Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
den Eimer mit gut brennbarem Material gefüllt. Wenn es ihr gelang, damit und mit dem Material, das sie vorhin schon ins Esszimmer getragen hatte, ein Feuer im Kamin zu entfachen, und Luke wieder wärmer wurde, würde sich ja vielleicht auch seine Laune bessern.
Normalerweise war man nicht so wütend auf jemanden, der einem gleichgültig war, oder? Aber ließ sich dieser Grundsatz auch auf Luke übertragen? Sophie erstickte den kleinen Funken Hoffnung sofort wieder, als er ihr bewusst wurde; Luke wollte sie nicht, er hatte ja Ali.
Sie fing an, alles für das Feuer aufzuschichten. Eine Ausgabe der Sunday Sport knüllte sie zu Bällen zusammen und legte sie auf den Rost. Darauf kamen Holzspäne. Dann Holzstückchen und schließlich zwei größere Scheitstücke.
Rauch breitete sich aus, und Sophie stieß einen leisen Fluch aus. Aber die Rauchentwicklung konnte auch einfach daran liegen, dass der Kamin alt war. Oder war er etwa blockiert? Das wäre nicht gut. Wenn Luke vorhin schon drauf und dran gewesen war, sie zu erwürgen, wie würde er dann reagieren, wenn sie sich in diesem Raum nicht länger aufhalten konnten? Sie könnten natürlich irgendwo anders Zuflucht suchen, doch Sophie sehnte sich nach Wärme und einem gemütlichen Feuer. Sie wollte nicht mit einem feindseligen Mann in der Kälte hocken.
Sophie öffnete ein Fenster, damit der Rauch abziehen konnte. Mit ein wenig Glück würde das meiste weggezogen sein, wenn Luke zurückkam.
Der Rauch zog tatsächlich langsam ab, und als sich kein neuer bildete, schloss Sophie das Fenster. Sie bildete sich ein zu spüren, wie sich allmählich Wärme im Zimmer ausbreitete. Dann stellte sie zwei der Stühle, die die Handwerker stehen gelassen hatten, vor den Kamin und warf noch mal einen Blick in die Tasche.
Dort fand sie mehrere Plastikdosen. Eine enthielt Fruchtkuchen, eine andere Käse. Es gab auch noch Haferkekse und eine halb volle Flasche Brandy. Außerdem zwei Metallbecher, eine Flasche Wasser und zwei Kerzen. Diese zündete Sophie an und befestigte sie mit Wachstropfen auf dem Kaminsims. Das Holz würde ohnehin noch mal abgeschliffen und gestrichen werden; daher richtete sie mit der Kerze keinen dauerhaften Schaden an.
Luke war schon eine Ewigkeit fort, wie sie jetzt merkte. Warum brauchte er so lange? Er hatte die Taschenlampe. Was konnte ihm passiert sein? Angst um Luke beschlich sie, und Sophie fühlte sich umso elender. Sie setzte sich so dicht vor das Feuer, wie es ging, hielt quasi die Hände hinein, aber es entwickelte noch nicht viel Wärme, und ihr war so kalt wie zuvor.
Sie beschloss, ihre nassen Sachen neu zu arrangieren. Entschlossen zog sie Moiras Pullover aus, den sie über die Jacke gezogen hatte, schlüpfte aus der Jacke und dann wieder in den Pullover. Ihre Jeans klebte ihr unangenehm an den Beinen, und nach kurzem Nachdenken zog sie zuerst die Stiefel aus, die völlig ruiniert waren, und dann die Jeans. Im Moment sorgte sie damit nur dafür, dass ihre Beine nass und kalt blieben.
Die nassesten Sachen hängte sie über eine Lehne und rückte den Stuhl an den Kamin. Wenn es ihnen gelang, ein richtiges Feuer in Gang zu bekommen, dann würden diese vielleicht nach einer Weile ein bisschen weniger feucht sein.
Sie hatte gerade den Pullover möglichst weit nach unten gezogen, als sie Luke hörte. »Wieso hast du so lange gebraucht?«, wollte sie erschrocken wissen. »Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht!«
Das war die falsche Bemerkung gewesen. »Ich habe Holzscheite gefunden«, sagte er brummig und stellte einen großen Korb davon mit einem Knall auf den Boden. »Aber sie mussten aufgespalten werden. Zum Glück war da auch eine Axt.« Sein schweres Atmen deutete darauf hin, dass das schwere Arbeit gewesen war.
»Oh, das kannst du?«, fragte Sophie, zum Teil, um ihre Verlegenheit zu überspielen, weil sie halb nackt war.
»Ja, das kann ich! Ich weiß nicht, für was für eine Art Idiot du mich hältst, aber ich kann tatsächlich Holz hacken!«
»Ich dachte nur …«
Luke warf zwei dicke Scheite ins Feuer, sodass Funken aufstoben. »Ich glaube nicht, dass du allzu viel denkst!«
Sophie wünschte, sie hätte die Jeans anbehalten. Sie fühlte sich mit nackten Beinen sehr verletzlich. »Doch, das tue ich.« Sie klang nicht sehr überzeugt.
»Du hättest bei dem Wetter nicht losfahren müssen – Matildas Kamera zu holen war wohl kaum lebensnotwendig! Du hast damit nicht nur dein Leben riskiert, weißt du.«
»Ja, das weiß ich inzwischen in
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