Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Klamotten zurecht, stellte den Wecker auf 3.40 Uhr und lief nach unten, um zwei Löffel ins Gefrierfach zu legen. Die würde ich brauchen.
Meine Eltern unterhielten sich leise im Fernsehzimmer. Es kam mir so vor, als zögen sie sich neuerdings ständig dahin zurück. »Ich muss morgen um vier Uhr raus«, rief ich und winkte ihnen zu. »Dann fahre ich zur Ranch, um irgendwas mit Rindern zu machen. Drückt mir die Daumen!«
Meine Eltern winkten zurück, lächelten und wünschten mir viel Spaß. Dann ging ich in mein Zimmer und schlüpfte unter die Decke, um mich auf den Morgen vorzubereiten.
Beim ersten schrillen Klingeln des Weckers stürzte ich aus dem Bett. Das musste ja wohl ein Witz sein! Es war mitten in der Nacht. Waren diese Leute verrückt? Ich duschte, und mein Herz klopfte nervös bei dem Gedanken, dass ich die Eltern meines Cowboys auf ihrer Ranch treffen würde. Dann wickelte ich mich in ein Handtuch, schlich nach unten, holte meine eisgekühlten Löffel aus dem Kühlschrank und legte sie mir, zurück in meinem Zimmer, auf die Lider. Verquollene Augen, denen man die nachtschlafende Zeit ansah, konnte ich nicht gebrauchen. In nur fünfundzwanzig Minuten war ich komplett fertig gestylt, geföhnt, frisiert, angekleidet und zog die Tür hinter mir zu – wie aus dem Ei gepellt mit meinem Jeanshemd, den Boot-Cut-Jeans von Gap und Betsys braunen Wanderschnürstiefeln von Ralph Lauren –, auch wenn ich leise Zweifel hatte, ob sie wirklich für dauerhaften Outdoor-Einsatz taugten. Ich sprang ins Auto und machte mich auf den Weg zur Ranch. Am Steuer wäre ich fast eingeschlafen. Zweimal.
Marlboro Man erwartete mich an der Abzweigung zum Haus seiner Eltern, und ich folgte ihm im Dunkeln über acht Kilometer Schotterstraße. Als wir in die gepflasterte Einfahrt einbogen, sah ich die Silhouette seiner Mutter am Küchenfenster. Sie trank Kaffee. Mein Magen knurrte. Vielleicht hätte ich bei meinen Eltern etwas essen sollen. Ein Croissant zum Beispiel. Oder eine Schüssel Knuspermüsli. Mist, ein kleines Gebäckstück von der Tankstelle wäre auch nett gewesen. Mein Magen hing mir in den Kniekehlen.
Als ich ausstieg, war Marlboro Man sofort da. Dank der morgendlichen Dunkelheit konnten wir uns nicht nur mit einer innigen romantischen Umarmung begrüßen, sondern uns auch einen sanften, liebevollen Kuss geben. Zum Glück hatte ich mir die Zähne geputzt.
»Da bist du ja«, sagte er lächelnd und strich mir sanft über den Rücken.
»Ja«, antwortete ich und gähnte verstohlen. »Und bevor ich losgefahren bin, bin ich noch acht Kilometer gelaufen. Mir geht’s super.«
»Hm-hm«, machte er, nahm meine Hand und ging mit mir zum Haus. »Wäre ich doch auch so ein Frühaufsteher wie du!«
Als wir das Haus betraten, standen seine Eltern in der Diele.
»Hey«, sagte sein Vater mit der rauesten Stimme, die ich je gehört hatte. Jetzt war mir klar, woher Marlboro Man die hatte.
Seine Mutter begrüßte mich mit einem herzlichen »Hallo«. Sie standen hier, um mich zu empfangen. Im Haus roch es angenehm nach Leder.
»Hi, ich bin Ree«, sagte ich und gab ihnen die Hand.
»Sehen Sie aber hübsch aus heute Morgen«, bemerkte seine Mutter. Sie trug gemütliche Sachen, so als wäre sie einfach aus dem Bett gestiegen und hätte das Erstbeste angezogen, was sie in die Finger bekam. Sie sah ganz natürlich aus, offenbar hatte sie ihren Wecker nicht auf 3.40 Uhr gestellt, um auch ja Zeit für neun Schichten Wimperntusche zu haben. Sie trug Turnschuhe. Schien sich wohl zu fühlen. Sie sah gut aus. Meine Handflächen waren feuchtkalt.
»Ree ist immer hübsch«, sagte Marlboro Man zu seiner Mutter und strich mir dabei sanft über den Rücken. Ich ärgerte mich, mir extra Locken ins Haar gemacht zu haben. Da war ich wohl ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. Und mit dem schwarzen Kajal. Dem schimmernden Himbeer-Lipgloss.
Wir mussten ein paar Kilometer fahren, um die anderen Cowboys zu treffen und die Rinder von dort zusammenzutreiben. »Mom, steig du doch bei Ree ein. Dann könnt ihr vorfahren, und wie kommen hinterher«, schlug Marlboro Man vor. Ich verließ das Haus zusammen mit seiner Mutter, wir stiegen ins Auto und fuhren die Straße hinunter. Dabei unterhielten wir uns. Sie war eine selbstbewusste, aufrichtige Frau, und ich erzählte dies und das, erleichtert, dass sie so unkompliziert war. Als wir ein paar hundert Meter gefahren waren, sagte sie beiläufig: »In der Kurve da vorne solltest du vielleicht ein
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