Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
erstes Essen geschmeckt hatte, deshalb schlug ich selbstbewusst vor: »Dann koche ich wieder für dich!« Nachdem ich mich beim letzten Mal für Meeresfrüchte entschieden hatte, wollte ich diesmal, der Rancher-Tradition seiner Familie zu Ehren, etwas mit Rindfleisch zubereiten. Als ehemalige Vegetarierin musste ich mein Hirn mächtig anstrengen, und ich ließ alle Rindfleischgerichte Revue passieren, die ich in den letzten fünfundzwanzig Jahren gegessen hatte, bis ich mich schließlich an das marinierte Flank Steak meiner Mutter erinnerte. Es hatte trotz des ganzen Tofus und Seetangs, den ich in Kalifornien zu mir genommen hatte, in meinem kulinarischen Gedächtnis überdauert.
Man nehme ein Flank Steak, also ein Stück aus dem unteren Rippenbereich des Rinds (auch Rinderlappen genannt), und mariniere es vierundzwanzig Stunden lang in einer Mischung aus Sojasoße, Sesamöl, gehacktem Knoblauch, frischem Ingwer und Rotwein, dann grille man es kurz, damit es schön braun werde. Der Geschmack ist einfach himmlisch – die unverkennbar asiatische Schärfe, kombiniert mit der Zartheit des rosa Fleisches, ist ein wahres Fest für den Gaumen. Als Beilage entschied ich mich für Tagliarini Quattro Formaggi – mein Lieblings-Pastagericht aus dem Restaurant Intermezzo in West Hollywood. Dort wird es mit Capellini, diesen ganz dünnen Nudeln, zubereitet, und dazu kommt eine köstliche Mischung aus Parmesan, Pecorino Romano, Fontina und Ziegenkäse. Während meiner Zeit in L.A. war das meine Leib- und Magenspeise gewesen.
Ich kaufte also die Zutaten und fuhr zu Marlboro Mans Haus, ohne mich darum zu scheren, dass mariniertes Steak, wie der Name schon sagt, mariniert werden muss. Ich wusste auch nicht, wie man einen Indoor-Grill bedient – in Mietwohnungen in Los Angeles war so was nicht erlaubt –, daher beschloss ich, das Fleisch im Ofen zu grillen. Da ich seit Jahren kein Fleisch gegessen hatte, wusste ich nicht mehr, wie wichtig es ist, ein Steak nicht zu lange zu braten; ich ging davon aus, mit einem Steak sei es genau wie mit Huhn – man briet es so lange, bis es innen nicht mehr rosa war. Und so grillte ich das wunderbare, geschmackvolle Flank Steak, bis es sich in ein zähes Stück Leder verwandelte.
Da ich so damit beschäftigt war, das Hauptgericht zu verhunzen, kochte ich die Nudeln gut fünf Minuten zu lang, und als ich dann den Käse untermischte, den ich so liebevoll mit der Hand gerieben hatte, erinnerten meine Tagliarini Quattro Formaggi an eine Pfanne voll wässriger Grütze. Kann man das überhaupt essen? , fragte ich mich, als ich die Masse in Schüsseln füllte, die ich vorher mit Knoblauch eingerieben hatte, so wie es im Intermezzo gemacht wurde. Ich dachte, es würde Marlboro Man nicht auffallen, und sah ihm zu, wie er pflichtbewusst das von mir gekochte Essen vertilgte. Später erfuhr ich, dass er die ganze Zeit ernsthaft erwogen hatte, ob er nicht einen der Cowboys bitten sollte, ein Präriefeuer zu entfachen, damit er eine Ausrede hatte, in die Ferne zu entschwinden.
Es war ein schöner Frühlingsabend. Nach dem Essen gingen wir auf die Veranda und setzten uns nebeneinander auf zwei Gartenstühle. Marlboro Man nahm meine Hand, legte die Cowboystiefel aufs Geländer und lehnte den Kopf an den Stuhlrücken. Es war still. Irgendwo in der Ferne muhten Kühe, und ab und zu heulte ein Kojote.
Wir saßen im Dunkeln, es war eine unglaublich sternenklare Nacht, und da uns kein Action-Film oder sonst etwas ablenkte, musste ich auf einmal an Chicago denken. Chicago. Eigentlich müsste ich jetzt packen , dachte ich. Tue ich aber nicht. Stattdessen bin ich hier. Mit diesem Mann. An diesem Ort.
Ich wohnte nun schon seit mehreren Monaten zu Hause und hatte in dieser Zeit das Stadtleben schmerzlich vermisst: die Kultur, die Anonymität, den Trubel, das schnellere Tempo. In der Stadt hatte ich mich immer glücklich gefühlt, lebendig und erfüllt. Dass ich jetzt auf der Veranda eines Cowboys saß, war schon befremdlich; dass ich mich dabei auch noch wohl, zufrieden und geborgen fühlte, das hatte etwas Surreales.
Ich fröstelte, die Luft kühlte rasch ab. Ich konnte ein leichtes Zittern und Zähneklappern nicht unterdrücken. Marlboro Man, der immer noch meine Hand hielt, zog mich zu sich hinüber, bis ich auf seinem Schoß saß. Er schlang die Arme um mich und drückte mich fest an sich, und mein Kopf ruhte auf seiner starken Schulter. »Hmm …«, machte er genau in dem Moment, als ich das gleiche
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