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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
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seine Mutter nichts merkten. Doch feucht gewordene kupferbraune Seide ist der undankbarste Stoff der Welt. Collin hatte seinen Eltern erst kurz vorher mitgeteilt, dass er schwul war, und ich kam später zu dem Schluss, dass ich aus Mitgefühl für Collin so nervös geworden war. Ich zog das Outfit nie wieder an. Die Flecken gingen nicht mehr raus.
    Dieses Kostüm hier würde ich auch nicht noch einmal tragen.
    »Hey … alles okay da drin?«, wiederholte Marlboro Man.
    Mein Herz raste vor Angst. Ich wollte aus dem Fenster springen, mich am Spalier hinunterhangeln, wollte türmen und anschließend vergessen, dass ich diesen ganzen Menschen je begegnet war. Nur war da leider kein Spalier. Stattdessen standen draußen vor dem Fenster hundertfünfzig Hochzeitsgäste. Und ich schwitzte so sehr, dass es für alle zusammen reichte.
    Ich war nackt und allein und hatte den schlimmsten, peinlichsten Schweißausbruch meines Lebens. Das war typisch. Immer wenn es mir gerade besonders gutging und ich am besten aussah, passierte etwas Unpassendes, so dass ich am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre. Einmal war ich zum Abschlussball des Sohnes meiner Patentante in eine weit entfernte Stadt gereist und hatte schon eine Stunde lang gefeiert, bis ich merkte, dass ich mein Kleid aus Versehen hinten in die Strumpfhose gesteckt hatte. Ein anderes Mal wollte ich auf die Party aus Anlass meines letzten Auftritts im Nussknacker und stolperte über einen Teppich. Ich landete auf einem Gasttänzer und schlug einer alten Dame das Weinglas aus der Hand. Anscheinend konnte ich mich darauf einstellen, dass mir diese blamablen Dinge immer dann passierten, wenn eigentlich alles bestens für mich lief.
    »Brauchst du irgendwas?«, hakte Marlboro Man nach. Ein Schweißtropfen rann mir über die Oberlippe.
    »Nein, nein … Mir geht’s gut!«, rief ich. »Ich komme gleich raus! Geht doch schon mal zurück zu den anderen!« Los, hau ab! Geh! Bitte. Ich flehe dich an.
    »Ich warte hier auf dich«, erwiderte er. Mist! Ich hörte, wie seine Stiefel ein paar Schritte den Flur hinuntergingen und stehen blieben. Wenn ich mich nicht lächerlich machen wollte, musste ich mich wieder anziehen. Als ich den großen Zeh in das Bein meiner feuchten Strumpfhose steckte, vernahm ich eine Stimme, die eindeutig seinem Bruder Tim gehörte.
    »Was macht sie denn da drin?«, flüsterte Tim deutlich vernehmbar. Ich schloss die Augen und schickte ein inbrünstiges Stoßgebet zum Himmel. Herr, bitte hol mich jetzt zu dir! Ich will nicht mehr hierbleiben. Ich möchte zu dir in den Himmel, wo es niemals schwül ist und wo man nicht für seine ungeschickte Kleiderwahl bestraft wird.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Marlboro Man. Erneut brach der Geysir aus.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich schnellstens anzuziehen und mich in meiner feuchten salzigen Pracht der Situation zu stellen. Immer noch besser, als den ganzen Abend im Badezimmer seiner Großmutter zu verbringen. Marlboro Man oder Tim sollten auf gar keinen Fall glauben, ich hätte irgendein Frauenproblem, oder noch schlimmer: Verstopfung oder Durchfall! Eher wäre ich in ein anderes Land gezogen, als zu ertragen, dass sie so etwas über mich dachten.
    Ich beeilte mich, die Strumpfhose hochzuziehen und in den Rock meines verdammten buttergelben leichten Wollkostüms zu steigen. Mit einem Wust Toilettenpapier tupfte ich mir den Schweiß von Kinn und Nacken, aus den Achseln und vom Kreuz. Als ich im Spiegel einen Blick auf diese verschwitzte Missgeburt erhaschte, formte ich mit den Lippen das Wort Loser . Ich warf meine Jacke über, knöpfte sie zu, öffnete meine Handtasche und versuchte schnell, das festliche Make-up zu retten. Ich sah nicht besonders ansprechend aus. Ganz im Gegenteil. In den Augenwinkeln klebte verschmierte Wimperntusche, und der grau schimmernde Lidschatten, den ich so sorgfältig aufgetragen hatte, zierte nun beide Wangen. Kein schöner Anblick.
    Aber das zählte nun nicht mehr. Wenn ich weiter im Bad bliebe, richtete ich mehr Schaden an als mit meinem verschmierten, fleckigen Gesicht. Also kämmte ich meinen verklebten Pony, schwang mir die Handtasche über die Schulter und trat aus dem Badezimmer, um mich den lauernden Bestien zu stellen.
    Marlboro Man und Tim standen im Flur, keine sieben Schritte von der Badezimmertür entfernt. »Da ist sie ja«, sagte Tim, als ich auf sie zukam. Ich blieb stehen und lächelte nervös.
    Marlboro Man legte die Hand auf meinen Rücken und strich

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