Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
geändert.«
»Warum glaubst du das?«, fragte ich.
»Wenn du den Ring gesehen hättest, wäre dir bewusst geworden, was aus uns hätte werden können.«
Ich sagte ihm nicht, was ich dachte. Dass ich den Ring als das gesehen hätte, was er war: Wie teuer er auch gewesen sein mochte, er war ein deutliches Symbol für die Panik, die J bei dem Gedanken an Veränderung ergriffen hatte. Wir waren so lange gut miteinander ausgekommen. Ich war immer für ihn da gewesen und hatte von ihm wenig dafür verlangt – mich zu verlieren bedeutete, dass er diesen Hort der Geborgenheit aufgeben musste.
»Es tut mir leid, J«, wiederholte ich. Das war alles, was ich noch zu sagen hatte. Er legte auf, ohne etwas zu erwidern.
Den Rest der Nacht blieb mein Telefon still. Zurück im Haus meiner Eltern, plumpste ich wie ein nasser Sack aufs Bett. Ich starrte an die dunkle Zimmerdecke, zwirbelte Haarsträhnen zwischen meinen Fingern und konnte seltsamerweise keinen Schlaf finden. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken: An meine geliebte Puggy Sue – sie würde mich am nächsten Morgen nicht mit ihrem verspielten Bellen begrüßen. An J – wie traurig er war. An unsere Beziehung – die jetzt, nach so vielen Jahren, für immer vorbei war. An Chicago und all die Dinge, die ich vor meinem Umzug noch erledigen musste.
An Marlboro Man …
Marlboro Man …
Marlboro Man …
Am nächsten Morgen wurde ich schon früh vom Klingeln meines Telefons geweckt. Es hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden so oft geklingelt, dass ich nicht wusste, ob ich mich freuen oder lieber schreiend aus dem Zimmer rennen sollte. Müde und ohne die Augen zu öffnen, tastete ich im Dunkeln danach, bis ich den Hörer zwischen die Finger bekam. Dann rieb ich mir die Augen in der Hoffnung, etwas wacher zu werden, und sagte mit leiser, ängstlicher Stimme: »Hallo?«
»Schläfst du etwa noch?«, sagte Marlboro Man, gefolgt von seinem Erkennungszeichen, jenem leisen Schmunzeln.
Ich schlug die Augen auf und strahlte.
5.
Weiche von mir, Schicksal!
Die Woche nach Puggy Sues entsetzlichem Tod in der Einfahrt, nach Js unseligem Überraschungsbesuch und meinem peinlichen Zusammenbruch in Marlboro Mans Küche stand im Zeichen von wiederkehrenden »Bist du sicher, dass es vorbei ist?«-Anrufen von J und abendlichen Treffen mit meinem neuen Freund. Jeder Moment mit ihm war wundervoller als der davor, und schon am zehnten Tag unserer noch so jungen Beziehung war ich Hals über Kopf, wahnsinnig, ja lächerlich in ihn verknallt. Gleichzeitig rückte das Datum meines geplanten Umzugs nach Chicago bedrohlich näher.
Monatelang hatte sich bei mir alles um Chicago gedreht, und auf einmal merkte ich, dass ich das Thema mied wie die Pest. War ich verrückt geworden? Hatte ich den Verstand verloren? Jedes Mal, wenn ich auch nur entfernt an Chicago dachte, verspürte ich ein unangenehmes Ziehen. Ich fühlte mich schuldig, als würde ich schwänzen oder mich selbst betrügen. Mir war dieser Cowboy über den Weg gelaufen, und schon konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich brauchte nur seine Stimme am Telefon zu hören, die mir »Guten Morgen« oder »Gute Nacht« sagte oder mich neckte, weil ich länger als bis sechs Uhr geschlafen hatte, ich brauchte nur sein Schmunzeln zu hören, bei dem nicht nur meine Knie schwach wurden, schon verschwand Chicago – und der gesamte Staat Illinois – aus meinem Gedächtnis, zusammen mit der Fähigkeit, in der Gegenwart dieses Mannes auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Es war um mich geschehen.
Wenn ich in der Stadt unterwegs war, wurde ich hin und wieder gefragt, wie denn die Vorbereitungen für meinen Umzug vorangingen. Ich gab jedes Mal dieselbe Antwort: Stimmt, in ein paar Wochen geht’s los. Ich muss vorher nur noch ein paar Dinge erledigen, »klar Schiff machen«, sozusagen. In Wirklichkeit, aber das sagte ich natürlich keinem, war mein Schiff längst gekapert worden und mein Herz ebenso. Meine Vernunft sagte mir, ich dürfe nicht zulassen, dass dieser neue Mann mich von den Zielen abbrachte, die ich mir für meine Zukunft gesteckt hatte. Aber es lief einfach so gut mit uns beiden, wir gewannen immer mehr an Fahrt, dass ich mich nicht dazu überwinden konnte, die Bremse zu ziehen. Ich hatte ihn einfach noch nicht lange genug geküsst.
Nachdem wir uns noch ein paarmal in meiner Stadt getroffen hatten, lud Marlboro Man mich wieder in sein Haus auf der Ranch ein. Ich wusste ja, wie gut ihm mein
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