Das Glück reicht immer für zwei
Verlieben, an der wirklichen Liebe, als diese bedeutungslosen Rituale. Blumensträuße allein genügten nicht, es brauchte schon mehr für eine dauerhafte Beziehung. Aber Frauen waren so töricht, wenn es um Romantik ging. Sie glaubten dem ganzen Rummel um die romantische Liebe, glaubten an die Hollywoodfilme, glaubten an all die Märchen.
Sie glaubten ja auch, was im Perfekten Mann stand. Indem sie den Roman geschrieben hatte, hatte sie selbst zu dem Mythos beigetragen. Und nun würde sie den Mythos fortschreiben, indem sie auf diesem verfluchten Schiff der Leidenschaft einen Vortrag über Liebe und Romantik hielt, obwohl sie tausendmal lieber für eine Mandantin eine vorteilhafte Scheidungsvereinbarung ausgehandelt hätte.
Sie schob den Laptop zur Seite, stand auf und beugte sich über die Reling. Grenada, das sich grün und golden aus dem aquamarinblauen Meer erhob, sah wunderschön und verlockend aus. Meredith hatte sich so darauf gefreut, diese Insel zu besuchen. Dort gebe es ein brandneues, exklusives Hotel, das sich einer Schönheitsbehandlung auf der Basis von tropischen Früchten rühme, hatte sie ihr vorgeschwärmt. Woraufhin Britt amüsiert bemerkte, warum Meredith, um Gottes willen, so versessen auf eine Schönheitsbehandlung in diesem Hotel sei, wo das Spa der Aphrodite doch als erstklassig galt. Aber Meredith hatte gehört, dass die Spa-Behandlungen in diesem Hotel ein einzigartiges Erlebnis sein mussten, auf das berühmte Schauspielerinnen wie Sienna Miller schworen. Und was für Sienna Miller gut genug war, sei gewiss auch für sie gut genug, nicht wahr?
Ich bin ein hoffnungsloser Fall, dachte Britt düster. Schönheitsbehandlungen mit tropischen Früchten interessieren mich überhaupt nicht. Ich pfeife auf Gesichtsmasken aus pürierten Aprikosen und Avocados und das Trinken von heißem Wasser und Limonensaft und erst recht auf das Ausbalancieren meiner Chakren, was immer man sich darunter vorstellen soll. In meinen Augen ist das alles Mumpitz. Sie stützte das Kinn auf die Reling. Aber irgendetwas muss mit mir nicht stimmen, wenn ich mich an einem so wunderschönen Ort nach meinem Büro in der Kanzlei zurücksehne.
Die Plastikmadonna auf dem Armaturenbrett wackelte wild hin und her, während der klapprige Bus seine Tour über die Insel fortsetzte. Es ging zwischen Bananenplantagen steil bergauf und auf der anderen Seite wieder hinab in saftig grüne Täler. In den kobaltblauen Himmel waren flauschig weiße Wölkchen getupft.
Wie schade, dass Britt nicht mitkommen konnte, dachte Mia, als sie um eine Kurve fuhren und der Reiseleiter verkündete, sie würden jetzt haltmachen, um ein paar Erfrischungen zu sich zu nehmen. Es war wirklich wunderschön, fuhr Mia in Gedanken fort, und bestimmt eine bessere Art, den Morgen zu verbringen, als an einem Vortrag zu feilen, den Britt wahrscheinlich ohnehin schon in- und auswendig konnte.
Sie hielten an einem ehemaligen Gutshaus einer Plantage an, das in ein Restaurant mit Bar umfunktioniert worden war. In der Nähe parkten bereits weitere Ausflugsbusse, und die Neuankömmlinge mischten sich unter die anderen Touristen und drängten sich vor den besten Kulissen für ein paar Urlaubsfotos.
Mia hatte ihren Fotoapparat nicht mitgebracht. Sie war keine besonders gute Fotografin. Lieber betrachtete sie die Dinge, statt sie mit der Kamera festzuhalten. Trotz der atemberaubenden Ausblicke auf die Insel kam sie allmählich zu dem Schluss, dass sie doch besser bei ihrem ursprünglichen Plan geblieben wäre, zu Fuß das Städtchen zu erkunden. Es gab einfach zu viele Touristen an den schönsten Flecken, die eigentlich ruhig und friedlich hätten sein müssen, um sie wirklich genießen zu können.
»Hallo. Haben Sie Ihren Mann verloren?«
Mia drehte sich um und bedachte die Frau, die sie vage als Mitreisende wiedererkannte, mit einem leicht irritierten Blick. Mia schätzte sie auf Anfang fünfzig. Sie trug einen breitkrempigen Hut, um ihren hellen Teint vor der Sonne zu schützen (und hatte trotzdem das Kunststück fertiggebracht, sich auf der Nasenspitze einen Sonnenbrand einzufangen), und farblich aufeinander abgestimmte Shorts und ein T-Shirt.
»Meinen was?«, fragte Mia.
»Er ist in der Bar und trinkt ein Bier«, sagte die Frau. »John, meine bessere Hälfte, auch. Ich heiße Eileen. Eileen Costello.«
»Mia.« Sie lächelte jetzt. »Aber ich bin nicht verheiratet.«
»Ich hab mal wieder vorschnelle Schlüsse gezogen«, sagte Eileen. »Wie dumm von mir, wo
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