Das Glück reicht immer für zwei
fühlte sie sich wie eine Katze auf dem heißen Blechdach. Und als das Telefon am nächsten Abend um Viertel nach sieben klingelte, nahm sie beim ersten Klingeln ab.
»Du bist aber schnell dran«, sagte eine Stimme. »Ich würde ja gern denken, dass du meinen Anruf sehnsüchtig erwartet hast, aber das wäre wohl ein bisschen zu viel verlangt.«
»Steve?«, sagte sie verdutzt.
»Ja, dein freundlicher Schiffsoffizier. Der anruft, um dir zu sagen, dass er in ein paar Tagen wieder in Málaga sein wird.«
»Warum hast du mir nicht einfach gemailt?«, fragte sie. Steve hatte ihr alle paar Tage E-Mails geschickt, fröhliche, witzige Nachrichten, die Mia jedes Mal ein Schmunzeln entlockten. Manchmal antwortete sie ihm in dem gleichen neckenden Ton. Und manchmal ließ sie sie einfach unbeantwortet.
»Weil ich deine Stimme hören wollte.«
»Oh. Ich hatte eigentlich erst in ein paar Wochen wieder mit dir gerechnet.«
»Kleine Änderung in unserem Zeitplan«, sagte er heiter. »Das kommt hin und wieder vor. Und in diesem Fall habe ich ganz und gar nichts dagegen, da es mir die Gelegenheit gibt, dich bald wiederzusehen.«
Sie zögerte.
»Es sei denn, du hast keine Zeit.« Er sagte es ohne Vorwurf in der Stimme.
»Nein. Nein. Das ist es nicht.« Sie umklammerte den Hörer fester. »Es ist …«
»Ist alles okay?«, fragte Steve.
»Ja, alles bestens.« Sie holte tief Luft. »Allegras Vater ist wieder auf der Bildfläche erschienen.«
»Oh.«
»Er wohnt nicht bei uns oder so was in der Art«, beeilte sich Mia zu sagen. »Das nicht, aber …«
»Was willst du jetzt tun? Wieder eine Beziehung mit ihm beginnen?« Diesmal klang seine Stimme eine Nuance schärfer.
»Ich will das Richtige tun. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, was das Richtige ist. Er ist Allegras Vater. Es ist wichtig, dass ich Kontakt zu ihm halte. Und ich dachte, weil er ihr Vater ist, müsste ich ihn auch lieben.«
»Er wird immer ihr Vater bleiben, doch er muss nicht bis in alle Ewigkeit der Mann sein, den du liebst.«
Aber sie hatte Alejo immer geliebt. Nicht wegen Allegra, sondern weil er der Richtige für sie war.
»Schau, wenn du wegen dieses Mannes durcheinander bist, macht es natürlich keinen Sinn, dass wir uns sehen«, fuhr Steve fort. »Ich will dich nicht noch mehr durcheinanderbringen. Zumindest nicht deinen Kopf. Andere Teile schon eher«, fügte er trocken hinzu.
»Du bist ein netter Kerl, Steve Shaw«, sagte sie. »Viel zu nett für mich.«
»Du hast den Besten verdient. Jemanden, für den du der wichtigste Mensch auf der Welt bist.«
»Das bin ich doch schon für Allegra«, sagte sie betont heiter.
»Für mich bis du auch verdammt wichtig.«
»Ach ja?«
»Das weißt du doch.«
Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er in seiner Uniform vor ihr gestanden hatte, hinter ihm die Aphrodite , und wie er zu ihr gesagt hatte, er wolle nicht nur eine Affäre mit ihr haben. Alejo will auch nicht nur eine Affäre, sagte sie sich. Er liebt mich.
»Aber wie gesagt, wenn du zu beschäftigt bist, um mich zu treffen, verstehe ich das. Ich hätte mich einfach nur gefreut, wenn es geklappt hätte.«
»Ich würde dich gern sehen«, sagte Mia plötzlich, »aber ich will nicht, dass du hinterher enttäuscht bist.«
Er lachte. »Dann sollten wir uns treffen. Und wenn es für uns beide enttäuschend ist, segle ich in den Sonnenuntergang hinein und lasse dich in Frieden.«
»Gut.«
»Bis bald.«
»Ja. Bis bald.«
Es war Vanessas Geburtstag. Anfang der Woche hatte sich Leo daran erinnert, den Gedanken aber wieder von sich geschoben. Doch als er jetzt an seinem Schreibtisch saß und das Datum in dem interaktiven Kalender in der rechten oberen Ecke seines
Computers sah, rief er sich ins Gedächtnis, wie er sie im vergangenen Jahr ins Patrick Gilbaud ausgeführt und ihr die Silberkette mit dem Goldmedaillon mit einem Foto von ihnen beiden geschenkt hatte. Wie arrogant von mir, dachte er jetzt. Arrogant und vertrauensselig, denn ich habe keine Sekunde lang gedacht, sie könnte mich betrügen. Ich war mir ihrer so sicher, und doch hat mich mein Gefühl getrogen. Woher soll ich also diesmal wissen, dass ich alles richtig mache?
Der Gedanke überraschte ihn. Alles sah danach aus, dass er diesmal auf dem richtigen Weg war. Schließlich würde er in wenigen Monaten heiraten, oder nicht? Waren er und Pippin inzwischen nicht bei Debenhams gewesen, um sich eine Hochzeitsliste zusammenstellen zu lassen?
Wenngleich sie es ihm immer noch
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