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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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gesundheitlichen Gründen, und weil es höchst riskant ist, nicht anzuraten.«
    »Was sind das für Gefahren?«, fragte ein korpulenter Mann in einem T-Shirt, auf dem das Logo der mexikanischen Stadt Acapulco abgebildet war. (Britt und Mia hatten eines Abends festgestellt, dass einige Passagiere T-Shirts mit Motiven von Orten trugen, an denen das Schiff noch gar nicht angelegt hatte. Offensichtlich wollten sie sich als routinierte Reisende oder gar Wiederholungstäter dieser speziellen Kreuzfahrt zu erkennen geben und den anderen zeigen, dass sie ihnen eine Nasenlänge voraus waren.)
    »Nun, da ist zunächst das Gewässer als solches«, sagte Steve. »Wir befinden uns in tropischem Gebiet, und es besteht die Möglichkeit, sich eine Krankheit einzufangen. Zum Beispiel sollte man sich gegen Typhus impfen lassen und Malariatabletten einnehmen. 1962 hat ein Mann namens Albert Oshiver den Kanal in neunundzwanzig Stunden durchschwommen. Doch damals waren
freilich sehr viel weniger Schiffe unterwegs. Und ob Sie es glauben oder nicht, auch er musste die Maut entrichten.«
    »Müssen wir das auch?«, fragte Leo.
    »Eine Maut bezahlen?« Steve nickte. »Für ein Schiff von dieser Größe entfällt eine Durchfahrtsgebühr von zweihundertfünfzigtausend Dollar.«
    »Und das wird womöglich noch auf unseren Reisepreis draufgeschlagen«, bemerkte eine spindeldürre, mit Goldschmuck behängte Frau.
    »Ja, aber wir bitten Sie nicht gleich heute zur Kasse!«, sagte Steve scherzhaft.
    Miguel Hernandez übernahm wieder das Wort. Er sagte, er werde jetzt die DVD mit der Dokumentation über den Bau des Kanals einlegen. Sogleich verteilten sich die Umstehenden auf die Sessel vor dem riesigen Bildschirm.
    Leo deutete auf den Stuhl neben Britt. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Sie können sich hinsetzen, wo es Ihnen beliebt«, sagte sie und wandte den Blick wieder dem Bildschirm zu.
    »Hm, nun ja … Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Leo verlegen. »Ich habe mich gestern ziemlich danebenbenommen.«
    Britt war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass sich Leo entschuldigen würde. Das hätte sie ihm nicht zugetraut.
    »Das ist nicht nötig. Es ist Ihr gutes Recht, mein Buch nicht zu mögen, und ich bin sicher, Sie haben Ihre Gründe dafür, so zu denken, wie Sie denken.« Britt sprach leise, während sie gleichzeitig auf den Bildschirm sah, über den die Schwarz-Weiß-Bilder der Wochenschau von damals flimmerten.
    »Genau so, wie Sie vermutlich Ihre Gründe haben, in mir den schlimmsten aller Scheißkerle zu sehen, die Ihnen je begegnet sind. Tut mir leid, dass Sie es schon mit so vielen zu tun bekamen!«

    Sie sah ihn von der Seite an, doch er hielt den Blick geradeaus gerichtet.
    »Ich glaube nicht, dass alle Männer Scheißkerle sind«, sagte sie sanft. »Aber ich bin schon ein paar begegnet.«
    »Und ich glaube nicht, dass alle Frauen hinterhältig sind und ihre Männer betrügen.«
    »Aber Sie haben schon welche kennengelernt?« Diesmal wandte sie sich ihm ganz zu.
    »Ich bin sicher, wir alle haben …« Er zuckte die Schultern. »Was soll’s, es ist nicht wichtig. Ich kenne den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Vermutlich war ich nur angesäuert, weil es in den Romanen immer ein Happy End gibt.«
    »Nicht immer.«
    »Aber in Ihrem Buch.«
    »Kommt auf die Betrachtungsweise an.«
    »Aus meinem Blickwinkel schon«, sagte Leo.
    »Das ist hoffentlich ein gutes Zeichen für Sie.«
    »Jack ist ein richtiger Held. Aber das ist Schwachsinn.«
    »Wir brauchen doch alle unsere Helden«, sagte Britt.
    »Sie scheinen zu glauben, dass es tatsächlich den perfekten Menschen gibt.«
    »Nein, das tue ich bestimmt nicht. Aber zwei Menschen können perfekt zueinander passen. Das wünscht sich doch jeder auf diesem Schiff.«
    »Das kommt daher, weil sich alle von diesem verdammten Valentins-Gesülze einlullen lassen.«
    »Warum sind Sie dann hier«, fragte Britt, »wenn diese Kreuzfahrt nicht Ihr Ding ist?«
    »Das war nicht meine Idee.« Er machte ein grimmiges Gesicht.
    »Ich hätte mir diese Reise auch nicht freiwillig ausgesucht«, sagte sie, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. Offenbar hatte er keine Lust mehr, die Unterhaltung fortzusetzen. Wieder warf sie ihm einen verstohlenen Blick aus dem Augenwinkel zu,
und unvermittelt kam ihr der Gedanke, dass er mit seiner unverhohlenen Abneigung gegen Romantik eigentlich ihr idealer Held sein müsste. Doch dann

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