Das Glück reicht immer für zwei
zu bleiben, dachte sie. Und es ist schon schwierig, nicht eifersüchtig zu sein auf jemanden, der alles hat. Auch wenn es sich um die eigene Schwester handelt. Sie setzte sich auf ihren Platz, während Britt sich an die Stirnseite des Raums stellte und lächelnd ihr Publikum ansah.
»Ich hoffe, Sie haben eine großartige Zeit auf der Aphrodite «, sagte sie. »Ist sie nicht das romantischste Schiff der Welt?«
Mia hob überrascht den Blick und starrte sie an. Bei der Generalprobe am Vortag hatte ihre Schwester das nicht gesagt.
»Unwillkürlich muss ich immer wieder an Szenen mit Kate Winslet in dem Film Titanic denken«, fuhr Britt fort. »Wobei wir uns sicher sein dürfen, auf keinen Eisberg zu treffen.«
»O ja, das war wirklich ein romantischer Film«, pflichtete ihr eine Frau namens Jessica Walton bei, die, wie sie sagte, ihn sich ein halbes Dutzend Mal angeschaut hatte und gern die Filmmusik abspielte (sehr zum Leidwesen ihres Nachbarn, der Celine Dion nicht ausstehen konnte).
»Und was ist so romantisch daran?«, fragte Britt.
»Leonardo DiCaprio«, sagte Eileen wie aus der Pistole geschossen.
»Die Geschichte des Untergangs«, schlug Jeremy Smith vor, der unter den männlichen Teilnehmern am eifrigsten wirkte.
»Die verbotene Liebe zwischen den beiden«, sagte Antoinette Bond.
»Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem«, sagte Britt. »Sind Sie der Meinung, dass alle Liebenden zunächst einige Widerstände überwinden müssen?«
Dieses Seminar lief sehr viel besser als Britts Eröffnungsvortrag, fand Mia. Britt hörte sich viel selbstsicherer an. Aber mehr noch, sie kommunizierte locker mit den Teilnehmern, lachte und scherzte mit ihnen auf eine Art, wie Mia sie noch nie bei Britt erlebt hatte. Und die Teilnehmer ließen sich ohne Weiteres darauf ein, steuerten ihre eigenen Gedanken und Vorschläge bei, plauderten mit ihr wie mit einer guten Bekannten. Kurz und gut, im Gegensatz zum letzten Mal war es ein lebendiger Dialog.
Britt und Jacqueline Smith – eine eifrig wirkende Frau mit kurzem schwarzen Haar und einem unentwegt aggressiven Ausdruck im Gesicht – diskutierten über die verbreitete Vorstellung, dass alle fiktiven Helden groß, dunkelhaarig und gut aussehend sein mussten, als Leo Tyler hereinspazierte.
»Tut mir leid wegen der Verspätung«, sagte er und blickte sich nach einem freien Platz um.
»Wir haben heute zu wenig Stühle«, sagte Britt, »aber Sie können meinen nehmen und ihn irgendwo an die Seite rücken. Ich stehe sowieso die meiste Zeit oder gehe herum.«
Leo nickte und zog den Stuhl neben den von Mia. Sie lächelte ihn kurz von der Seite an, und er lächelte ebenfalls.
»Mein absoluter Lieblingsheld ist Mr Darcy«, sagte Antoinette. »Er ist unübertroffen.«
Britt behielt ihre Meinung über Mr Darcy für sich, schlug aber eine Reihe weiterer berühmter Romanhelden vor.
»Ach, doch nicht Mr Rochester!«, sagte sie stöhnend, als jemand den männlichen Helden aus Jane Eyre erwähnte. »Er hat seine Frau auf dem Speicher eingeschlossen, um Himmels willen. Meiner Meinung nach hätte er wegen Grausamkeit und Bigamie verurteilt werden müssen. Ich war zutiefst erschüttert, als ich las, dass Jane Eyre ihn heiraten wollte, und bin überzeugt, dass sie sich hätte scheiden lassen, wenn es nicht sowieso anders gekommen wäre.«
»Sie wollen also den perfekten Helden?«, fragte Leo.
»Nein, bestimmt nicht«, sagte Britt. »Jeder Mensch hat Schwächen.«
»Sogar Ihr perfekter Mann?«, fragte Antoinette.
»Jack Hayes hatte jede Menge Schwächen. Aber im Grunde seines Herzens ist er ein guter Mensch. Ich glaube, dass jeder von uns bereit ist, beim anderen Schwächen zu tolerieren, wenn wir uns geliebt fühlen.« Sie räusperte sich.
»Und wer ist Ihr persönlicher Favorit?«, fragte Jacqueline. Während Mia sie gespannt ansah, überlegte sich Britt, was sie sagen sollte. Im Gegensatz zu Britt war Mia selbst ein Fan von Mr Darcy. Und sie liebte auch Mark Darcy in Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück . Sie mochte starke, ruhige Charaktere. Auch Alejo hatte sie so gesehen.
»Um ehrlich zu sein …« Britt wirkte ein bisschen verlegen. »Ich halte nicht besonders viel von Helden. Aber als ich zwölf war, las ich Das scharlachrote Siegel , und mir gefiel die Szene, in der Sir Percy die Stufen küsst, auf denen seine Frau gegangen ist, während sie gleichzeitig denkt, er hasse sie.«
»Aber das geht schon ein bisschen weit«, meinte Eileen.
»Er ist
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