Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
war, der neben meinem Wagen hielt, und nicht der von Jason Voorhees, dann kurbelte ich mein Fenster herunter. Marlboro Man tat es mir nach und fragte mit breitem Grinsen: »Kann ich Ihnen weiterhelfen?« Er machte sich einen Spaß aus der Situation, genau wie ein paar Tage zuvor, als er mich um sieben Uhr morgens aus dem Tiefschlaf geklingelt hatte. In kürzester Zeit hatte ich klargestellt, wer in unserer sich so rasch entwickelnden Beziehung die Rolle des Dummerchens und Faulpelzes besetzen würde.
»Folge mir«, sagte er, und ich gehorchte. Ich folge dir überallhin , dachte ich, während ich von der Staubwolke seines Pick-ups eingehüllt wurde. Schon nach wenigen Minuten hatten wir den Highway erreicht, und ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus; ich würde überleben. Mir war das Ganze unendlich peinlich, und um ihn nicht noch länger aufzuhalten, wollte ich ihm nur freundlich zuwinken und beschämt davonfahren. Aber Marlboro Man kam zu meinem Wagen herüber. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, starrte stattdessen auf seine Jeans und kurbelte die Scheibe noch einmal herunter, damit ich hören konnte, was er sagen wollte.
Er sagte gar nichts. Stattdessen öffnete er die Tür meines Wagens, zog mich aus dem Auto und küsste mich, wie ich nie zuvor geküsst worden war.
Da standen wir, an der Kreuzung einer Kreisstraße und eines ländlichen Highways, und knutschten wild herum. Das Licht meiner Scheinwerfer erzeugte zusammen mit den feinen Staubpartikeln in der Luft die Prärieversion des Londoner Nebels.
Es hätte das perfekte Cover für einen Liebesroman abgegeben, wenn nicht in dem Moment mein Autotelefon laut geklingelt hätte.
»Dein Telefon klingelt«, sagte Marlboro Man, seine Lippen keinen Zentimeter von meinen entfernt. Ich weigerte mich, die Augen zu öffnen, wollte ihn noch fester an mich drücken, obwohl es eigentlich gar nicht möglich war. Ich hoffte, wenn ich unsere Leidenschaft weiter schürte, würden wir das laute Schrillen des Autotelefons nicht mehr wahrnehmen. Es war ein wunderschöner, besonderer Augenblick; in dieser ländlichen Umgebung war es mir leichtgefallen, mir vorzustellen, wir befänden uns in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, in einer anderen Welt. Vom klingelnden Telefon und unseren Autoscheinwerfern einmal abgesehen, hätten wir ein beliebiges Paar irgendwo in der Weltgeschichte sein können.
Aber das Klingeln hörte nicht auf. Wir konnten es unmöglich länger ignorieren. »Wer ist das?«, fragte Marlboro Man. »Ist schon ein bisschen spät, oder?« Er lockerte seine kraftvolle Umarmung nur leicht, aber doch genug, dass ich den Unterschied spürte.
Es war in der Tat ein bisschen spät – kurz nach Mitternacht. Viel zu spät für meine Mutter, meinen Bruder oder irgendeinen Bekannten.
Für J war es ebenfalls zu spät. In der langen Zeit unseres Zusammenseins war es ihm nie in den Sinn gekommen, seiner Liebe und Zuneigung auf diese Weise Ausdruck zu verleihen – erst jetzt, da er feststellen musste, dass ich ihm entglitten war, da er spürte, dass ich mich gegen ihn entschieden hatte, brachte er genug Energie auf, um seine wahren Gefühle zu zeigen. Und das musste ausgerechnet in dem Moment sein, als mich der Mann, in den ich mich Tag um Tag mehr verliebte, in den Armen hielt. Es war viel zu spät für J. Es war zu spät für jeden außer Marlboro Man.
Endlich hörte das Klingeln auf, Gott sei Dank, und das Küssen ging weiter. Marlboro Mans Griff wurde fester, ich entschwebte wieder an jenen fernen Ort. Dann klingelte das Telefon erneut und katapultierte mich unsanft in die Wirklichkeit zurück.
»Meinst du nicht, du solltest rangehen?«, fragte er.
Ich wollte ihm antworten. Ihm erklären, warum es mir irgendwie gelungen war, in keinem der großartigen Gespräche, die wir in der vergangenen Woche geführt hatten, meine soeben beendete vierjährige Beziehung zu erwähnen – beziehungsweise meine noch nicht vollständig beendete Beziehung. Ich wollte erklären, dass ich in den vergangenen Wochen versucht hatte, mich langsam daraus zu lösen, und dass das Ganze in den letzten ein, zwei Tagen eskaliert war. Dass mein Exfreund am zwei Stunden entfernten Flughafen auf mich wartete, um persönlich mit mir zu sprechen. Dass ich ihn abgewiesen hatte, weil ich um jeden Preis zur Ranch hatte kommen wollen.
Wie erzählt man einer neuen Liebe am besten von einer alten, vor allem, wenn die Beziehung noch so frisch ist? Wenn ich das Thema schon
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