Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
hieß mich willkommen. »Das ist aber ein hübsches Kostüm«, sagte sie und umarmte mich herzlich. Gewonnen! Ich war wieder mit dem Leben versöhnt. Nach der Trauung wurde ich Cousin T., Cousine H., Cousine K. und Cousin D. vorgestellt sowie mehr Tanten, Onkeln und Bekannten, als ich zählen konnte. Jedes Familienmitglied war liebenswürdiger und herzlicher als das vorige, und schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich wie zu Hause. Alles lief bestens.
Doch es war heiß und schwül, und plötzlich fühlte sich der leichte Wollstoff meines Kostüms gar nicht mehr so leicht an. Ich war gerade mit mehreren Damen ins Gespräch vertieft – ich säuselte, lachte, plauderte angeregt –, als ich spürte, wie mir ein Tropfen Schweiß den Rücken hinunterrann. Ich versuchte, das winzige Bächlein zu ignorieren, es in Gedanken zu stoppen, doch aus einem Tropfen wurden zwei, aus zwei wurden vier. Ich begann mir Sorgen zu machen und entschuldigte mich beiläufig bei den Damen, mit denen ich mich unterhielt. Schnell flüchtete ich ins Haus, denn dort gab es eine Klimaanlage. Ich musste mich ein wenig abkühlen.
Ich fand ein Badezimmer im ersten Stock, etwas abseits des Partytrubels, und unter normalen Umständen hätte ich mir die Zeit genommen, die hübschen, altmodischen Standwaschbecken und die sechseckigen rosa Fliesen zu bewundern. Aber der Schweiß, der unaufhörlich aus allen Poren meines Körpers strömte, forderte meine volle Aufmerksamkeit. Nicht mehr lange, und meine Jacke wäre klitschnass. Da ich keinen anderen Ausweg sah, öffnete ich die Knöpfe, zog die Jacke aus und hängte sie auf einen Haken an der Tür. Dann sah ich mich nach einem saugfähigen Handtuch um. Ich fand keines. Dafür erblickte ich die Belüftung an der Decke und stellte mich auf die Toilette, um mein Gesicht in der kalten Luft zu kühlen.
Komm schon, Ree, reiß dich zusammen , dachte ich. Irgendetwas stimmte nicht … das war nicht bloß die Reaktion auf den schwülen Augusttag. Ich hatte einen nervös bedingten Psycho-Schweißausbruch – so wie Albert Brooks in Nachrichtenfieber –, der mich zwang, die Hochzeitsfeier von Marlboro Mans Cousine im oberen Badezimmer seiner Großmutter zu verbringen. Der Rockbund klebte an meiner Haut. Verdammt … ich war in Schwierigkeiten. Verzweifelt streifte ich den Rock und die figurformende Strumpfhose ab, die ich dummerweise angezogen hatte. Wie eine klebrige Bananenschale musste ich sie mir von den Beinen schälen. Da stand ich, nackt und verschwitzt, mein rotbrauner Pony hing in Strähnen herab. Das war’s , dachte ich. So fühlt sich die Hölle an. So einen Anfall übermäßigen Schwitzens hatte ich noch nie erlebt. Und natürlich musste das ausgerechnet an dem Abend passieren, an dem ich der versammelten Familie meines neuen Freundes vorgestellt wurde, war ja klar. Ich sah in den Spiegel und schüttelte den Kopf. Die Angst wollte nicht aufhören, aus meinen Poren zu sickern, und meine Schminke und die duftende Körpercreme gingen gleich mit den Bach runter.
Da klopfte es an der Tür.
»Ja? Einen Moment, bitte«, stammelte ich und griff nach meiner durchnässten Strumpfhose.
»Hey … geht’s dir gut da drin?«
Hilfe! Es war Marlboro Man.
Als ich noch in L.A. wohnte, war ich im ersten Jahr auf dem College mit Collin zusammen gewesen. Unsere Freundschaft war noch enger geworden, nachdem er mir in einer dunklen, gefühlsschwangeren Nacht erzählt hatte, dass er sich endlich eingestanden hatte, homosexuell zu sein. Kurz darauf war seine Mutter aus Dallas zu Besuch gekommen, und Collin lud mich ein, ihnen beim Brunch im Hotel Bel Air Gesellschaft zu leisten. Ich trug das typische Brunch-Outfit der frühen Neunziger: ein kupferbraunes trägerloses Seidenoberteil mit weißen münzgroßen Punkten und dazu einen passenden, knielangen, luftigen Rock. Eine perfekte Kopie von Julia Roberts beim Polo-Match in Pretty Woman . Wie ich dieses Outfit liebte!
Doch es war aus Seide und lag eng an, und in dem Moment, als ich mich hinsetzte, wusste ich, dass ich ein Problem hatte. Meine Achseln wurden kühl und feucht, und der Stoff sog sich mit Feuchtigkeit voll. Als unser Sekt mit O-Saft gebracht wurde, hatten sich die Schweißringe bis auf Höhe meiner dritten Rippe ausgedehnt; bis Mittag hatten sie den Rockbund erreicht, und je mehr ich mir wünschte, dass das Schwitzen aufhörte, desto schlimmer wurde es. Am Ende aß ich meine Eier Florentine mit an den Körper gepressten Ellenbogen, damit Collin und
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