Arbeit sein. Der perfekte Mann war etwas Einmaliges.«
»Wenn du so sehr gegen das Schreiben eingestellt bist, werde ich nicht weiter versuchen, dich zum Weiterschreiben zu überreden«, sagte Meredith seufzend. »Schade ist es trotzdem. Und
ich bin überzeugt, dass Lisa-Anne ebenso denken wird, weil sie dein Buch mit so viel Enthusiasmus verlegt hat. Aber es hat keinen Sinn, dass ich dich weiter zu etwas dränge, was du nicht willst. Im Übrigen ist es ohnehin sinnlos, wenn du nicht mit dem Herzen bei der Sache bist.«
»Wenn ich ein anderes Buch schreibe und niemand will es kaufen, was ist dann?«
»Dann wird das Leben trotzdem weitergehen.«
»Aber dann hätte ich alle enttäuscht. Alle erwarten von mir, dass ich mit meinem nächsten Roman die Leser wieder ins Herz treffe oder was immer das Geheimnis meines Buches war. Die Sache ist nur, ich weiß nicht, wie ich es beim Perfekten Mann hingekriegt habe. Es ist mir einfach gelungen, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Wenn ich jetzt etwas schreibe, was den Leuten nicht gefällt, werden sie sagen, ich sei gescheitert, und das könnte ich nicht ertragen.«
»Also wirst du aus Angst vor dem Scheitern es gar nicht erst versuchen?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Britt sah Meredith zweifelnd an.
»Hast du denn eine Idee?« Meredith war plötzlich klargeworden, dass Britt den Gedanken, ein neues Buch zu schreiben, nicht mehr kategorisch von sich wies, wie sie es bislang immer getan hatte.
»Eine Idee würde ich es nicht nennen«, sagte Britt zögerlich. »In den letzten Wochen, als ich allein zu Hause herumsaß, habe ich viel darüber nachgedacht. Es ist wie ein Stich, an dem ich mich immerzu kratzen muss. Aber nicht dass du denkst, es ist Der perfekte Mann in neuem Gewand.«
»Das verlangt auch niemand von dir.« Meredith sah sie aufmunternd an. »Warum schreibst du nicht einfach ein paar Seiten? Ich schaue sie mir an, dann reden wir darüber.«
Britt griff in ihre Aktentasche und zog einen Stoß Papier heraus.
Meredith verschlug es beinahe die Sprache. »Du hast bereits angefangen?«
»Ja.« Britt zog die Stirn in Falten. »Ich hatte da so eine Idee. Sie ist mir immerzu im Kopf herumgespukt, und plötzlich musste ich anfangen … Ich konnte nicht anders. Während ich darauf wartete, dass die Zeit vergeht, bis ich endlich Jeffrey in der Kanzlei anrufen kann – du weißt, er ist verreist –, habe ich zu schreiben angefangen, und jetzt muss ich es wohl
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