Das Glück reicht immer für zwei
dann den Preis für das beste Foto, falls mir ein Schnappschuss von einem Krokodil gelingt.«
»Na, ich schnapp mir lieber den Diamantring«, sagte Mia lachend.
»Kommen Sie gut mit der Schatzsuche voran?«, fragte Eileen. »Die Rätselfragen sind ziemlich schwierig.«
»Nun, einige kann ich beantworten. Und die restlichen schafft Britt natürlich mit links.«
»Und wo ist unsere berühmte Autorin?« Eileen blickte sich um. »Ich muss mit ihr einen Termin ausmachen, damit sie meine Bücher signiert.«
»Sie ist zu einem der Vorträge gegangen. Aber wenn Sie mir die Bücher geben, kann ich sie für Sie signieren lassen, kein Problem.«
»Oh, ich werde sie schon irgendwo treffen. Hinter ihrer warmherzigen Fassade ist sie äußert ehrgeizig, nicht wahr?«, fragte Eileen. »In ihrem Schatten ist es bestimmt nicht einfach für Sie.«
»Na ja …«
»Sie ist nicht nur talentiert, sondern sieht auch noch gut aus! Ziemlich ungerecht, stimmt’s?«
Mia blinzelte. »Ja«, sagte sie mit einem unbehaglichen Gefühl. »Das stimmt. Aber Britt ist sehr …« Sehr was?, fragte sie sich. Sehr nett? Sehr höflich? Sehr bescheiden? Sehr schwierig wäre wohl die treffendste Beschreibung, doch bei diesem Gedanken bekam sie sofort ein schlechtes Gewissen. Britt hatte sich während der letzten Tage viel Mühe gegeben, hatte sich warmherzig und großzügig und umgänglich gezeigt. Und tatsächlich war es einfach gewesen, mit ihr auszukommen. Meistens zumindest.
»… sehr motiviert«, beendete sie den Satz. »Sie ist nun einmal eine Perfektionistin.« Und das entsprach definitiv der Wahrheit.
»Ich wünschte, ich hätte ihre Begabung. Sie haben sie bestimmt auch«, sagte Eileen.
»O ja, ich bin sehr begabt«, erwiderte Mia leichthin. »Aber auf anderen Gebieten.«
Wobei, dachte sie, während sie ihren Teller zu einem Zweiertisch trug, mir im Moment keine andere Begabung einfällt als die, für zwei essen zu können.
Später entdeckten sie tatsächlich Krokodile. Gerade als Mia beherzt in ein großes Stück Blaubeerkuchen biss, trat Britt an ihren Tisch. Offensichtlich war Mia so sehr mit essen beschäftigt gewesen, dass sie ein »Bitte-nicht-stören«-Signal ausgesandt hatte. Denn obwohl das Restaurant fast bis auf den letzten Platz besetzt war, hatte niemand es gewagt, sie zu fragen, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Nun ließ sich Britt auf den leeren Stuhl fallen.
»Und, war es interessant?«, fragte Mia. Ihr wurde bewusst, dass Eileen mit ihren überschwänglichen Bemerkungen unwillkürlich ihren alten Groll gegen ihre Schwester neu erweckt hatte. Alte Erinnerungen an ihre Schulzeiten wurden wach, als ihre Lehrer sich wunderten, warum sie so gar nichts von ihrer brillanten Schwester hatte. Damals hegte sie Rachegedanken gegenüber Britt und
wünschte, sie würde auch einmal durch eine Prüfung fallen oder zumindest die Hausaufgaben vergessen, sodass ihre glänzende Rüstung einen Kratzer bekäme. Auch wenn dieses quälende Gefühl von damals längst verblasst war, wusste sie, dass es von Zeit zu Zeit wieder auflebte, und zwar dann, wenn jemand Britt über den grünen Klee lobte, so wie an diesem Morgen geschehen. Ich bin schrecklich, dachte sie und schob den Teller mit dem Kuchen zur Seite. Und ich sollte so was nicht essen. Davon werde ich fett und unansehnlich.
Britt, der der gepresste Unterton in Mias Stimme nicht entgangen war, sagte, dass die Panamadurchquerung tatsächlich höchst interessant sei.
»Hast du Antworten auf einige der Fragen bekommen?«
»Weißt du, was – die habe ich ganz vergessen«, sagte Britt zerknirscht. Nachdem Leos Lächeln bei ihr völlig unerwartet gewisse Emotionen heraufbeschworen hatte, gefolgt von unliebsamen Erinnerungen an Ralph, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Aber sie würde sich hüten, Mia, die sie hoffnungsvoll ansah, etwas davon zu erzählen.
Tja, warum solltest du die Fragen auch nicht vergessen?, sagte sich Mia, während sie ihre Schwester ansah. Du hast ja schließlich genug Geld, dir einen Ring zu kaufen. Du machst dir natürlich nichts aus dem Hauptgewinn. Sie verabscheute sich selbst für diese Gedanken, war aber nicht fähig, sie zu unterdrücken.
»Tut mir leid«, sagte Britt. »Ich war so gebannt von dem Vortrag und dem Film, und dann ist Leo …«
»Leo?« Mia warf ihr einen schelmischen Blick zu, ihre Irritation war wie weggeblasen. Das Wortgefecht zwischen ihrer Schwester und dem sonst so schweigsamem Leo
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