Das Glück reicht immer für zwei
nicht sogar mal mit einer gegangen, der Richard den Laufpass gegeben hatte?
Danach hatte Richard die Party verlassen, und William war ihm nach kurzem Zögern gefolgt. Er sah Richard am Randstein stehen. William hatte noch eine Mordswut im Bauch, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er sich besser von ihm fernhalten, ein Taxi nehmen und schnurstracks nach Hause fahren sollte. Er erspähte ein gelbes Taxischild und winkte den Wagen heran. Richard hatte es ebenfalls gesehen und gab dem Fahrer ein Zeichen. Beide Brüder beanspruchten das Taxi, keiner wollte dem anderen den Vortritt lassen.
Sie stritten sich laut, stießen sich gegenseitig an, und als Richard versuchte einzusteigen, packte William ihn am Kragen seines Jacketts. »Ich bring dich um, du Scheißkerl!«, schrie er.
War das übertrieben?, fragte sich Britt. »Ich bring dich um« war ein Satz, den manche Menschen in ihrer Wut äußerten, ihn aber selten so meinten. Es war ein verbales Ventil, um die angestauten Emotionen freizulassen.
Sie fuhr fort, den Text zu überfliegen, bis sie auf der letzten Seite anlangte. Dieses Buch war düsterer als Der perfekte Mann . Im Gegensatz dazu bot es den Lesern keine Lösungen an. Aber sie war dennoch zufrieden. Sie hätte nicht gedacht, je wieder einen
Roman zu schreiben, aber nun hatte sie es getan und war stolz darauf. Sie war stolz darauf, dass die Brüder sich nach ihrem Streit wieder ausgesöhnt hatten. Es war gut so, auch wenn zwei Frauen gar nicht erst auf die Idee gekommen wären, ihre Differenzen mit einem handfesten Faustkampf am Straßenrand auszutragen, aus dem der eine mit einem blauen Auge und der andere mit einer geschwollenen Lippe hervorging.
Die Finger über der Tatstatur hielt sie inne. Dann tippte sie das Wort ENDE unter die letzte Zeile. Zehn Minuten lang saß sie vor dem Laptop und starrte ins Leere; plötzlich fühlte sie sich einsam.
Doch als sie kurz darauf ins Bett ging, fiel sie augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Mia und Allegra saßen im Planschbecken, als Allegra erneut nach ihrem Vater fragte.
»Warum ist er nicht da?«, fragte sie und tauchte ihre Puppe ins Wasser. »Dann könnte er mit mir schwimmen.«
Mia stellte sich den großen Pool vor dem Haus in Granada vor. Allegra wäre begeistert, dachte sie. Würde sie je die Gelegenheit haben, darin zu schwimmen? Aber warum sollte sie das? Es war auch Beléns und Eduardos Zuhause. Wenn sich Alejo scheiden ließe, wäre er wahrscheinlich derjenige, der ausziehen müsste.
Doch auch als sie am Tag nach ihrem Besuch telefonierten, hatte er nichts von einer Scheidung gesagt. Er redete immerzu nur davon, wie sie sich geliebt hatten. Dass es noch schöner gewesen sei als in seiner Erinnerung; allein der Gedanke daran würde ihn erregen, und ob es ihr genauso ergehe.
Ja, das tat es.
Nein, tat es nicht.
Ihre Erregung wurde sofort überlagert von ihren Schuldgefühlen. Denn wann immer sie an das Haus in Granada dachte, sah sie das Foto von Belén und Eduardo vor sich, das am Kühlschrank hing.
Wie konnte ich nur?, fragte sie sich. Wie konnte sie das Haus einer anderen Frau betreten und mit deren Mann schlafen? Sex mit Alejo an irgendeinem anderen Ort war eine Sache, aber mit ihm in seinem eigenen Haus zu schlafen war … respektlos. Das Wort war irgendwann in ihr Bewusstsein gesickert, und anfangs wusste sie nicht so recht, ob es zutraf. Aber jetzt war sie sich dessen sicher. Nicht dass sie sich wegen Belén sorgte (jedenfalls nicht allzu sehr), aber es war falsch gewesen, was sie in ihrem Haus getan hatte.
Dann wieder sagte sie sich, dass es keine Bedeutung hatte, denn Belén würde es ohnehin nie erfahren. Und doch wurde sie die Gewissensbisse nicht los. Als dann Alejo anrief und diese Dinge zu ihr sagte – er hatte seither fast täglich angerufen –, konnte sie nichts anderes fühlen als Schuld. Sie fragte sich sogar, von wo aus er anrief, denn der Gedanke, dass er es von zu Hause aus tat, egal ob Belén dort war oder nicht, verstärkte ihre Schuldgefühle nur noch.
Gewöhnlich meldete er sich um sieben Uhr abends. Mia sagte ihm nicht, dass sie und Allegra zu dieser Uhrzeit zu Abend aßen – extrem früh für die Einheimischen, aber weil sie im Gegensatz zu ihren Nachbarn meistens schon vor Mitternacht ins Bett ging, war diese Zeit für sie angenehm. Doch seit Alejo anrief, aß sie meist später, und manchmal hatte sie nach den Telefonaten keinen Hunger mehr.
Als er eines Tages nichts von sich hören ließ,
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