Das Glück reicht immer für zwei
Workshops hineinschnuppern.«
»Vielleicht schicke ich stattdessen Britt hin.«
»Britt?«
»Miss Martin.« Mia ärgerte sich, dass sie immer wieder vergaß, Britt bei ihrem offiziellen Namen zu nennen, obwohl sie es sich so sehr vorgenommen hatte.
»Ach so.« Steve nickte.
»Wie auch immer, Sie scheinen ja alles im Griff zu haben.« Mia erhob sich. »Dann kann ich mich in Ruhe hinaus in die Sonne begeben.«
Steve lachte. »Und ich dachte, Sie seien hier, um mir ordentlich Dampf zu machen.«
»Warum?«
»Als ich Sie vorhin zum ersten Mal sah, hatten Sie einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck.«
»So?«
»Ja, grimmig und fest entschlossen.«
»So sind wir Assistentinnen in Vertretung. Wir müssen grimmig und fest entschlossen sein, um sicherzustellen, dass man unseren Vorgesetzten den nötigen Respekt entgegenbringt.«
»Keine Sorge. Wir werden für Miss Martins Wohlergehen sorgen. Schließlich ist es unsere Valentins-Kreuzfahrt, und da wird der Wohlfühlfaktor besonders großgeschrieben.«
»Das ist genau der Punkt«, sagte Mia. »Ich glaube, sie sorgt sich ein bisschen, dass die Menschen an Bord allzu sehr mit ihren eigenen Romanzen beschäftigt sind, um sich für das Schreiben von Liebesromanen zu interessieren.«
»Darüber sollte sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Wir haben bereits einige Reservierungen für ihre Workshops. Der Raum ist für vierzig Personen ausgerichtet, und fünfundzwanzig haben schon vor Beginn der Kreuzfahrt reserviert. Heute Morgen sind fünf weitere dazugekommen. Und morgen Nachmittag sind wir bestimmt ausgebucht.«
»Du meine Güte. Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Leute dafür interessieren, wie man sich verliebt, geschweige denn, wie man darüber schreibt.«
»Offensichtlich doch. Man sollte nie die Macht der Liebe unterschätzen.«
»Und ich werde dafür sorgen, dass Britt in Hochform ist«, sagte Mia ernst. Sie nahm sich vor, sich ausführlich mit ihrer Schwester zu unterhalten, um sie darauf einzustimmen, dass sie sich bei ihren Veranstaltungen so temperamentvoll wie möglich gab, damit auch der Kreuzfahrtdirektor zufrieden war.
Steve schenkte ihr ein Lächeln. »Hauptsache, die Menschen amüsieren sich. Ihre Schwester wird bestimmt wissen, wie sie das bewerkstelligt.«
»Keine Sorge. Das weiß sie. Ihr Motto lautet: Gut vorbereitet ist halb gewonnen. Und während wir uns hier unterhalten, läuft ihre Vorbereitung auf Hochtouren.«
»Wunderbar.« Er zwinkerte ihr zu, und sie lächelte ebenfalls. Er ist irgendwie süß, dachte sie. Und sie verstanden sich gut. Das würde ihren Job erheblich erleichtern.
Sie verließ sein Büro und begab sich in die Lobby zurück. Noch immer war diese von etlichen Passagieren bevölkert, die offensichtlich noch unschlüssig waren, was sie unternehmen wollten. Mia hatte vorgehabt, allein an Land zu gehen und auf eigene Faust die Insel zu erkunden, entschied sich aber spontan für die organisierte Tour.
»Wenn Sie sich beeilen, erreichen Sie die Gruppe noch«, sagte der Exkursionsmanager. »Halten Sie im Hafen Ausschau nach Bus Nummer zwei. Ich funke inzwischen den Fahrer an, dass er auf Sie warten soll.«
Mia bedankte sich und eilte die Gangway hinab. Dann bahnte sie sich einen Weg durch das Gewühl, das übliche Gemisch aus Einheimischen, die sich bemühten, T-Shirts und Gewürze an die Touristen zu verkaufen. Mia liebte den ohrenbetäubenden Lärm, das Tohuwabohu und den Singsang, mit dem die Verkäufer ihre Waren anpriesen. »Nachher auf dem Rückweg«, versprach sie mehrmals, ehe sie die Straße überquerte und die Reihe der Busse
ansteuerte, die dort warteten. Unschlüssig blieb sie davor stehen und betrachtete die Busse. Im Grund waren organisierte Ausflüge nicht ihr Ding, und plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie dazu bewogen hatte, sich doch noch für die Tour zu entscheiden. Normalerweise zog sie lieber allein los, um ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen. Ihr war auch jetzt nicht nach Vorträgen durch einen Reiseleiter zumute.
Dennoch bestieg sie den klapprigen Bus (sie hatte nichts gegen alte Busse, im Gegenteil, sie mochte diese einfache Art der Fortbewegung und war früher immer so gereist). Der Bus war voll besetzt, und sie ergatterte den letzten freien Platz neben einem anderen Passagier. Erst als sie ihre Tasche auf dem Schoß zurechtrückte und sich mit den Fingern durch die Haare strich, die sich in der feucht-tropischen Luft noch mehr als sonst kräuselten, bemerkte sie, dass es Leo
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