Das Glück reicht immer für zwei
Kanzlei in Dublin, während er, wie er sagte, als Barmann Charakterstudien betreibe.
Warum er nicht als Model arbeite, fragte sie ihn, unfähig, die Augen von seinem muskulösen Bauch abzuwenden. Er lachte und meinte, als er sechs Jahre alt war, sei er das Werbegesicht für eine Eiscreme namens MishMashMallow gewesen. Sie runzelte die Stirn und erwiderte, sie erinnere sich nicht daran. Woraufhin er erwiderte, niemand könne sich an diese Eiscreme erinnern, aber noch Jahre später hätten die Menschen sein Gesicht wiedererkannt. Jetzt natürlich nicht mehr, fügte er hinzu.
Er brachte sie zum Lachen, das war die Eigenschaft an ihm, die sie am besten im Gedächtnis behalten hatte. Bis er sie eines Tages zum Weinen brachte. Sie weinte sonst nie. Doch als die Beziehung mit Ralph in die Brüche ging, konnte sie nicht mehr mit dem Weinen aufhören.
Der perfekte Mann wurde schließlich zu ihrer Therapie, wobei sie nie gedacht hätte, dass sie den Roman irgendjemandem zu lesen geben würde, geschweige denn der ganzen Welt.
Ihre Scheidungsanwältin war es gewesen, die ihr dazu geraten hatte, sich den Kummer von der Seele zu schreiben, um über ihre zerbrochene Ehe hinwegzukommen. Die Ironie, dass sie jemanden brauchte, der ihr Rat gab und ihre eigene Scheidung abwickelte, war ihr keineswegs entgangen, doch sie hatte eingesehen, dass es nicht ratsam wäre, es ohne fremde Hilfe zu versuchen. Sie wusste sehr wohl, wie wichtig es war, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn es darum ging, Scheidungsvereinbarungen auszuhandeln, auch wenn die gegnerische Partei auf Streit aus war. Sie fühlte sich zwar durchaus in der Lage, selbst mit Ralph und dessen Anwalt ruhig und besonnen zu verhandeln, wollte aber
dennoch nicht das Risiko eingehen, am Ende die Fassung zu verlieren. Denn sie hatte bereits ein Mal die Fassung verloren, nämlich als sie Ralph geheiratet hatte. Außerdem war sie sich sicher, dass sich Ralphs Anwalt bei der Aushandlung der Scheidungsvereinbarung alle Mühe geben würde, ihr die Schuld für das Scheitern der Ehe in die Schuhe zu schieben, obwohl das Gegenteil der Fall war (zumindest war sie fest davon überzeugt; aber es war schwierig, bei der eigenen Scheidung objektiv zu bleiben). Ein weiterer Grund, jemand anderem die Verhandlung zu überlassen.
Wie auch immer, sie hatte beschlossen, dass es nicht von Vorteil wäre, ihre eigene Scheidung abzuwickeln, obwohl sie so erfolgreich darin war, für andere Frauen das Beste herauszuholen. Ihr bislang spektakulärster Fall war die Scheidung einer ehemaligen Stewardess, deren Ehe nicht einmal ein ganzes Jahr gedauert hatte. Dennoch war es Britt gelungen, die von der gegnerischen Seite gebotene Unterhaltszahlung um sage und schreibe zweihundertfünfzig Prozent zu erhöhen. Woraufhin die Zeitungen witzelten, dass eine Heirat ein hervorragender Karrieresprung für Frauen sei, die am Ende ihrer Leiter angekommen seien. Dabei ließen sie unter den Tisch fallen, dass ihre Mandantin für eine private Fluggesellschaft gearbeitet hatte, die weit über Tarif bezahlte. Oder dass sie bei ihrer Heirat auf ihr gutes Einkommen und andere Vergünstigungen verzichtet hatte, weil ihr Gatte, ein Geschäftsmann, wünschte, dass sie stets zur selben Zeit wie er zu Hause war. Und dass dieser Geschäftsmann Hals über Kopf die Scheidung verlangte, nachdem er ein Verhältnis mit seiner Assistentin begonnen hatte, kaum war er mit seiner Frau aus den Flitterwochen zurückgekehrt. Britt argumentierte kurz und bündig, aber überzeugend und freute sich gemeinsam mit ihrer Mandantin über das Ergebnis. Auch wenn sie sich über die Schlagzeilen in der Presse ärgerte (eine lautete: »Aufgepasst, Jungs! Diese Frau weiß, wie sie euch das Geld aus der Tasche zieht!«). Daraufhin beschloss sie, dass sie besser die Finger von ihrem eigenen Fall ließ.
Sie wollte nichts von Ralph. Sie wollte ihn nur für immer aus ihrem Leben streichen. Sie wollte vergessen, dass sie sich von ihm so sehr hatte umgarnen lassen, dass sie an die Existenz der wahren Liebe geglaubt hatte. Sie wollte vergessen, dass sie sich von seinen Worten und Blumen hatte betören lassen und seiner Art, mit der er sie, zumindest für kurze Zeit, glauben machte, sie sei für ihn der wichtigste Mensch auf der Welt.
Hör auf damit, sagte sie sich jetzt und bemühte sich, ihre Gesichtsmuskeln und Schultern zu entspannen und dem Strom der Erinnerungen Einhalt zu gebieten. Es war so lange her. Ich bin über Ralph hinweggekommen. Und über
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