Das Glück reicht immer für zwei
meine Ehe mit ihm. Über alles.
Dem Perfekten Mann sei Dank.
Wobei Dank wohl nicht das richtige Wort war.
Sie sollte besser glücklich und stolz sein.
Sie wusste, dass jedermann sie als die glücklichste Frau betrachtete. Dabei wäre es ihr lieber gewesen, wenn ihre Ehe funktioniert hätte. Wenn sie sich nicht den Perfekten Mann hätte ausdenken müssen. Sondern ihn gekannt und geheiratet hätte. Wenn sich ihre Überzeugung, dass romantische Liebe Unsinn war, als falsch erwiesen hätte.
Nachdem Sabrina, ihre Rechtsanwältin, den Bedingungen des Scheidungsvertrags zugestimmt hatte, waren sie in ein schickes Restaurant gegangen, um das Ereignis zu feiern. Die Unterhaltung, die sie führten, war ganz anders als die bisherigen. Bis dahin hatten beide einen äußerst professionellen Umgang gepflegt: Britt hatte Sabrina alle nötigen Informationen über das Scheitern ihrer Ehe gegeben, während Sabrina ihr den möglichen Ausgang der Verhandlung dargelegt hatte, und zwar mit einem Minimum an Emotionen, als hätte all das nichts mit Britts aktuellem Leben zu tun, sondern als müsste man sich nur vorübergehend mit unangenehmen Details befassen.
Beim Kaffee angelangt seufzte Britt und sagte zum ersten Mal
etwas Persönliches zu Sabrina. Die ganze Angelegenheit habe ihr Vertrauen in alles und jeden erschüttert, und es sei ihr verdammt schwergefallen, damit fertigzuwerden.
Sabrina sah ihre Mandantin erstaunt an. Zum ersten Mal zeigte Britt Gefühle bezüglich ihrer gescheiterten Ehe. Sie hatte gedacht, dass sie tatsächlich so kühl und unemotional sei, wie man sich in den juristischen Kreisen der Stadt erzählte. Und dass sie sich mehr um die ihr entgangene Arbeitszeit sorgte, die die Scheidung in Anspruch nahm, als um irgendetwas anderes.
»Ich wusste gar nicht, dass es Ihnen so viel ausmacht«, sagte sie.
»Natürlich macht es mir was aus. Am meisten schmerzt mich die Erkenntnis, dass ich so dumm war. Dass ich mehr auf mein Herz als auf meinen Verstand gehört habe, als würde das eine Rolle spielen, wenn man jemanden heiratet!«
»Die meisten Menschen würden wahrscheinlich meinen, dass das Herz dabei wichtig ist.«
»Aber sie irren«, sagte Britt mit Inbrunst. »Wie Sie eigentlich wissen sollten. Eine Heirat ist mehr als ein unkontrollierter Hormonschub und herzförmige Schokolade. Es ist ein rechtsgültiger Vertrag. Und genau so sollte man es auch sehen.«
»Das tut aber niemand.«
»Es wäre besser, die Menschen täten es. Vor allem Menschen wie wir. In unserem Geschäft erleben wir tagtäglich, wie wichtig es ist, einen klaren Kopf zu bewahren. Wir wissen, wie viele Ehen zerbrechen. Weil sie einfach nicht funktionieren können.«
»Es gibt zahlreiche funktionierende Ehen«, sagte Sabrina.
»Viel weniger, als man denkt. Und wissen Sie, warum? Weil wir einen Menschen in unser Herz lassen, der es nicht wert ist; wir akzeptieren seine Fehler, mögen sie auch noch so groß sein, und lassen ihm alles durchgehen – und warum? Weil wir Angst vor dem Alleinsein haben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Angst hatten, allein zu sein«, erwiderte Sabrina.
»Niemand will als exzentrischer alter Eigenbrötler enden, der die Fußbälle der Kinder konfisziert, die zufällig in seinem Garten landen. Ich dachte, es wäre schön, Teil eines Paars zu sein. Wie dumm von mir. Ich hätte es besser wissen sollen.«
Sabrina lachte. »Sie haben den perfekten Mann gesucht«, sagte sie. »Und den gibt es nicht.«
»Nein, das habe ich nicht«, sagte Britt mit Nachdruck. »Ich war einfach nur jung und dumm und dachte, dass es anständige Kerle auf der Welt gibt.«
»Es gibt anständige Kerle.«
»Ja, ja, in Romanen.«
»Sie sollten selbst einen schreiben«, sagte Sabrina. »Auf diese Weise könnten Sie alle männlichen Schwächen ausbügeln. Es würde Ihnen guttun, vielleicht wäre es sogar eine Art Therapie.«
Britt hatte gelacht. Doch ein paar Monate später, nachdem sie ein ähnliches Gespräch bei einem Mittagessen mit einer Mandantin führte, deren Ehe zerbrochen war, kam ihr in den Sinn, dass Sabrina gar nicht so unrecht hatte. Wenn sie sich einen perfekten Mann erfand, würde die Tatsache, dass sie ihm im wirklichen Leben nicht begegnet war, womöglich nicht mehr ins Gewicht fallen. Er würde nur in ihrer Vorstellung existieren, und sie liefe nicht Gefahr, ihn kennenzulernen und sich mit ihm herumschlagen zu müssen! Er könnte zum Beispiel so sein wie jene imaginäre Freundin, die sie während ihrer
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