Das Glück reicht immer für zwei
verrückt vor Liebe zu ihr«, erklärte Britt. »Aber er vertraut ihr nicht, weil er glaubt, sie habe Freunde verraten und unter die Guillotine gebracht.«
»Also, mein Mann würde bestimmt keine Stufen küssen, auf denen ich gegangen bin«, bemerkte eine Frau aus einer der hinteren Reihen. »Wir sind hier, um unseren zehnten Hochzeitstag zu feiern, und das Romantischste, zu dem er sich bislang hat hinreißen lassen, war, mit mir zum Strand zu kommen. Wobei ich dazusagen muss, dass er Strände hasst, und so gesehen war das eine sehr nette Geste von ihm.«
Britt lachte. »Manche Männer sind nun einmal nicht für Romantik geschaffen.« Sie blickte sich unter den anwesenden Männern um. »Wie sehen Sie das, meine Herren? Sind Frauen verrückt, die Ihnen Romantik abverlangen wollen?«
»Sie wissen nicht, was sie wollen.« Zum ersten Mal beteiligte sich Jeremy an der Diskussion. »Einerseits wollen sie, dass wir ihnen unseren Platz im Bus oder Zug anbieten, und wenn wir es dann tun, fühlen sie sich von uns bevormundet.«
»Das stimmt nicht«, meldete sich Mia zu Wort. »Also ich zum Beispiel finde es toll, wenn jemand mir seinen Platz im Zug überlässt.«
»Sie erwarten, dass wir ihre Launen erahnen«, sagte Jeremys Sitznachbar, der Robbie hieß. »Sie wissen schon, wenn man eine Frau fragt, was los ist, dann sagt sie meistens ›Nichts‹.«
Alle lachten. Britt rief sich die Szene aus Der perfekte Mann ins Gedächtnis, in der Jack Hayes genau diese Frage stellt. Aber er wusste sehr wohl, was los war. Und genau das machte ihn zu einem perfekten Mann.
»Die Frauen wollen, dass wir erfolgreich sind«, sagte Leo Tyler. »Aber wenn wir viel arbeiten, um Erfolg zu haben, beschweren sie sich, dass wir nie da sind. Und schauen sich nach einem anderen um.«
Britt, der sein bitterer Ton nicht entgangen war, warf ihm einen besorgten Blick zu. Sie hatte sich so bemüht, eine beschwingte, fröhliche Atmosphäre zu erzeugen, und wollte nicht, dass eine erbitterte Diskussion daraus wurde.
»Was ist wichtiger?«, fragte sie schnell. »Geld oder Liebe?«
Und Leos Antwort ging in den zahlreichen Kommentaren unter, die ihr entgegenschwappten.
Fünf Minuten vor Ende des Workshops schlüpfte Steve Shaw zur Tür herein. Er hatte draußen Gelächter gehört und wollte sehen, wie die Veranstaltung lief.
»Nun, ich weiß auch nichts über die wahre Liebe«, sagte Brigitte Martin, und ihre blauen Augen blitzten. »Aber ein gelungenes erstes Rendezvous ist schon mal die halbe Miete. Deshalb bitte ich Sie, dass Sie für unser nächstes Seminar einen kleinen Text schreiben –
ungefähr fünfhundert Wörter –, in dem Sie Ihren perfekten Helden lebendig werden lassen. Vielen Dank.«
Applaus brandete auf, und Britts Wangen färbten sich rosa. Sie lächelte in die Runde, und mit einem Mal wirkte sie verlegen.
Steve Shaw kam auf sie zu.
»Es scheint ja prächtig gelaufen zu sein«, sagte er.
»Danke.«
»Also … kein Grund mehr, nervös zu sein?«
Sie lächelte reumütig. »Es gibt immer einen Grund, nervös zu sein. Das hier ist nun mal nicht mein Ding.«
Er sah sie erstaunt an. »Warum?«
»Ich fühle mich nicht wohl dabei.«
»Auf mich haben Sie aber so gewirkt, als fühlten Sie sich völlig wohl in Ihrer Haut.«
»Das habe ich allein Mia zu verdanken.«
»Ach was«, erwiderte Mia.
»Ganz bestimmt«, sagte Britt. »Wegen ihr habe ich mich bemüht, so zu tun, als gäbe es nichts Wichtigeres als die romantische Liebe auf der Welt.«
Steve lachte. »Und Sie glauben das nicht?«
Mia sah ihn grinsend an. »Meine geliebte Schwester hält es für den größten Schwindel aller Zeiten«, sagte sie fröhlich. »In puncto romantischer Gesten kennt ihr Zynismus keine Grenzen.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte Steve.
»Ich schreibe Romane.« Britt grinste ebenfalls. »Und Sie können glauben, was Sie wollen.«
»Ich habe Ihr Buch gelesen.« Leo Tyler hatte draußen auf sie gewartet. »Aber diese wahre Liebe, die Sie da beschwören, ist alles Unsinn, und das wissen Sie auch, nicht wahr?«
Hätte er das einen Tag zuvor zu ihr gesagt, hätte ihm Britt bestimmt zugestimmt. Aber sie war noch ganz beschwingt von dem Enthusiasmus, den die Teilnehmer ihr entgegengebracht hatten,
und nicht in Stimmung, sich ihren Roman schlechtreden zu lassen, schon gar nicht von einem Mann, der einen Komplex zu haben schien. Im Übrigen ging es in Der perfekte Mann nicht um die eine große Liebe, sondern darum, der Liebe zu begegnen.
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