Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
fragte sie, ob sie ihr helfen könne.
Sicher, dass man sie entweder direkt wieder hinausgeleiten oder in den Bedienstetenbereich führen würde, sagte Sophie: »Guten Abend. Ich bin mir Luke Winchester verabredet.«
»Oh ja. Mr. Winchester ist noch nicht da, aber wenn Sie Carla folgen, dann bringt sie Sie zu seinem üblichen Tisch.«
›Mr. Winchesters üblicher Tisch‹ stand im obersten Stock, wie Sophie feststellte, nachdem sie mit Carla in einem sehr schnellen Aufzug gefahren war, der sie innerhalb weniger Sekunden dorthinbrachte.
Sophie trippelte hinter Carla her und wünschte, sie hätte das Laufen auf diesen Absätzen geübt. Sie durchquerten einen riesigen Bereich mit Tischen und Stühlen, und Sophie entdeckte einen offenen Kamin, in dem echte Holzscheite vor sich hin flackerten. Außerdem kamen sie an zwei Pizzaöfen und mindestens zwei Theken vorbei, bevor Carla vor einem Tisch stehen blieb, von dem aus man den ganzen Central Park und die Stadt überblicken konnte.
»Wow!«, rief Sophie. »Was für eine tolle Aussicht!« Es war, als wäre ganz Manhattan vor ihr ausgebreitet. Alles funkelte; die Konturen jedes Gebäudes schienen beleuchtet zu sein. Was für ein Anblick!
»Verständlich, dass dies Mr. Winchesters Lieblingsplatz ist«, stimmte Carla zu. »Und Sie sollten das alles erst mal sehen, wenn die Weihnachtsdekorationen angebracht sind. Am Tag nach Thanksgiving gehen alle Lichter an, und es sieht aus wie ein Märchenland.« Sie hielt inne. »Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?«
Sophie wollte gerade ablehnen, aber dann sagte sie: »Eine Weißweinschorle, bitte.« Wenn sie etwas trank, hatten ihre Hände etwas zu tun. Sie war ein bisschen nervös, jetzt, da sie hier war. Sie vermutete, dass Lukes Wunsch, sie »besser kennenzulernen«, auch bedeutete, dass er sie aushorchen wollte.
Wie aus dem Nichts tauchte ein Kellner auf, legte einen Untersetzer und eine Serviette vor sie und stellte eine Schale mit Erdnüssen auf den Tisch. Sophie wollte gerade von den Nüssen probieren, als ihr wieder einfiel, dass sie mal irgendwo gelesen hatte, dass die Nüsse in Restaurants und Bars getestet worden waren und dass man durchschnittlich sieben verschiedene Urinspuren daran gefunden hatte. Sie stammten von den Männern, die sich nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände wuschen. Traf das hier auch zu? Waren die Gäste, die in dieser Bar verkehrten, wohlerzogen? Oder warf das Thursday House alle übrig gebliebenen Nüsse sofort weg? Sie seufzte und beschloss, das Risiko einzugehen.
Sophie wünschte sich gerade, sie hätte ein Buch oder eine Zeitschrift dabei, als eine Gruppe von vier jungen Frauen hereinkam: Variationen des Themas Paris Hilton – kurze Röcke, schwindelerregend hohe Schuhe und genug Klunker, um ein mittelgroßes Juweliergeschäft zu füllen. Sie setzten sich an den Tisch hinter Sophie, sodass sie die Solariumbräune der vier leider nicht länger bewundern oder entscheiden konnte, ob an ihren geraden Nasen und ihren festen Brüsten »gearbeitet« worden war. Dafür konnte sie jedoch lauschen, ohne dass es auffiel.
»Ach, sag, Kelly«, meinte eine, »warum haben wir noch mal gerade diesen Tisch ausgesucht?«
Belustigung schwang in der Stimme mit, deren Tonfall und Akzent Sophie als den aus Clueless erkannte – einem ihrer Lieblingsfilme. Sophie machte sich keine Sorgen mehr, dass ihr langweilig werden könnte. Sie nippte an ihrer Schorle und entspannte sich.
»Das weißt du ganz genau«, erklärte ihre Freundin, genauso cool. »Wegen der Aussicht.«
»Oh«, meinte eine dritte. »Dann liegt es nicht daran, dass ein bestimmter Junggeselle, der ungefähr in diesem Moment wieder auf dem Markt sein müsste, gleich hier sitzen wird?«
»Ich bin nicht sicher, ob man jemanden, der schon mal verheiratet war, selbst wenn er inzwischen geschieden ist, jemals wieder als ›Junggesellen‹ bezeichnet.« Es war ein wohltönendes Lachen zu hören. »Was bedauerlich ist.«
»Bedauerlich ist, dass Luke Winchester überhaupt schon mal verheiratet war – es bedeutet, dass er nicht mehr ganz so reich ist –, aber andererseits, Schatz, nobody’s perfect. Wenn das sein einziger Fehler ist …«
»Du bist schamlos!«
In diesem Moment erschien der Kellner, und während die vier etwas zu trinken bestellten, dachte Sophie über die Tatsache nach, dass Luke schon mal verheiratet gewesen war. Wenn er bei der Scheidung eine hohe Abfindungssumme hatte zahlen müssen, dann war er vermutlich sehr
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