Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
hatte diese Kurpfuscherin bloß mit mir angestellt? Was sollte ich jetzt tun? Ich wusch mich mit kaltem Wasser und einem sanften Reinigungsmittel und überprüfte die Haut erneut im Spiegel. Sie sah noch schlimmer aus als zuvor. Ich hatte Ähnlichkeit mit einem gekochten Hummer. Würde super zu dem kirschroten Kostüm passen, das ich am nächsten Abend zum Probeessen anziehen wollte.
Und das weiße Kleid am Samstag? Das war noch eine ganz andere Frage.
Ich schlief wie ein Murmeltier und wachte früh am nächsten Morgen auf, öffnete die Augen und vergaß selige vier Sekunden lang das Behandlungstrauma, das ich am Vortag erlitten hatte. Hastig betastete ich mein Gesicht, die Haut spannte und fühlte sich rau an. Ich sprang aus dem Bett und lief ins Bad, knipste das Licht an und schaute in den Spiegel, um den Zustand meiner Visage zu überprüfen.
Die Rötung hatte nachgelassen; das fiel mir als Erstes auf. Eine positive Entwicklung. Ermutigend. Doch bei näherer Untersuchung entdeckte ich die ersten Anzeichen von Fältchenbildung an Kinn und Nase. Mein Magen zog sich zusammen; heute war die Generalprobe. Heute war der Tag, an dem ich nicht nur meine Verwandten und Bekannten sehen würde, die mich sicherlich weiterhin lieben würden, egal welch abwegige Hautkrankheit ich mir seit unserer letzten Begegnung zugezogen hatte, sondern an dem ich auch sehr viele fremde Menschen kennenlernen würde – Ranchnachbarn, Cousinen und Cousins, Geschäftspartner und Collegefreunde von Marlboro Man. Ich war nicht gerade begeistert von der Aussicht, dass sie ihren ersten Eindruck von mir mit dem Wort Schuppen umschreiben würden. Ich wollte frisch aussehen. Knackig. Strahlend. Nicht rau, trocken und schuppig. Nicht jetzt. Nicht an diesem Wochenende.
Ich begutachtete den Schaden im Spiegel. Das Plutonium, das die Kurpfuscherin Cindy mir am Vortag ins Gesicht getupft hatte, musste irgendein säurehaltiges Peeling gewesen sein. Zuerst hatte es gebrannt. Der Logik zufolge würde die Haut sich als Nächstes schälen. Das könnte heftig werden. Das könnte wirklich furchtbar aussehen. Ob ich den Vorgang vielleicht beschleunigen konnte? Wenn ich die Häutung unterstützte, würde ich vielleicht Ruhe haben – wenigstens in den nächsten achtundvierzig Stunden.
Ich brauchte lediglich achtundvierzig Stunden. Das war doch nicht zu viel verlangt.
Ich griff nach meinem Lieblingspeeling, das ich während meiner Collegezeit immer benutzt hatte. Es war nicht ganz so aggressiv, aber doch grobkörnig genug, um seine Wirkung zu tun. Das musste meine Wunderwaffe sein. Es musste einfach funktionieren. Zuerst wusch ich mein armes Gesicht mit einem milden Reiniger, dann gab ich eine kleine Menge Peeling auf meine Finger und begann zu massieren.
Ich hielt die Luft an. Es tat höllisch weh. Mein Gesicht verschwand in der Welt der Schmerzen.
Ich schrubbte und massierte und fragte mich, warum es überhaupt Gesichtsbehandlungen gab, wenn sie doch so eine Qual waren. Ich bin ein netter Mensch , dachte ich. Ich gehe zur Kirche. Warum macht meine Haut jetzt einen Aufstand? Die Woche, in der ein Mädchen heiratete, sollte eigentlich glücklich sein. Ich hätte vergnügt durch das Haus meiner Eltern hüpfen und mit einem Glitzer-Staubwedel meine Hochzeitsgeschenke zum Funkeln bringen sollen, die inzwischen jeden freien Platz im Haus einnahmen. Ich hätte Melonenkügelchen essen und in der Küche mit meiner Mutter und meiner Schwester lachen sollen, weil es bald so weit war. Ist diese Vase von Waterford nicht wunderschön? Ach, die Torte wird so toll aussehen!
Stattdessen stand ich im Badezimmer und zwang mein Gesicht mit vorgehaltener Waffe, sich zu schälen.
Ich wusch das Peeling ab und schaute wieder in den Spiegel. Das Ergebnis war ermutigend. Die schrumpelige Haut schien sich zurückgebildet zu haben: Sie war leicht rosig vom heftigen Schrubben, doch immerhin fielen keine toten Schuppen herunter wie Konfetti. Um weiterem Austrocknen vorzubeugen, schmierte ich mir dick Feuchtigkeitscreme ins Gesicht. Es brannte wieder – die Wirkung des Isopropylalkohols in der Creme –, doch verglichen mit den Qualen vom Vortag war es auszuhalten. Was die Nervenenden im Gesicht betraf, hatte ich eine ganz neue Schmerzstufe zu ertragen gelernt.
Am nächsten Tag begann ich um drei Uhr, mich für die Generalprobe umzuziehen. Das schöne kirschrote Kostüm war schwarz gesteppt. Ich war mit dem Rock bei einer Schneiderin gewesen, die ihn auf eine sexy Länge
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