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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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Tyler war. In einem grauen T-Shirt und locker sitzenden Shorts saß er entspannt da, einen abwesenden Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Hallo.« Sie sah ihn lächelnd an. »Ganz schön warm, nicht wahr?«
    Mit Mühe brachte er ein Lächeln zustande. »Nun, wir sind in den Tropen«, sagte er kurz angebunden.
    Ach du lieber Himmel, dachte sie, ist der vielleicht schlecht gelaunt. Wie konnte man in dieser fantastischen Umgebung schlecht gelaunt sein?
    »Gut, Leute«, sagte der Fahrer, während er in den Bus stieg und die Tür zuzog, »dann wollen wir mal.«
    Der Motor sprang knatternd an, dann legte der Fahrer den ersten Gang ein, und der Bus setzte sich ruckartig in Bewegung. Mia, nicht auf die jähe Bewegung gefasst, wurde unsanft gegen ihren Sitznachbarn gedrückt.
    »Tut mir leid«, sagte sie und setzte sich wieder gerade hin.
    Leo rieb sich die linke Schläfe, ohne ein Wort zu sagen.
    Mia verzichtete auf weitere Versuche, ihn in ein Gespräch zu
verwickeln. Wenn er im Paradies unbedingt schlechte Laune haben wollte, bitte schön, dann konnte sie auch nichts daran ändern.
    Trotz der Klimaanlage war es heiß im Bus. Sie benutzte die mitgebrachte Broschüre als Fächer. Während der Bus durch die engen, verkehrsreichen und von Obst- und Gemüsehändlern und Fußgängern bevölkerten Sträßchen der Hafenstadt kroch, fächerte sie sich unaufhörlich Luft zu.
    »Unser erster Halt ist die Muskatnussfabrik«, sagte der Reiseleiter. »Sehr interessant.«
    Muskatnüsse in riesigen Schalen glänzten im Sonnenlicht, das durch die Fensteröffnungen in den Wänden drang. Mia hörte interessiert zu, während der Reiseleiter erklärte, wie ein Teil der Nüsse manuell zu gemahlener Muskatnuss verarbeitet wurde. (Wobei Mia im Nachhinein dachte, dass die Bezeichnung Fabrik leicht übertrieben war, handelte es sich einfach nur um ein größeres Gebäude.)
    Als sie wieder neben Leo Platz nahm, war sie versucht, sich mit ihm darüber auszutauschen, doch er starrte mit abweisender Miene zum Fenster hinaus. Also verkniff sie sich eine Bemerkung und fuhr fort, sich geflissentlich Luft zuzufächern, während es auf verstaubten Straßen weiterging zu ihrem nächsten Halt.
     
    Der Balkon der Kabine B45 lag im Schatten. Das kam Britt sehr gelegen, denn das bedeutete, dass der Bildschirm ihres Laptops nicht zu hell war. Sie klappte ihn auf, stellte ihn vor sich auf den runden Teakholztisch und suchte nach der PowerPoint-Präsentation, die sie für ihren morgigen Vortrag vorbereitet hatte. Während sie auf dem Bildschirm durch die einzelnen Folien blätterte, wurde sie zusehends verdrießlicher.
    Als sie vor einer Woche die Präsentation erstellt hatte, war sie zufrieden damit gewesen. Aber irgendwie hörte es sich jetzt, auf dem Schiff, nicht mehr wahrhaftig an. Es klang einfach nicht mehr überzeugend.

    Aber natürlich, dachte sie, wie sollte es auch. Wie sollte ich mich beim Thema Liebe überzeugend anhören? Es war eine Sache, unbeschwert bei einem kurzen Fernsehinterview darüber zu plaudern oder sogar ein wenig mit dem Interviewer zu flirten, aber eine andere, einen Vortrag zu halten. Hier konnte sie weder flapsig daherreden, noch mit jemandem flirten. Sie wurde dafür bezahlt, sich überzeugend zum Thema Leidenschaft zu äußern, und bezweifelte stark, ob sie dieser Aufgabe überhaupt gerecht werden konnte.
    Was fehlt?, fragte sie sich. Vielleicht mehr romantisch-kitschige Verführungsszenen. Mehr Sex? Aber Sex ist nicht dasselbe wie romantische Liebe, oder? Oder glauben die Leute das? Sie kratzte sich mit dem kleinen Finger am Kopf, eine Geste, die sie immer dann machte, wenn sie mit ihrem Latein am Ende war, wie ihre Kollegen bei Clavin & Grey wussten. Nur mit dem Unterschied, dass sie bei Clavin & Grey nie lange mit ihrem Latein am Ende war. In der Kanzlei war ihr immer eine Lösung eingefallen. Aber jetzt … jetzt fiel ihr nichts ein, außer dass romantische Gefühle einen dazu brachten, seinen Verstand auszuschalten und die törichtesten Dinge zu tun, sich in den falschen Menschen zu verlieben, nur um sich früher oder später wieder scheiden zu lassen und pleite dazustehen (es sei denn, man hatte einen guten Anwalt).
    Es war ja schön, wenn ein Kerl einer Frau Blumen und Pralinen schenkte und ihr sagte, dass er sie liebe – aber das hieß noch lange nicht, dass er es auch so meinte. Es hieß nur, dass man sich von romantischen Gesten verführen ließ und sie mit wahrer Liebe verwechselte.
    Es musste doch mehr dran sein am

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