Das Glück reicht immer für zwei
von Mitleid mit ihr und fragte sich, wie aufgeregt sie in Wirklichkeit war.
»Wir wollen uns zunächst den berühmtesten Liebespaaren der verschiedenen Epochen zuwenden«, sagte Britt. Sie betätigte eine Taste ihres Laptops und warf einen flüchtigen Blick auf die Gesichter unmittelbar vor ihr. Ihre Zuhörer warteten gespannt darauf, dass sie fortfuhr. Als die Diashow begann, zögerte sie wieder einen Moment. Eine Frau in der ersten Reihe schlug erwartungsvoll ihr Notizbuch auf.
Britt warf einen kurzen Blick auf das erste Dia und zögerte erneut. Es zeigte eine unscharfe Aufnahme von einem Mann und einer Frau, die Hand in Hand an einem Strand spazierten. Eines jener kitschigen Bildagenturfotos, die an die Existenz der einen wahren Liebe glauben machen wollten.
Die Frau mit dem aufgeschlagenen Notizbuch sah sie noch immer erwartungsvoll an.
Sie wollen nicht hören, dass das hier Blödsinn ist, dachte Britt. Sie wollen an die wahre Liebe glauben. Sie wollen glauben, dass man glücklich miteinander leben kann bis ans Ende seiner Tage. Aber ich kenne niemanden, bei dem das geklappt hat. Na ja, bis auf Sarah und James, soweit man das sagen kann. Wobei sie eine
Heilige ist, wenn sie es mit meinem Bruder aushält. Wenn es bei ihnen klappt, ist es allein ihr Verdienst.
Alle starrten sie an, warteten, dass sie endlich fortfuhr. Liebe war demütigend, genau. Sie bedeutete, dass man sein Leben an jemand anderem ausrichtete; zu glauben, diesen anderen Menschen zu kennen, bis man schockiert bemerkte, dass man sich gehörig getäuscht hatte; ihm zu erlauben, einen zum Idioten zu machen. All diese Menschen konnten doch nicht ernsthaft an die große Liebe glauben. Oder doch?
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Mia sie besorgt ansah und dann das Daumen-hoch-Zeichen machte. Sie holte nochmals tief Luft und lächelte.
»Gut«, sagte sie und entspannte sich ein wenig. »Wo wären wir Menschen ohne große romantische Momente? Heute werden wir uns ein paar Beispiele berühmter großer Liebesgeschichten ansehen und uns überlegen, wie Sie ein Buch über diese Geschichten schreiben könnten. Wie Sie sich die nötige Inspiration verschaffen, die Sie brauchen, um eine von Ihnen erfundene Geschichte schreiben zu können. Und genau das wollen wir in den folgenden Workshops üben.«
Sie war eine gute Rednerin, stellte Mia erleichtert fest. Mit wenigen, wohlgewählten Worten gelang es ihr, einen Gedanken zu veranschaulichen. Mia kam nicht umhin festzustellen, dass Britts Auftritt äußerst professionell war, wenngleich für ihren Geschmack der Funken Leidenschaft fehlte. Aber wenn man Britts Meinung über Antonius und Kleopatra kannte, war das nachvollziehbar. Mia war überzeugt davon, dass niemand unter den Zuhörern ahnte, dass Britt der Meinung war, Kleopatra habe Antonius nur deswegen verführt, weil sie glaubte, dass es gut für Ägypten sei. Oder dass Elizabeth Taylor und Richard Burton unbestritten großartige Schauspieler waren, aber gewiss nicht das größte Liebespaar ihres Jahrhunderts.
»In Der perfekte Mann wird Francescas Liebe zu Jack nicht erwidert«, sagte eine Frau aus dem Publikum, nachdem Britt ihren Vortrag beendet und sich erkundigt hatte, ob jemand Fragen habe. »Haben Sie eine bestimmte Person im Auge gehabt, als Sie den Roman schrieben?«
»Hm … vielleicht jeden Kerl, der mich nie um ein Rendezvous gebeten hat?«, sagte Britt.
Mia meinte, ihren Ohren nicht zu trauen. Gab es eine unerwiderte Liebe in Britts Leben? Jemanden nach Ralph?
»Sie müssen jemanden im Auge gehabt haben, der Sie zu dieser Figur inspiriert hat«, sagte eine andere Frau. »Vielleicht einen Mann aus Ihrer Vergangenheit? Haben Sie schon mal jemanden geliebt, der Ihre Liebe nicht erwidert hat?«
»George Clooney«, antwortete Britt, ohne mit der Wimper zu zucken, und die Leute lachten.
»Jack ist eine wunderbare Figur«, sagte eine Frau mit vor Aufregung gepresster Stimme. »Er ist ein Mann, mit dem jede Frau gern zusammen wäre. So stark und verlässlich.«
Mia reckte den Hals und erkannte in der Sprecherin Eileen. Neben ihr saß Pippin, wie gehabt makellos geschminkt, nur dass sie diesmal ein leichtes Top und ultrakurze Shorts trug, in denen ihre langen, gebräunten Beine noch besser zur Geltung kamen. Sie hatte ihre Sonnenbrille mit den überdimensionalen Gläsern auf den Kopf geschoben.
»Freut mich, dass er Ihnen gefällt«, sagte Britt.
»Und Sie sind sicher, dass er nicht existiert?«, fragte Pippin. »Man stelle sich mal
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