Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
gestanden hatte, zurzeit im Stich ließ, nachdem sie ihren Platz einer Serie höchst unwillkommener Emotionen überlassen hatte.
    Wie immer in Stresssituation begann er mit den Knöcheln zu knacken. Er wusste sehr wohl, dass es eine Stressreaktion war, konnte aber dennoch nichts dagegen tun. Unaufhörlich musste er daran denken, dass es womöglich ein Fehler gewesen war, diese Reise anzutreten, mochte ihm Mike auch noch so gut zugeredet haben. Bestimmt würde sie eine Art reinigende Wirkung auf ihn haben, hatte sein bester Freund gesagt, in einem Ton, den er ihm gegenüber noch nie angeschlagen hatte. Du brauchst einen Tapetenwechsel, Junge. Das wird dir guttun.
    Wohl oder übel hatte Leo ihm recht gegeben. Doch jetzt, in der extravaganten Delphi-Suite, ließ ihn das Gefühl nicht los, dass die Aphrodite wohl der am wenigsten geeignete Ort für einen Tapetenwechsel war.
    »Du kannst dich doch nicht bis in alle Ewigkeit selbst geißeln«, hatte Mike zu ihm gesagt. Leo fand nicht, dass er sich selbst geißelte. Ihn plagten Gewissensbisse, das war alles. Dass er sich ausgerechnet die Aphrodite als Fluchtmöglichkeit ausgesucht hatte, erschien ihm irgendwie herz- und gefühllos. Dabei war er voller Schuldgefühle. Eigentlich verrückt, dachte er, denn wenn einer Schuld auf sich geladen hatte, dann bestimmt nicht er.
    »Du musst deinen Weg weitergehen«, fügte Mike hinzu. Noch so ein wohlgemeinter Ratschlag.
    Leo hatte die Nase voll von wohlgemeinten Ratschlägen. Wohlfeilen Worten. Aber niemand sagte einem, welchen Weg man beschreiten sollte. Bevor er hier angekommen war, war er eigentlich davon überzeugt, seinen Weg weitergegangen zu sein. Er war in der Lage gewesen, das Geschehene in der dafür vorgesehenen
Schublade in seinem Kopf abzulegen. Wo er zum Beispiel auch seine geschäftlichen Fehlentscheidungen ablegte. Wann immer etwas nicht lief, wie er es sich vorgestellt hatte, zog er diese Schublade auf, packte den fehlgeschlagenen Deal hinein und machte die Schublade wieder zu. Fall erledigt. Und mit Vanessa und Donal war er ebenso verfahren. Das Problem war diesmal nur, dass er von Zeit zu Zeit die Schublade wieder aufzog und sich den Inhalt betrachtete, darüber nachdachte, was passiert war und ob er womöglich etwas hätte anders machen können. Sich anders hätte verhalten und das Ergebnis hätte beeinflussen können. Dann fragte er sich, ob, wenn er nicht so arrogant gewesen und ihm nicht der Geduldsfaden gerissen wäre, es vielleicht wieder in Ordnung gekommen wäre. Völlig in Ordnung wohl nicht, dass aber wenigstens nicht diese Katastrophe geschehen wäre.
    Er nahm die Suite in Augenschein. Sie war größer als das Einzimmerapartment, das er nach seinem Studium bewohnt hatte. Neben dem Schlafbereich mit dem begehbaren Kleiderschrank, dem sensationellen Bett mit dem Musselinbaldachin und dem langen Ankleidetisch gab es einen Wohnbereich mit Tisch und Stühlen, einem Sofa, mehreren Armsesseln und einem Flachbildfernseher. Das Badezimmer war mit dem gleichen weißen Marmor ausgelegt wie die Schiffslobby und großzügig mit den verschiedensten Kosmetikartikeln bestückt. Leo fragte sich, ob jedes Badezimmer generell mit Produkten für Damen und Herren bestückt waren oder ob das Personal womöglich erwartete, dass er an Bord eine Frau kennenlernte und mit sich in die Kabine nahm, wo für sie eine Karibische Mango-Kur und ein Mango-Körperpeeling bereitlagen. Woher kam es, dass das andere Geschlecht so auf Kosmetika auf der Basis von Früchten abfuhr?, fragte er sich. Er stellte die Tube mit dem Körperpeeling auf das Regal zurück, neben dem weiche blauweiße Badetücher und Bademäntel mit dem Blue-Lagoon-Monogramm hingen.
    Während er Hemd und Hose gegen einen der blauweißen Bademäntel
tauschte, besah er sein blasses Gesicht mit den blutunterlaufenen Augen im Spiegel. Er verknotete den Gürtel und starrte erneut auf sein Spiegelbild. Der Bademantel machte es auch nicht besser, fand er. Im Gegenteil, er kam sich wie ein Trottel vor, wie ein Typ in einer Werbeanzeige für Rasiercreme. Männer trugen normalerweise keine flauschigen Bademäntel. Es sei denn, eine Frau drängte sie dazu. Er nahm seine Kleider und ging damit ins Schlafzimmer, wo er sie in den Wäschebeutel steckte.
    In dem Silberkübel auf dem Wohnzimmertisch ruhte eine Flasche Moët auf Eis. Daneben befand sich eine Glasschale mit in Schokolade getauchten Erdbeeren. Der Champagner hatte bereits bei seiner Ankunft bereitgestanden, aber Leo hatte

Weitere Kostenlose Bücher