Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
gefürchtete Zittern meiner Unterlippe vermeiden, womit ich in letzter Zeit fest rechnen musste, wann immer ich über etwas Aufwühlendes sprach. Ich hatte mir noch nicht verziehen, dass ich an dem Tag von Puggy Sues Tod in Marlboro Mans Küche zusammengebrochen war. Nicht auszudenken, welche Sintflut erst losbrechen würde, wenn es um meine Mom und meinen Dad ging. Ich hatte Angst, noch so eine Blamage nicht zu überstehen.
Als wir in die Straße zu Marlboro Mans Haus einbogen, erblickte ich meinen Camry in der Einfahrt. Ich war überrascht, hatte ich doch geglaubt, er würde immer noch im Graben an der Straße zu Marlboro Mans Eltern stehen. Mein Cowboy hatte ihn schon repariert, aus dem Graben gezogen, die kaputten Reifen in Ordnung gebracht und, wie ich ihn kannte, wahrscheinlich sogar nachgetankt.
»Oh, danke, das ist total lieb von dir«, sagte ich, als wir zur Haustür gingen. »Ich dachte schon, ich hätte ihn zu Schrott gefahren.«
»Nee, alles in Ordnung«, erwiderte er. »Aber vielleicht solltest du erst mal fahren lernen, bevor du wieder einsteigst, hm?« Ein verschmitztes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
Er lachte, und ich boxte ihn in die Seite. Da machte er einen Schritt auf mich zu, hielt meine Arme fest und zog mir mit einem Fuß das Standbein weg. Sofort ging ich zu Boden und landete auf dem weichen grünen Gras in seinem Vorgarten. Ich kreischte und versuchte vergeblich, mich aus seiner spielerischen Umklammerung zu winden, doch mein schmächtiger Oberkörper konnte nichts gegen seine unglaubliche Kraft ausrichten. Er kitzelte mich, und ich, das kitzeligste Geschöpf auf der gesamten Nordhalbkugel, schrie wie am Spieß. Aus Angst, mir in die Hose zu machen (eine nicht unbegründete Sorge), verteidigte ich mich auf die einzige Weise, die mir einfiel – ich griff nach seinem Shirt, zog es aus der Jeans, wanderte mit den Händen seinen Rücken hinauf und pikste ihn in die Rippen.
Sofort hörte er auf. Er stützte die Ellbogen auf und nahm mein Gesicht in die Hände. Dann küsste er mich leidenschaftlich und kein bisschen albern, und unser verspielter Ringkampf verwandelte sich spontan in eine Knutschübung. Sein Vorgarten war nicht unbedingt der richtige Ort dafür, und da unser gemeinsamer Abend gerade erst begonnen hatte, war es auch ein ungewöhnlicher Zeitpunkt. Doch auf seltsame Weise war er perfekt. Denn irgendwann beim Lachen, Kitzeln, Kämpfen und Herumwälzen auf dem Rasen lösten sich meine Sorgen über die Probleme meiner Eltern wie von Zauberhand in Luft auf.
Erst als die Herbstgrasmilben uns zu beißen begannen, schlug Marlboro Man vor: »Lass uns reingehen! Ich mache uns was zu essen.« Hmm , dachte ich. Das bedeutet Steak. Auf dem Weg ins Haus lächelte ich zufrieden, weil der Stress der vergangenen vierundzwanzig Stunden mir auf einmal ganz weit weg erschien. Schon damals war mir klar: Marlboro Man würde sich nicht nur an jenem Abend, sondern auch in den folgenden Monaten als mein Retter erweisen, er würde meine Ablenkung sein, meine Zuflucht angesichts von Problemen, meine starke Schulter bei all den Umwälzungen, das einzig Schöne in schrecklichen Zeiten. Mein Herz lag in den Händen dieses Cowboys, und zum ersten Mal im Leben wusste ich, dass ich mich, obwohl ich immer an Freiheit, Emanzipation und emotionale Unabhängigkeit geglaubt hatte, ohne ihn nie wieder vollständig fühlen würde.
Ich bekam es mit der Angst zu tun.
Zweiter Teil
10.
Spiel mir das Lied vom Schweiß
Die Sommermonate vergingen wie im Flug, sie standen im Zeichen schwülheißer Tage und wunderschöner romantischer Nächte. Tagsüber half ich meinem Vater, die antiquierte Buchhaltung seiner Praxis in ein modernes, computergestütztes System zu überführen. Abends lag ich in Marlboro Mans starken Armen, drückte ihn liebevoll an mich, während wir auf seinem abgewetzten Sofa alte Western schauten. Wir waren unzertrennlich und verbrachten jede freie Minute miteinander … ohne dass die Leidenschaft zwischen uns abkühlte.
Wenn ich mich im Haus meines Cowboys auf der abgelegenen Ranch entspannte und mir auf dem Bildschirm John Waynes wiegenden Gang ansah, war mir sehr wohl bewusst, wie stark mein Leben sich verändert hatte. Wenige Monate zuvor, als ich noch in L.A. wohnte, waren meine Tage immer vollständig verplant gewesen, anders konnte ich es mir damals nicht vorstellen. Ich hatte laufend Termine, Verabredungen, traf mich mit Freunden im Restaurant, und die bunten Cocktails
Weitere Kostenlose Bücher