Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
früher angesprochen und ihm die ganze Geschichte von J und mir erzählt hätte, wäre ich dann nicht mit der Tür ins Haus gefallen? Erschwerend kam hinzu, dass ich kaum an J dachte, wenn ich mit Marlboro Man zusammen war – ob das richtig oder falsch war, sei dahingestellt. Ich war viel zu beschäftigt damit, Marlboro Mans Augen anzuhimmeln. Den Anblick seiner Muskeln zu genießen. Seine Männlichkeit auf mich wirken zu lassen. Mich an seinem Geruch zu berauschen.
Aber als wir an jenem Abend zusammen im Dunkeln standen und ich mich ihm so nah fühlte, wünschte ich, ich hätte ihm die ganze Geschichte erzählt. Denn so unangenehm die Wahrheit auch war, diese ständigen Anrufe nach Mitternacht waren schlimmer. Er musste ja glauben, dass das meine nächste Verabredung für den Abend war – oder, abartiger noch, mein Sugar Daddy, der wissen wollte, wo ich mich herumtrieb. Diese hartnäckigen Anrufe wären bei weitem nicht so peinlich gewesen, wenn ich ihm vorher schon etwas mehr erzählt hätte. Das hätte ihm jetzt geholfen, besser damit umzugehen. »Hört sich an, als solltest du lieber drangehen«, sagte er noch einmal, nachdem die Wirklichkeit den herrlichen Nebel fortgeweht hatte. Er hatte recht. Auch wenn er nicht wissen konnte, was es mit dem ständigen Klingeln auf sich hatte, wusste er doch, dass etwas dahintersteckte, mit dem ich mich auseinandersetzen musste.
Was in aller Welt sollte ich ihm sagen? Ach, das ist nur mein Exfreund … nicht so wichtig. Das klang zu platt und abgedroschen. Und es war wichtig – vielleicht nicht für mich, aber ganz bestimmt für J. Dennoch wollte ich die romantische Stimmung nicht kaputtmachen, indem ich von J erzählte, der gegen meinen Willen hergeflogen war, weil er mich unbedingt sehen wollte. Ich fand, das wäre ein bisschen zu viel Gefühlsdrama gewesen, vor allem nach meinem Zusammenbruch in Marlboro Mans Küche früher am Abend. Genauso wenig konnte ich einfach schweigen, das würde ja wirken, als hätte ich etwas zu verbergen. Sollte ich lügen und behaupten, es sei mein Bruder Mike, der zur Feuerwache gebracht werden wollte? Aber Mike schlief um die Zeit schon. Und ich hatte auch keine Lust zu erklären, warum mein erwachsener Bruder seine Zeit so gerne auf der Feuerwache verbrachte. Mir waren die Hände gebunden.
Ich entschied mich für einen Kompromiss. »Ja«, sagte ich. »Ich sollte wohl drangehen. Ein Exfreund von mir. Tut mir leid.« Mehr brachte ich nicht heraus.
Ich hatte erwartet, dass bei dem Wort »Exfreund« die Atmosphäre schlagartig abkühlen würde, und schon vor mir gesehen, wie Marlboro Man sich verabschiedete, in seinen Pick-up stieg und davonfuhr. Er hätte allen Grund dazu gehabt. Schließlich kannte er mich noch nicht besonders lange. Abgesehen von ein paar Gesprächen und feurigen Küssen war ich ihm so gut wie fremd. Für ihn wäre es das Einfachste gewesen, auf Abstand zu gehen und abzuwarten, sich ein bisschen Zeit zu nehmen, um die Situation richtig einzuordnen.
Stattdessen schlang er seine starken Arme um meine Taille, hob mich hoch und wischte mit einer warmen, beruhigenden Umarmung die Peinlichkeit des Moments fort. Dann drückte er die Stirn sanft gegen meine und sagte schlicht: »Gute Nacht.«
Ich stieg wieder ins Auto, und Marlboro Man fuhr davon. Dann bog ich auf den Highway ein, atmete einmal tief durch … und ging ans Telefon, das immer noch klingelte. Es war J, der von einem deprimierenden Flughafenhotel aus anrief, um mir zu sagen, dass er tief verletzt sei und dass er einen Ring im Gepäck habe – inklusive Heiratsantrag.
Ich hatte so etwas schon befürchtet. Als er gelandet war und mich sofort anschließend dringend hatte treffen wollen, war mir klar gewesen, dass er ein konkretes Ziel verfolgte. So gesehen war ich froh, dass ich nicht auf seine Bitte eingegangen war, zum Flughafen zu kommen und ihn dort zu treffen. Die Begegnung wäre furchtbar geworden: eine unbeholfene Umarmung, ausweichende Blicke, das Hervorholen des mit einem Diamanten besetzten Rings – des vermeintlichen Rettungsrings für unsere Beziehung –, betretenes Schweigen, dann das unvermeidliche Nein, Tränen, Demütigung, Kummer.
»Es tut mir leid«, sagte ich schließlich, nachdem ich J eine Dreiviertelstunde lang einfach nur zugehört und er sich alles von der Seele geredet hatte. »Wirklich. Ich wünschte, es wäre nicht so gekommen.«
»Ich wollte dich doch nur sehen«, erwiderte J. »Ich glaube, dann hättest du deine Meinung
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