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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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in ein paar Wochen erneut aufzusuchen.
    Auch diesen Rat hatte Leo natürlich ignoriert. Für ihn war die ganze Angelegenheit passé und es nicht wert, noch mehr Gedanken daran zu verschwenden. Und weinen würde er schon gar nicht mehr, nahm er sich vor. Er hatte einen Tag lang nur geflennt. Für einen Mann wohl mehr als genug. Lange genug, um sich in Selbstmitleid zu suhlen.

    Auf der Aphrodite indes war es in der Tat schwierig, sich leidzutun, da einem jeder Wunsch erfüllt wurde. Was in seinem Fall im Moment hieß, allein auf dem Balkon seiner Suite zu sitzen und einen Inspector-Rebus-Krimi zu lesen, um die sonnenverwöhnte Idylle ein bisschen aufzumischen.
    Er schlug das Buch zu und ließ den Blick auf das Meer hinausgleiten, das sich vor ihm ausbreitete. Die Kreuzfahrt war ursprünglich Vanessas Idee gewesen. Er selbst hätte sich eine solche Reise nie ausgesucht. Er hatte immer gedacht, er würde unter Klaustrophobie leiden, wenn er mit so vielen anderen Menschen auf einem Schiff zusammengepfercht war, wo man sich nicht aus dem Weg gehen konnte und sich gezwungen fühlte, Small Talk zu machen, statt sich auf ein freundliches Zunicken zu beschränken. Aber Vanessa hatte gelacht und gesagt, sie müssten sich ja mit niemandem unterhalten, wenn ihnen nicht danach war, und auch wenn sie extrovertierter und geselliger war als er, würden sie bestimmt zur Genüge das herzförmige Bett in der Delphi-Suite benutzen.
    Er schluckte schwer und verspürte einen schmerzhaften Stich. Wenn er doch nur gekonnt hätte, dann würde er das jetzt mit einer anderen Frau tun, und wenn auch nur, um Vanessa im Geiste eins auszuwischen. Aber stattdessen … Er fröstelte in der warmen Luft, plötzlich fühlte es sich falsch an, hier zu sein. Ebenso wie es sich falsch anfühlte, sich nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. So wie sich sein ganzes Leben falsch anfühlte, mochte er sich auch noch so viel Mühe geben, es anders zu sehen.
    Ein paar Tage nach seinem Nachtclubbesuch war Karen Kennedy, eine der leitenden Angestellten der Kundenbetreuung, zu ihm gekommen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Er hatte sie erstaunt angesehen und ihr geantwortet, er sei in zehn Minuten mit dem Investmentreport fertig. Da lächelte sie und sagte, sie meine nicht die Arbeit, sondern seinen Kopf – ihr und allen Kollegen tue es wirklich sehr leid wegen der Sache mit Vanessa. Es müsse schrecklich für ihn gewesen sein, sagte sie mit vor Mitgefühl triefender
Stimme. Ob sie wohl meinte, er sei wieder zu haben, und schon mal ihre Fühler ausstreckte?, fragte er sich. Er war jedoch nicht in Stimmung, es herauszufinden. Also sagte er in barschem Ton, der sogar ihn selbst zusammenzucken ließ, dass er die Nase voll habe, ständig auf Vanessa angesprochen zu werden, und dass sie, was ihn betraf, der Vergangenheit angehöre, und das sei gut so.
    »Das kannst du nicht wirklich meinen.« Karen klang schockiert. Doch er erwiderte, er würde nie etwas sagen, ohne es zu meinen, und ob sie ihn jetzt bitte schön allein lassen könne, er habe zu tun.
    Das taten dann auch alle. Und er konnte es ihnen nicht verübeln.
    Eine plötzliche Bewegung auf dem Meer erregte seine Aufmerksamkeit, und er stand auf und lehnte sich an die Reling. Einige Dutzend Meter entfernt schwamm ein Schwarm Delphine, die mit der Geschwindigkeit des Schiffes mithielten und hin und wieder aus dem Wasser sprangen. Sie schienen einen Heidenspaß zu haben, und ihre gute Laune steckte sogar ihn an. Leo ertappte sich dabei, wie er lächelte, während er ihrem Spiel zusah, bis sie ganz plötzlich wieder im Meer verschwanden.
    Ich kann schließlich nicht die ganze Zeit Trübsal blasen, sagte er sich. Es reicht! Zeit, endlich wieder der Mensch zu werden, der ich einmal war. Er ging in seine Kabine und nahm den aktuellen Newsletter zur Hand, um das Tagesprogramm zu überfliegen. Dabei blieb sein Blick auf der Ankündigung hängen, dass die Romanautorin einen Vortrag in einem der Konferenzräume hielt. »Schreiben Sie Ihren eigenen Roman« hieß das Motto. »Besuchen Sie einen Meisterkurs im kreativen Schreiben – bei einer der erfolgreichsten Autorinnen des Jahres.« Zwar interessierte es ihn herzlich wenig, wie man einen Roman schrieb, aber er war neugierig, was die Frau zu sagen hatte. Er erinnerte sich nur noch verschwommen an das gemeinsame Abendessen mit ihr und ihrer Schwester und daran, dass sie ihm ziemlich kühl und distanziert
vorgekommen war. Wobei er sich wohl geirrt haben

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