Das Glück reicht immer für zwei
jünger, als sie erwartet hatte. Er hatte dunkles Haar und dunkle Augen und trug die obligatorische weiße Uniform. Er wirkte kühl und gelassen.
»Steve Shaw«, sagte er. »Der Kreuzfahrtdirektor. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Danke, freut mich ebenfalls«, sagte Mia.
»Möchten Sie vielleicht mit in mein Büro kommen?«, fragte er. »Es ist zwar klein, aber dort können wir uns in Ruhe unterhalten.«
Mia folgte ihm an einem geschwungenen Holzpaneel entlang zu einem Büro mit einer Milchglastür und wartete, bis er sie aufgeschlossen hatte.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er und ließ sie eintreten. »Tee, Kaffee, Wasser?«
Mia schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Sie setzte sich. Das Mobiliar des Büros war nicht annähernd so luxuriös wie der Rest des Schiffes. Der Teppich war in dem üblichen Grau gehalten, die Wände cremefarben, und hinter Steves Schreibtisch hing ein riesiger Wandterminkalender, der mit verschiedenen Farben markiert war. Er nahm eine blaue Mappe und schlug sie auf.
»Sie wollten also kurz den Aufbau für morgen mit mir durchgehen?«
»Ja«, antwortete Mia. »Ich bin zwar sicher, dass für alles gesorgt ist, aber Br… Brigitte ist nun mal eine Perfektionistin.«
»Habe ich schon gehört.«
Mia sah ihn erstaunt an.
»Unsere PR-Frau hat mir eine E-Mail geschickt«, erklärte er. »In der sie mich über die Anforderungen von Miss Martin informierte.«
»Was für ›Anforderungen‹?«
»Nun, das benötigte Equipment und die Ausstattung des Raums«, sagte Steve. »Und natürlich die Bücher, die bereitliegen müssen. Aber abgesehen davon, benötigt sie ja vielleicht noch andere Dinge …«
»Genau.« Mia bemühte sich um einen geschäftsmäßigen Gesichtsausdruck. »Abgesehen von Stapeln ihrer Bücher braucht sie sechs Vasen mit weißen Orchideen und eine große Schüssel mit M&Ms, aber ohne die blauen Schokolinsen.«
»Wie bitte?!« Steve starrte sie ungläubig an, und Mia brach in schallendes Gelächter aus.
»Wenn man Sie so reden hört, könnte man meinen, sie sei ein Popstar«, sagte sie. »Aber sie ist einfach nur eine Autorin und hat, abgesehen von dem üblichen Equipment, keine weiteren Wünsche.«
»In unseren Augen ist sie eine Berühmtheit«, sagte Steve.
»Wirklich?« Mia sah ihn erstaunt an. Britt hatte zwar bereits in ihrer Funktion als Scheidungsanwältin Schlagzeilen in den Zeitungen gemacht, ehe sie dann als Bestsellerautorin in den Frauenzeitschriften porträtiert wurde, aber sie als Berühmtheit zu bezeichnen ging dann doch ein bisschen zu weit.
»Sie ist auf dieser Kreuzfahrt unsere VIP-Referentin«, sagte Steve. »Wenn sie also tatsächlich M&Ms ohne die blauen Schokolinsen möchte, soll sie sie haben.«
»Das meinen Sie ernst? Sie würden das für sie arrangieren?«
»Blue Lagoon scheut keine Kosten, um unsere Gäste und unsere
Referenten gleichermaßen glücklich zu machen«, sagte Steve feierlich.
»Donnerwetter.« Mia sah ihn grinsend an. »Und was würden Sie tun, um mich glücklich zu machen?«
»Sie sind Miss Martins Assistentin, und deshalb würde ich alles tun, um auch Ihren Wünschen gerecht zu werden.«
»Das hört sich gut an. Aber im Moment halten sich diese in Grenzen. Im Gegensatz zu meiner Schwester bin ich pflegeleicht.«
»Ihre Schwester!« Diesmal sah Steve sie erstaunt an, und prompt kam sich Mia mal wieder völlig fehl am Platz vor.
»Ihre weniger talentierte Schwester.«
»Aus unserem Hauptbüro hieß es, dass Miss Martin von ihrer Agentin begleitet werde.«
»Ach so, ja. Aber Meredith ist leider vom Pferd gestürzt«, sagte Mia. »Und ich bin ihre Vertretung. Aber«, fügte sie mit gespieltem Ernst hinzu, »nicht dass Sie mich unterschätzen.«
Steve grinste. »Gewiss nicht.«
»Es ist wirklich wichtig, dass der Seminarraum mit dem benötigten Equipment vorbereitet ist.«
»Wir werden den Raum erst morgen herrichten können, da unser Investmentberater heute einen Workshop dort abhält. Aber keine Sorge, wir haben alles unter Kontrolle.«
»Investmentberater?«
»Es gibt jede Menge vermögende Passagiere an Bord«, erwiderte Steve. »Und einige von ihnen wollen wissen, was sie mit dem restlichen Geld tun sollen, das sie nicht für Kreuzfahrten ausgeben.«
»Was das Ausgeben anbelangt, so könnte ich ihnen ebenfalls behilflich sein.« Mia sah ihn verschmitzt an. »Aber ich nehme mal an, dass ich in einer anderen Liga spiele als sie.«
»Nein, das glaube ich nicht. Sie könnten ja mal in einen der
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