Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
dass du was isst …«
»Keine Sorge, ich habe gerade einen großen Brotkorb leer gegessen und zwei Cola getrunken. Wir können gerne gehen.«
Die Übelkeit kehrte zurück, ich stürzte wieder in die Toilette.
Nachdem ich mich ein drittes Mal übergeben hatte, beschloss ich, sein Angebot anzunehmen.
Als wir am Hotel aus dem Taxi stiegen, stellte ich fest, dass ich Schwierigkeiten beim Gehen hatte. Ich hatte keinen Tropfen Alkohol zu mir genommen, doch auf einmal konnte ich nicht mehr geradeaus laufen. Ich klammerte mich an Marlboro Mans Arm und hielt mich an ihm fest, bis wir in unserem Zimmer waren, wo ich mich sofort aufs Bett fallen ließ und mich in die Decke wickelte.
»Du tust mir so leid«, sagte mein Mann, setzte sich neben mich und spielte zärtlich mit meinem Haar. Selbst das war zu viel für mich.
»Kannst du das bitte lassen?«, fragte ich. »Davon wird mir irgendwie schlecht.«
Ich war absolut im Eimer.
Ein kotzender Loser.
Es war Marlboro Man, der Mitleid verdient hatte.
Um neun Uhr abends schlief ich ein und wachte erst um neun Uhr am nächsten Morgen wieder auf. Immer noch im Kleid und wie eine Larve in die Bettdecke des Park Hyatt gewickelt. Marlboro Man war nicht da; mir war schwindlig, ich hatte jede Orientierung verloren, stolperte ins Bad wie eine betrunkene Studentin nach einer langen Partynacht. Ich sah fürchterlich aus, blässlich, grünlich, ausgezehrt; Marlboro Man saß bestimmt im Flugzeug zurück in die Staaten, malte ich mir aus, nachdem er gesehen hatte, neben was für einer Gestalt er die ganze Nacht geschlafen hatte. Ich konnte mich überwinden, warm zu duschen, obwohl sich das wunderschöne Marmorbad wie ein Kreisel drehte. Das Wasser auf meinem Rücken fühlte sich jedoch gut an.
Als ich erfrischt im Hotelbademantel aus dem Bad kam, saß mein Mann auf dem Bett und las eine australische Zeitung, die er auf der Straße zusammen mit Orangensaft und Zimtschnecken für mich gekauft hatte in der Hoffnung, das würde mir guttun.
»Komm mal her!«, sagte er und klopfte auf den leeren Platz im Bett neben sich. Ich gehorchte.
Ich rollte mich neben ihm zusammen, und wie ein Uhrwerk griffen unsere Arme und Beine ineinander, wanden sich umeinander, bis wir wieder ein Knäuel aus vielen Gliedern waren. So blieben wir fast eine Stunde lang liegen – er massierte meinen Rücken und fragte mich immer wieder, wie es mir gehe … Ich schwebte auf einer Wolke von Glückseligkeit und wollte die Übelkeit verdrängen, doch sie dräute wie ein unheilvolles Gewitter über unserem Glück.
Ich zwang mich, aufzustehen und mich anzuziehen; ich wollte eine junge, strahlende Braut sein, eine aufregende Gefährtin für die Flitterwochen. Wir gingen mittagessen und versuchten es anschließend mit einem Museum, doch das Schwindelgefühl wurde stärker. Ich musste etwas unternehmen. »Ich gehe jetzt zurück ins Hotel und suche mir einen Arzt«, erklärte ich. »Ich muss was tun, um diese Sache loszuwerden. Die macht uns noch den ganzen Urlaub kaputt.«
»Ich glaube, du bist schwanger«, versucht es Marlboro Man erneut. Doch ich wusste, dass das nicht sein konnte.
Wir fanden eine Praxis in der Nähe des Hotels und saßen dann einer Dr. Salisbury gegenüber, einer großen, gutaussehenden Ärztin mit einer kräftigen, tröstlichen Stimme und naturblondem Haar. Nach einer langen Reihe neurologischer Untersuchungen und den üblichen diagnostischen Fragen wollte sie schließlich wissen: »Haben Sie kürzlich längere Zeit im Flugzeug gesessen?«
Ich erklärte ihr, wir seien von Oklahoma nach Los Angeles geflogen und von da weiter nach Sydney.
»Haben Sie dabei viel geschlafen?«, erkundigte sie sich.
»Fast die ganze Zeit.« Langsam machte ich mir Sorgen. Konnte es etwas Gefährliches, etwas Ansteckendes sein? Vielleicht TB? Grippe? Eine grausame Spielart von Malaria, die durch die Luft übertragen wurde? »Was ist es denn, Frau Doktor? Sagen Sie’s mir einfach, ich kann damit umgehen.«
»Ich glaube«, sagte Sie, »dass Sie unter einer Innenohrstörung leiden – ausgelöst durch einen langen Flug, bei dem Sie viel geschlafen haben.«
Eine Innenohrstörung? Wie langweilig. Wie peinlich!
»Was hat denn das Schlafen damit zu tun?«, wollte ich wissen. Als Tochter eines Arztes brauchte ich etwas mehr Informationen.
Sie erklärte, da ich nicht wach gewesen sei, hätte ich nicht gegähnt und auch sonst nichts gemacht, um das Knacken im Ohr auszulösen, das durch die Änderung des Kabinendrucks
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