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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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Bademantel mit dem Blue-Lagoon-Emblem, in tiefen Schlaf.

5. Kapitel
    POSITION: GRENADA.
WETTER: LEICHT BEWÖLKT, ABER TROCKEN.
WIND: OSTSÜD, STÄRKE 4. TEMPERATUR: 28°.
LUFTDRUCK: 1015.9 MBAR.
    Am nächsten Morgen wachte Mia abrupt auf. Automatisch tastete sie den Platz neben sich ab, um sich dann zu erinnern, dass Allegra nicht da war. Wieder überkam sie ein Anflug von Heimweh, gepaart mit schlechtem Gewissen. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche, die neben dem Bett lag, und überprüfte, ob es ein Signal hatte. Zu ihrer Überraschung schien der Empfang gut. Sie schlug rasch die Bettdecke zurück und öffnete einen Spaltbreit die schweren Vorhänge vor der Balkontür.
    Das unerwartet helle Sonnenlicht, das durch den Spalt hereindrang, ließ sie blinzeln, dann schlüpfte sie rasch hinaus, bevor sie Britt weckte. Ihre Schwester, das blonde Haar wie ein Fächer um ihr friedliches, sorgloses Gesicht gebreitet, schlief noch tief und fest. Mia wunderte sich, Britt war doch immer eine Frühaufsteherin gewesen, sie vermutete jedoch, dass es an dem Jetlag und Chardonnay lag, den sie zum Abendessen getrunken hatten.
    Das vor ihr liegende Panorama raubte ihr schier den Atem. Die dunkelgrüne Vegetation von Grenada, ihrer ersten Station, ragte aus dem azurblauen Meer. Die Häuser mit den roten Dächern sprenkelten den Hügel, der sanft zu dem halbmondförmigen goldenen Strand hin abfiel. Die Landschaft war zutiefst idyllisch. Wenn nur Allegra bei ihr hätte sein können, dachte Mia wehmütig.
    Sie wählte James’ und Sarahs Nummer. Nach ein paar Sekunden
widerhallender Stille erklang der Freiton und kurz darauf Sarahs Stimme.
    »Hallo, Sarah«, sagte Mia, »ich bin’s.«
    »Mia! Wie geht es dir? Wo seid ihr? Ist es so großartig und wunderbar, wie du gehofft hast?«
    »Wir liegen bei Grenada vor Anker. Und ich will nicht, dass du grün vor Neid wirst, aber ja, es ist grandios.«
    »Und hier regnet es herunter, was das Zeug hält«, erwiderte Sarah, die sich dennoch gut gelaunt anhörte. »Wir sind gerade auf dem Sprung ins Kino, um uns einen Nachmittagsfilm anzusehen.«
    »Schön! Ist Allie brav?«
    »Sie ist ein Schatz, jedenfalls bislang. Soll ich sie ans Telefon holen?«
    »Ja, bitte.« Mia wartete ungeduldig, bis sie Allegra sagen hörte: »Mama?« Um dann mit erstickter Stimme herauszuplatzen: »Hola, chica. Qué tal?«
    »Bien«, erwiderte Allegra.
    »Und bist du auch brav bei Tante Sarah und Onkel James?«
    »Ja.«
    »Und hast du Spaß mit deinen Cousins?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, sie finden es prima, dass du bei ihnen bist«, sagte Mia. »Und wenn du weiterhin brav bist und tust, was sie dir sagen, werde ich schneller wieder da sein, als du denkst.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Aber ich werde dich ohnehin jeden Tag anrufen, mein Liebling.«
    »Versprochen?«
    »Natürlich.«
    Sie tauschten Küsse über das Telefon aus, dann legte Mia wieder auf. Ihr wurde klar, dass sie in diesem Moment liebend gern das jadegrüne Grenada gegen das smaragdgrüne Irland ausgetauscht hätte, Regen hin oder her.

    »Guten Morgen.« Hinter ihr wurde die Balkontür geöffnet, und Britt trat heraus, während sie den Gürtel ihres Bademantels um die Taille band.
    »Hallo.«
    »Alles okay mit dir?«
    »Ja, ja, mir geht’s gut.«
    »Oh, was für ein herrlicher Anblick«, sagte Britt.
    »Grandios.« Mia schluckte schwer und brachte ein Lächeln zustande. Es war normal, dass sie Allegra vermisste, aber deswegen musste sie nicht jedes Mal, wenn sie mit ihr telefonierte, in Tränen ausbrechen. Sie wollte sich auch nicht in Schuldgefühlen suhlen. Sie hatte beschlossen, Britt auf ihrer Reise zu begleiten, und zwar aus dem eigennützigen Grund heraus, einen Urlaub zu brauchen, und aus dem uneigennützigen Grund, Britt einen Gefallen tun zu wollen. Und die Tatsache, dass sie Allegra in der Obhut ihres Bruder und ihrer Schwägerin zurückgelassen hatte, machte sie noch lange nicht zu einer schlechten Mutter. Sie musste sich das immer wieder sagen, damit sie es endlich glaubte.
    »Was willst du heute machen?«, fragte sie betont heiter. »Einen Landausflug unternehmen oder vielleicht lieber zum Strand?«
    »Ich werde mich auf den Balkon setzen und mich auf meinen morgigen Vortrag vorbereiten.«
    »Du machst wohl Witze!«, rief Mia aus. »Kannst du nicht mal aufhören, immerzu an Arbeit zu denken? Du bist in der Karibik, Herrgott noch mal! Wir liegen an der Küste von Grenada vor Anker! Ist das nicht aufregend? Wir könnten ebenso gut im

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