Das Glück reicht immer für zwei
die Symmetrie des Ganzen: Da hatte Ralph sie mit einem schwarzen Loch von Schulden zurückgelassen, und gleichzeitig war es Ralph, dessentwegen sie das Buch geschrieben und dem sie somit die unerwartete Finanzspritze zu verdanken hatte.
Sie hoffte (das war eine Frage von Stolz), dass sich Der perfekte Mann ordentlich verkaufen würde. Aber ihr Leben würde das Buch bestimmt nicht verändern. Kein Mann – bei dem Gedanken konnte sie sich ein grimmiges Schmunzeln nicht verkneifen –, perfekt hin oder her, würde ihr Leben je wieder verändern.
Es war schon erstaunlich, dass sie sich abermals geirrt hatte, sollte sie später denken. Denn natürlich veränderte das Buch ihr Leben komplett, obwohl sie es weder gewollt noch damit gerechnet hatte. Und zwar weil das Buch sämtliche Erwartungen Merediths und des Verlags übertraf.
»Es ist unglaublich«, sagte Meredith bei einem Abendessen, mit dem sie feierten, dass das Buch die Bestsellerlisten gestürmt hatte und den unmittelbaren Konkurrenztitel bei den Verkaufszahlen weit hinter sich ließ. »Es liegt an Jack, der ist der Schlüssel zum Erfolg. Er ist so großartig und attraktiv, eine Figur, die sowohl Frauen als auch Männer anspricht. Wie ich gesagt habe, Jack Hayes steckt Mr Darcy in den Sack.«
Da war sich Britt nicht so sicher. Im Übrigen hatte sie noch nie verstanden, warum die Leserinnen so von Mr Darcy fasziniert waren. Sie hatte Stolz und Vorurteil in der Schule gelesen, und
zwar gern, aber Mr Darcy war ihr zu verdrießlich erschienen. In ihren Augen wurde er völlig überschätzt. Wenn nicht die mehrfache Verfilmung und Fernsehserie gewesen wäre – insbesondere Colin Firth in der Szene mit dem nassen Hemd –, wären wahrscheinlich nicht so viele Frauen dieser Figur erlegen. Jedenfalls war Jack Hayes in ihren Augen in keiner Weise mit Mr Darcy vergleichbar. Er war dem Leben gegenüber viel positiver eingestellt.
Bei diesem Gedanken mahnte sie sich zur Vernunft, weil sie Jack in ihrer Vorstellung wie einen real existierenden Menschen behandelte und überhaupt das Buch viel zu wichtig nahm.
Ein paar Wochen nach dem Erscheinen des Romans – er führte noch immer die Bestsellerlisten an – wurde Britt klar, dass sie ihre Karriereoptionen überdenken musste. Trevallion wollte, dass sie sich auf eine großangelegte PR-Tour begab (obwohl sie jedes Interview abgelehnt hatte, erschienen immer wieder Zeitungsartikel über die Scheidungsanwältin, die diesen romantischen Liebesroman, einen Bestseller, geschrieben hatte); Meredith hatte eine Reise nach New York zu dem amerikanischen Verlag organisiert, der mit ihr einen Vertrag abschließen wollte; und Jeffrey Clavin, der geschäftsführende Partner von Clavin & Grey, ließ sie in sein Büro kommen, um ihr vorzuschlagen, unter diesen Umständen ihre Karriere als Anwältin vorläufig ruhen zu lassen.
»Neuerdings rufen hier Frauen an, die wollen, dass ›diese Liebesromanautorin‹ ihre Scheidung abwickelt«, sagte er irritiert. »Dann wieder gibt es Frauen, denen es egal ist, wer von unseren Anwälten ihren Fall übernimmt, solange es nicht ›diese Liebesromanautorin‹ ist, denn was soll die schon von einer Scheidung verstehen. Es geht nicht, dass ich den ganzen Betrieb um dich herumjongliere, Britt.«
»Aber ich bemühe mich doch, mich bedeckt zu halten!«, verteidigte sie sich. »Ich habe ein Pseudonym benutzt, sorge dafür, dass ich auf den Pressefotos vollkommen anders aussehe …«
»Ach, Britt!« Er sah sie ungeduldig an. »Wir sind hier in Dublin,
du meine Güte. Jeder weiß, wer du bist – hat nicht eines dieser Boulevardblätter sich über deinen Fall ausgelassen, bei dem du eine ›obszöne‹ Summe ausgehandelt …«
»Okay, okay«, fiel sie ihm ins Wort. »Aber die Menschen werden das bald wieder vergessen haben.«
»Ich weiß nicht, was mit dir los ist«, sagte er. »Die meisten Frauen würden mit Handkuss einen derart stressigen Beruf gegen das Leben einer Romanautorin eintauschen. Ich meine, was hättest du anderes zu tun, als dich treiben zu lassen und dir die unwahrscheinlichsten Liebesgeschichten auszudenken und zwischendurch shoppen zu gehen oder dich mit Freundinnen zum Mittagessen zu verabreden?«
»Ich bin keine Autorin!«, erwiderte Britt empört. »Ich bin Scheidungsanwältin, die ein Buch geschrieben hat. Das ist etwas völlig anderes. Außerdem pfeife ich aufs Shoppen oder auf Mittagessen mit Freundinnen. Gib mir Urlaub, Jeffrey.«
»Gut, ich werde darüber
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