Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
trafen uns dort mit weiteren Frühaufstehern. Ich setzte mich zu einem der älteren Cowboys in einen Futterwagen, während die übrigen der Herde auf dem Pferderücken folgten. Auf dem Beifahrersitz genoss ich die tolle Aussicht auf meinen Mann. Er trieb sein treues Pferd Blue vor oder zwischen die Rinder, indem er sein Gewicht verlagerte oder seine Haltung veränderte und dem Tier dadurch wortlos mitteilte, was er wollte, wie weit es nach links oder rechts gehen sollte. Langsam sog ich die Luft ein und verspürte plötzlich einen unerklärlichen Stolz. Es war etwas Besonderes, meinen Mann – den Mann, den ich wie von Sinnen liebte – dabei zu beobachten, wie er mit seinem Pferd durch das hohe Gras ritt. Es war nicht nur die körperliche Anziehung, es war mehr als seine attraktiven Muskeln in den Cowboy-Überhosen. Ich sah ihm dabei zu, wie er das tat, was er liebte und worin er unglaublich gut war.
In Gedanken machte ich hundert Fotos. Zeit meines Lebens wollte ich das nicht vergessen.
Als die Herde in die Ställe gebracht war, trieben die Männer die Kälber behutsam in einen abgetrennten Bereich. Die Kühe muhten, und die Kleinen brüllten, sobald sie merkten, wie weit sie von ihren Müttern entfernt waren. Meine Unterlippe begann vor Mitleid zu zittern. Bis dahin hatte ich noch keine praktischen Erfahrungen mit den Fesseln des Mutterseins und der spürbaren Verbindung zwischen Mutter und Kind gemacht, egal ob bei Rindern, Pferden oder Menschen. Und obwohl ich wusste, dass das, was hier geschah, ein Übergangsritual war, ein normales Vorgehen in der Landwirtschaft, spürte ich zum ersten Mal, wie ernst diese Angelegenheit war, die in nur wenigen Monaten mir passieren würde.
Um das zu begreifen, brauchte ich einen Vormittag inmitten von Kühen.
Ich hatte wieder mehr Energie und war stabiler, und als es Weihnachten wurde, war ich Wonder Woman. Nachdem ich jede irgendwie geartete morgendliche Übelkeit hinter mir gelassen hatte, fühlte ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Ich kaufte einen Tannenbaum für unser Haus und schmückte ihn ironischerweise mit den gehäkelten Schneeflocken, die mir vor Jahren Js Mutter geschenkt hatte. Meine Jeans, die schon am Thanksgiving-Wochenende ziemlich eng gewesen war, bekam ich nicht mehr zu. Verzweifelt nach einer Lösung suchend, hatte ich ein Haargummi durch das Knopfloch gezogen und es über den Knopf gespannt. Klappte wunderbar. Ich dachte, ich würde einfach immer mit weiteren Haargummis verlängern, je dicker mein Bauch würde. Eventuell würde ich mit meinen bisherigen Klamotten auskommen, wenn ich mich anständig benahm und nicht zu viel futterte.
Nachdem wir so einen verrückten Herbst erlebt hatten, beschlossen Marlboro Man und ich, Heiligabend zu zweit zu verbringen. Ich wollte mich nicht in die Grabenkämpfe meiner Eltern hineinziehen lassen, und mein Mann wollte einfach nur zu Hause bleiben, entspannen, Filme gucken und das Leben an einem der wenigen Tage im Jahr genießen, an denen die Märkte und das Vieh mal nicht an erster Stelle kamen. Ich legte eine CD von Johnny Mathis ein und kochte für uns: Steaks, Folienkartoffeln und Salat mit Ranch Dressing. Ich goss Limonade in Weingläser und zündete zwei lange schmale Kerzen auf dem kleinen Bauerntisch in der winzigen Küche an.
»Komisch, dass Weihnachten ist«, sagte ich und stieß mit ihm an. Es war das erste Mal, dass ich das Fest ohne meine Eltern feierte.
»Ich weiß«, sagte er. »Hab ich auch gerade gedacht.« Beide stürzten wir uns auf unser Steak. Ich hätte mir zwei machen sollen. Das Fleisch war zart und aromatisch und perfekt gegart. Ich fühlte mich wie Mia Farrow in Rosemarys Baby , als sie mitten am Nachmittag ein Steak nur leicht erhitzt und wie ein Wolf verschlingt. Nur dass ich keine Kurzhaarfrisur hatte. Und nicht Satans Samen in mir trug.
»Hey«, sagte ich und sah ihm in die Augen. »Es tut mir leid, dass ich so … so mies drauf war seit, na ja, eigentlich seit unserer Hochzeit.«
Er lächelte und trank einen Schluck. »Du warst nicht mies drauf«, sagte er. Er konnte nicht sehr gut lügen.
»Nein?«, fragte ich ungläubig und genoss das leckere rote Fleisch.
»Nein«, erwiderte er, aß noch einen Bissen und hielt meinem Blick stand. »Warst du nicht.«
Ich war streitsüchtig. »Hast du das mit meiner Innenohrstörung vergessen, wegen der ich quer durch Australien gekotzt habe?«
Er überlegte, dann konterte er: »Hast du den Wagen vergessen, den ich für uns
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