Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
schlimmes Vergehen. »Du meinst, sie hat das Haus besetzt?«
»Sie blieb ohne Erlaubnis weiter dort wohnen. Wir mussten die Hütte schließlich räumen lassen.«
»Und du fürchtest, ich könnte so etwas tun? Da kann ich dich beruhigen. Ich bin Engländerin, und ich habe ein Rückflugticket gebucht. Ich kann nicht ewig hierbleiben. Aber wenn es dir lieber ist, dass ich nicht zu der Thanksgiving-Party komme, dann ist das in Ordnung. Du musst es nur Matilda erklären. Mir fällt keine Entschuldigung ein, die nicht unglaublich unhöflich wäre.«
Sophie hoffte wirklich, dass ihre Verärgerung nicht zu offensichtlich war, doch innerlich kochte sie. Luke schien tatsächlich davon überzeugt zu sein, dass sie hinter Matildas Geld her war und ihre Gutmütigkeit ausnutzen wollte. Sie hatte es vorher nicht wirklich glauben können. Wie konnte er nur? Das war eine Beleidigung.
»Wenn du zur Party kommen willst und mir versprichst, Granny nicht zu schaden, dann kannst du das tun. Aber wenn du ihr in irgendeiner Weise Schaden zufügst, lasse ich dich vom Grundstück werfen, bevor du deine Zahnbürste einpacken kannst.«
Sophie holte Luft. Ihm Champagner ins Gesicht zu schütten und aus dem Restaurant zu stürmen war keine Alternative, nicht einmal, wenn sie auf diesen Schuhen richtig hätte laufen können. »Ich finde es gut, dass du dich so um deine Großmutter sorgst, aber ich verstehe wirklich nicht, wieso du mich so bedrohlich findest. Ich habe kein Kind, besitze nur ein Touristen-Visum, und ich werde auch nicht die Strandhütte der Familie besetzen, die vermutlich drei Badezimmer hat.«
»Vier, um genau zu sein, und es tut mir leid, dass ich so neurotisch bin. Aber ich habe meine Großmutter sehr gern. Seit dem Tod meines Vaters bin ich ihr einziger naher Verwandter auf dieser Seite des Landes.«
»Es ist schön, dass du dich um sie sorgst. Meine Familie scheint zu glauben, dass ältere Menschen nur dazu da sind …« Sophie hielt inne, weil ihr bewusst wurde, dass sie die geldgierigen Tendenzen in ihrer Familie lieber nicht zur Sprache bringen sollte. Luke könnte ansonsten annehmen, sie teile diese Einstellung. »Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Als mein Onkel Eric – Großonkel eigentlich – jemanden brauchte, der sich für eine Weile um ihn kümmert, war ich als Einzige bereit, mich um ihn zu kümmern. Aber wir hatten eine tolle Zeit zusammen, wir beide.«
»Danke, dass du das mit mir geteilt hast«, sagte er und klang überhaupt nicht dankbar. »Und du versprichst mir, dass du nach dem Fest nicht noch für einen längeren Zeitraum bei meiner Großmutter bleiben wirst?«
»Ich kann dir versprechen, dass ich ihr niemals, unter gar keinen Umständen, irgendwie schaden würde. Damit musst du dich zufriedengeben.«
Wieder entstand ein Schweigen. Sophies Wut ebbte ein bisschen ab; sie wusste, dass Luke es vermutlich gut meinte. Offensichtlich wusste er nur nicht, wie er Leute dazu bringen sollte zu tun, was er wollte, ohne sie unter Druck zu setzen. Sophie überlegte, wie lange sie wohl noch bleiben musste. Sie musste ihr Glas nicht zwingend austrinken, doch sie nahm trotzdem noch einen Schluck. Die Frauen am Tisch hinter ihnen hatten angefangen, sich über Handtaschen zu unterhalten, aber Sophie merkte, dass sie sich mit den Kommentaren abwechselten, sodass die anderen weiter zuhören konnten, was an Lukes Tisch passierte. Das hob ihre Laune etwas. Sie mussten furchtbar verwirrt sein, weil Luke sich mit einer Frau traf, die ein Kleid trug, das in der vergangenen Saison in gewesen war, und die so wenig aufgedonnert war, obwohl ihr englischer Akzent vermutlich ihren fehlenden Style erklärte. Für die vier würde Sophie, falls sie die Gelegenheit dazu bekam, ihr »Secondhand«-Image noch etwas mehr betonen, um sie noch mehr zu verwirren. Die verwöhnten Schönheiten würden sie zwar nicht als Konkurrenz sehen, aber zumindest verunsichert sein.
»Erzähl mir von deinem Leben in England.«
»Ist das Teil deines Plans, mich besser kennenzulernen?« Sophie versuchte, normal zu klingen, doch sie fürchtete, dass man ihr die Verärgerung anmerkte.
»Hm, hm. Hast du einen Lebensgefährten?«
Obwohl es nicht in ihrer Natur lag, Menschen zu misstrauen, schien alles darauf hinzudeuten, dass Luke sie tatsächlich aushorchen wollte. Normalerweise hätte sie sich bemüht, um ihn zu beruhigen, aber jetzt wollte sie ihn lieber beunruhigen. »Im Moment nicht, nein. Ich bin ein freier Mensch und in New York. Ist das nicht
Weitere Kostenlose Bücher