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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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hatte sie völlig verblüfft. Später, in ihrer Kabine, hatte sie Britt geraten, sich bei ihm zu entschuldigen. Aber ihre Schwester hatte sie angesehen, als hätte sie den Verstand verloren, und erwidert, dass sie gewiss nicht ihre Zeit damit vergeude, sich bei einem unbelehrbaren Dickschädel
zu entschuldigen. Wenn jemand sich zu entschuldigen habe, sei es Leo, dieser arrogante Mistkerl. Mia hatte es die Sprache verschlagen. »Leo?«, fragte sie nochmals ungläubig.
    »Na ja, er ist zu mir gekommen und hat sich entschuldigt«, sagte Britt in beiläufigem Ton. Sie griff in ihre weiße Segeltuchtasche und brachte das Blatt mit den Rätselfragen zum Vorschein. »Ach ja. Diese Frage wurde bei dem Vortrag beantwortet. Und die auch!« Sie schrieb die Höhe der Mautgebühr unter die eine Frage. Und den Namen dessen, der 1962 den Kanal durchschwommen hatte, unter eine andere. Außerdem konnte sie die Frage beantworten, wie das erste Schiff hieß, das ihn passiert hatte.
    »Und wie hat sich Leo entschuldigt?«
    »Ganz einfach, er hat gesagt, dass es ihm leidtut.« Britt zuckte die Schultern und wandte sich wieder dem Blatt Papier zu. »Bleibt nur noch die Frage, welches Land den Kanal am meisten nutzt. Und wie die Namen der beiden Schleppboote der Panama Canal Authority lauten.«
    »Was hat ihn dazu gebracht?«
    »Hm?«
    »Sich zu entschuldigen. Warum?«
    »Ich nehme an, weil er gemerkt hat, wie unglaublich unverschämt er war.«
    »Du warst ja auch ein bisschen unverschämt.«
    »Ich habe mich ebenfalls entschuldigt. Du hattest recht, ich habe mich ein wenig im Ton vergriffen. Aber dazu bist du ja da: Dafür zu sorgen, dass ich auf dem Pfad der Tugend bleibe. Vielleicht wird die Frage zu den Schleppbooten bei der nächsten Schleuse beantwortet.«
    »Britt, nun komm endlich auf den Punkt!« Mia platzte schier vor Neugier, weil sie wissen wollte, was genau zwischen ihrer Schwester und Leo gesagt worden war. Britt gab sich so übertrieben gelassen, dass Mia mutmaßte, sie habe ihr nicht alles erzählt.
    »Das war alles.« Britt legte den Fragebogen auf den Tisch und
sah Mia an. »Er hat sich entschuldigt. Ich habe seine Entschuldigung angenommen. Ich habe mich entschuldigt. Schließlich ist er Passagier, und ich gehöre gewissermaßen zum Personal auf diesem Schiff, daher fand ich es angebracht, nett zu ihm zu sein. Er hat meine Entschuldigung auch angenommen. Also ist alles wieder in Butter.«
    »Hat er …«
    »Was soll diese Fragerei?«, unterbrach Britt sie ungeduldig. »Wir waren beide nett zueinander, das ist alles. Und jetzt hör, um Himmels willen, auf damit.«
    »In Ordnung«, sagte Mia, während Britt die Imbisskarte zur Hand nahm und sich darin vertiefte, als studierte sie sie zum ersten Mal.
     
    Als Britt gegessen hatte, faltete Mia die Zeitung zusammen, in der sie gelesen hatte, und sah sie lächelnd an.
    »Wie wär’s mit einem Spaziergang? Dann können wir Ausschau nach diesen Schleppbooten halten.«
    Statt der Schleppboote entdeckten sie zwei Krokodile. Die Tiere lagen faul in der Sonne, die inzwischen den Morgennebel hatte verdunsten lassen.
    »Wenn man bedenkt, dass aus ihrer Haut Handtaschen hergestellt werden …«, murmelte Britt. Sie verfolgte, wie eines mit dem Schwanz schlug und dann mit erstaunlicher Geschwindigkeit ins Wasser glitt.
    »Puh, sind die hässlich!«
    »Ich finde sie prachtvoll.«
    Beide Frauen drehten sich gleichzeitig um und erblickten Leo, der durch ein Fernglas ebenfalls die Tiere beobachtete.
    »Nicht so prachtvoll wie die Handtaschen, die aus ihnen gemacht werden«, entgegnete Mia.
    »Das meinen Sie doch nicht wirklich!« Leo sah sie mit gespielter Entrüstung an.

    »Nein, um ehrlich zu sein, habe ich noch nie etwas aus Krokodilleder besessen.«
    »Ich möchte auch nichts besitzen, das aus der Haut dieser wunderschönen Tiere gemacht wurde«, sagte Leo.
    »Kommen Sie heute zum Abendessen ins Restaurant?«, fragte Mia unvermittelt. »Wir haben beschlossen, zur Abwechslung mal am Galadinner teilzunehmen.«
    »Oh, ich weiß noch nicht.« Leo ließ das Fernglas sinken. »Ich bin eigentlich kein Fan davon und …«
    »Ich auch nicht«, versicherte Mia ihm. »Wahrscheinlich werde ich mich ziemlich blamieren. Weder habe ich das passende Kleid, noch liegt es mir, elegant aufzutreten. Aber heute Abend will ich es wenigstens mal ausprobieren. Und Sie sollten auch kommen. Es wäre schade um den Smoking, den Sie mitgebracht haben, wenn Sie ihn kaum tragen.«
    Britt sah Mia tadelnd an.

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