Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
auf dem Empfang ein Footballspiel sehen wollte, war er in der gesamten ersten Halbzeit immer wieder kurz in die Umkleidekabine gehuscht. Welche Qualen er gelitten haben musste! Ich war froh, dass er nun endlich zu seinen Kumpels gehen konnte.
Ich kehrte gerade noch rechtzeitig zu den Gästen zurück, um zu hören, wie Mike zum vierten Mal zu »Elvira« anhob. Seine Stimme war in der gesamten Stadt zu hören: Giddyuppa oompapa oompapa mow mow … Dieses Lied schien eigens für ihn komponiert worden zu sein. Alle Anwesenden tanzten zu der Musik: mein neuer Schwager Tim mit meiner Cousine Julie, Marlboro Mans Cousin Thatcher wirbelte Betsy über die Tanzfläche, der Nachbar meiner Eltern, Dr. Burris, tanzte mit allen abwechselnd.
Mit verschränkten Armen lehnte ich mich an die Wand und genoss den Augenblick allein im Dunkeln. Mein Mann war glücklich, weil er mit seinen engsten Collegefreunden Football sehen konnte. Die Gäste waren glücklich – sie tanzten, lachten und stopften hemmungslos Brötchen mit Fleischsoße in sich hinein. Meine Mutter trank Wein im Tanzsaal, sie hatte sich mit alten Bekannten viel zu erzählen. Irgendwann erhaschte ich einen Blick auf meinen Vater, der mit Beth und Barbara tanzte, den Schwestern meiner Brautjungfer Becky, die schon ewig mit unserer Familie befreundet waren. Unsere Väter waren zusammen zur Highschool gegangen, wir kannten uns, seit wir auf der Welt waren. Sie hatten ihren Spaß, mein Vater, Beth und Barbara. Er wirbelte und drehte sie im Kreis, sie kicherten und lachten. Auch er war glücklich. Zumindest für diesen kurzen Moment.
Ich atmete ein und schloss die Augen, damit ich diese Szene nie vergaß.
Da verklang die Musik. Die Band brauchte eine Pause von Mikes Liedwünschen. Als die Musiker die Bühne verließen, hörte man plötzlich ein Gebrüll – eine Explosion – aus dem Erdgeschoss des Country Clubs:
ASU hatte alle überrascht und Nebraska geschlagen. Der Endstand: 19 : 0.
Der 21. September sollte als unvergesslichster Tag in Marlboro Mans Leben in die Geschichte eingehen.
Bald war es Zeit für uns aufzubrechen; die Uhr hatte Mitternacht geschlagen, wir hatten noch eine lange Strecke vor uns, ehe wir zu Bett gehen konnten. Nachdem ich den Brautstrauß geworfen und mich verabschiedet hatte, lief ich mit meinem frisch Angetrauten durch die Türen des Clubs nach draußen und stieg in den Fond einer rauchschwarzen Limousine, die uns in die hundert Kilometer entfernte Stadt bringen würde, wo wir übernachteten, bevor wir am nächsten Tag nach Australien flogen. Als wir uns von der winkenden, Körner werfenden Menschenmenge im Eingang zum Club entfernten, nahmen wir uns in die Arme und versanken in einer Wolke aus weißer Seide und müder, zügelloser Romantik.
Alles war so neu. Das neue Kleid … die neue Liebe … ein neues Land, Australien, in dem bisher keiner von uns gewesen war. Ein neues gemeinsames Leben. Ein neues Leben für mich. Neues Kristall, Silber, Porzellan. Ein frisch renoviertes kleines Cowboyhaus, das unsere kleine Farm sein würde, wenn wir aus den Flitterwochen zurückkamen.
Ein neuer Ehemann. Mein Ehemann. Ich wollte es immer und immer wieder sagen, wollte es laut herausschreien. Aber ich bekam kein Wort über die Lippen. Ich war zu beschäftigt. Die Leidenschaft hatte mich überwältigt – wie ein wildes Tier. Wegen des Schlafentzugs und der anstrengenden vergangenen Tage waren wir absolut machtlos, kaum dass wir uns im Schutz der Limousine befanden … und wir ließen uns gehen. Es war genau diese Leidenschaft, die uns durch die früheren Phasen zu Beginn unserer Beziehung geleitet und mich letztendlich zu dem Entschluss gebracht hatte, mich von dem Leben zu verabschieden, das ich mir einst ausgemalt hatte. Um stattdessen ein Teil von Marlboro Mans Leben zu werden. Es war genau diese Leidenschaft, die mir zeigte, dass alles genau so war, wie es sein sollte. Es war die Leidenschaft, die allem einen Sinn verlieh.
Im darauffolgenden Jahr sollte uns die Wirklichkeit einholen. Nur einige Tage nach unserer Heirat würden wir unerwartete, bestürzende Nachrichten erhalten, so dass wir unsere Flitterwochen vorzeitig abbrachen. Nach nur wenigen Wochen sollten wir die erschütternden Qualen von Tod, Scheidung und Enttäuschung zu ertragen haben. Im ersten Jahr unseres Zusammenlebens würden wir mit schwierigen Entscheidungen, schmerzvollen Auseinandersetzungen und drastischen Änderungen unserer Pläne konfrontiert werden.
Und
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