Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
einer intakten Familie stammten, und ich hatte mich immer glücklich geschätzt, wenn ich erzählen konnte, dass meine Eltern noch zusammen waren. Dass Marlboro Man das Gleiche behaupten konnte, machte mich froh. Irgendwie gab mir das Sicherheit; ich fand es beruhigend, dass der Mann, in den ich mich jeden Tag mehr verliebte, Eltern hatte, die einander immer noch so zugetan waren. Marlboro Man küsste meine Hand und streichelte meinen Daumen. »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte er. Die Sonne sank immer tiefer. Den Rest des Weges schwiegen wir zufrieden.
Er brachte mich zur Tür, wir blieben auf der Treppe stehen. Es war mir die liebste Treppe auf der ganzen Welt. Die zauberhaftesten Momente meines Lebens hatten sich dort abgespielt, und dieser Abend bildete keine Ausnahme. »Ich bin so froh, dass du heute gekommen bist«, sagte er und nahm mich liebevoll in die Arme. »Es war schön, dich dabeizuhaben.«
»Danke, dass ich komme durfte«, sagte ich und nahm gern den sanften, liebevollen Kuss entgegen, den er mir auf die Wange drückte. »Es tut mir leid, dass ich mit deiner Mutter im Graben gelandet bin.«
»Ist nicht schlimm«, erwiderte er. »Tut mir leid wegen deines Autos.«
»Ach, ist doch keine große Sache«, sagte ich. »Morgen früh um fünf bin ich mit einer Brechstange wieder da und kümmere mich um die Reifen.«
Er lachte und drückte mich in einer letzten herrlichen Umarmung fest an sich. »Gute Nacht«, flüsterte er. Hach, du wunderbarer Mann!
Auto hin oder her, ich schwebte auf Wolken ins Haus hinein. Mein Vater war noch in der Küche. Ich huschte zu ihm, um ihn zu begrüßen.
»Hi, Dad!«, sagte ich, klopfte ihm auf die Schulter und holte mir eine Cola light aus dem Kühlschrank.
»Hey«, erwiderte er und nahm auf einem Barhocker Platz. »Wie war’s heute?«
»O Mann, es war toll – echt, ich fand’s super! Also, erst sind wir …« Ich blickte meinen Vater an. Etwas stimmte nicht. Sein Gesicht wirkte ernst. Besorgt.
»Was ist los, Dad?« Meine Wangen wurden ganz heiß.
Er wollte etwas sagen, hielt dann aber inne.
»Dad … was ist?«, wiederholte ich. Irgendetwas war passiert.
»Deine Mutter und ich, wir haben Probleme«, sagte er.
Sofort bekam ich weiche Knie. Von einem Augenblick auf den anderen war meine kleine, heile Welt nicht mehr dieselbe.
Ich stand reglos da, konnte meine Füße nicht mehr spüren. Meine Wangen kribbelten, meine Nackenmuskeln verspannten sich. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Mir war auf einmal schlecht. So reagiert wahrscheinlich jeder, wenn er erfährt, dass die längste, stabilste Beziehung, die er je gekannt hat, auf einmal nicht mehr so stabil ist.
Probleme? Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Ausgerechnet jetzt, wo sie sich auf der Zielgeraden befanden? Immerhin hatten sie vier Kinder großgezogen. Sie hatten das Schlimmste überstanden. Ihre Jüngste, meine Schwester, war jetzt auf dem College, mein Gott – sie waren doch eigentlich aus dem Gröbsten raus.
Mein Dad fasste die Situation kurz für mich zusammen, danach begab ich mich nach oben und schleppte die Trümmer meines alten Ichs hinter mir her. Ich war am Boden zerstört. Als ich mein Zimmer betrat, brannte mein Gesicht immer noch. Ich zog meine Kleider aus – sie waren verstaubt und verdreckt von meiner glorreichen Rancharbeit mit Marlboro Man und seinen Eltern. Unter der Dusche dachte ich darüber nach, was für eine Wendung mein Tag genommen hatte: Als mein Liebster mich am Abend nach Hause brachte, war ich so glücklich gewesen – so selig, so verliebt und rundum zufrieden. Noch vor einer Stunde hatte ich mich in Marlboro Mans Pick-up darüber ausgelassen, wie schön es doch war, dass die Ehen unserer Eltern noch intakt waren. Jetzt war alles wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Dass ich zu den Menschen von Mitte zwanzig gehörte, deren Eltern immer noch eine gute Ehe führten und deren familiäre Basis noch nicht durch eine Scheidung ins Wanken geraten war, hatte mich stolz gemacht. Diesen Stolz hatte ich wie eine Trophäe vor mir hergetragen. Doch gerade eben war die Illusion, ich hätte ein gefestigtes, sicheres Zuhause, mit einem Streich zertrümmert worden. Ich war zwar immer eine Optimistin gewesen, für die das Glas halb voll war, ein richtiger Sonnenschein, aber ich war auch abgeklärtes L.-A.-Girl genug, um zu wissen, dass mein Dad es ziemlich ernst meinte. Und dass es nicht gut aussah. Ganz und gar nicht.
Ich ließ mich bäuchlings aufs Bett
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