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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Angst, und rannten aus dem Haus. Ich folgte ihnen über den begrasten Weg zum Felsvorsprung, und als wir in Sichtweite des Spinnerbaumes kamen, hielten wir an, alle drei. Wir sahen, wie Brin neben dem Stuhl aufstand, auf dem Gwin lag.
    „Gwin ist nach Norden entflogen“, sagte sie. „Fürchtet euch nicht.“
    So starb Gwin mit dem Blick zum Hingstull und wurde auf jenem Felsvorsprung begraben; ein Stein wurde für sie neben den Grabsteinen der Familie von Antho errichtet. Wir sprachen nicht darüber, aber seitdem waren wir keine Fünf mehr; wir hätten, laut den alten Fäden, eine andere Alte nehmen können, aber wir waren zu weit gegangen. Wir waren keine Buschweber und kein Bergvolk mehr.
    Vel Ragan und Onnar gingen in die Stadt, um uns Neuigkeiten zu bringen und ihre Suche nach Tsorl-U-Tsorl fortzusetzen. Dabei hatte ihnen Taucher geholfen, denn er hatte mit seinen Pentroy-Wächtern in jenen dunklen Räumen unter dem Seeblumengemach gesprochen. Er erfuhr, daß eine Gruppe Gefangener unter Geheimhaltung hereingebracht worden war, und einer davon hatte eine heftige Auseinandersetzung mit Tiath Gargan persönlich, hatte den Großen Ältesten schlagen wollen und nach Gerechtigkeit verlangt. Es sei, wie die Wächter sagten, dabei um Feuer-Metall-Magie gegangen; und der Zorn des Großen Ältesten sei fürchterlich gewesen, denn er habe gedacht, betrogen worden zu sein. Dieser gewalttätige Gefangene war nach Itsik geschickt worden; Vel Ragan plante, diesen berüchtigten Ort aufzusuchen, um seine Nachforschungen fortzusetzen.
    Ich war nicht dabei, als der Plan, ein Schiff zu nehmen, zum erstenmal erwähnt wurde, aber Taucher sprach mich am selben Tag neben Tomarvan daraufhin an. „Würdest du auf den Großen Ozean segeln?“ fragte er. „Oder hat dir das Kielboot schon gereicht?“
    Ich schluckte es sofort. „Zu den Inseln? Ich komme mit. Wird Brin es mir erlauben. Und wer von uns?“
    „Nur Ruhe“, sagte er, „es wird eine gefährliche Fahrt werden.“
    „Wäre Mamor der Kapitän?“
    „Natürlich. Aber er braucht einen Segellotsen, denn er ist noch nicht weit genug auf dem Ozean gewesen.“
    „Hat Vel Ragan ein Schiff für uns gefunden?“
    „Er half mit, es zu finden“, sagte Taucher, „und auch den Grund für mein Verschwinden. Guno Deg sandte uns die Nachricht, daß ich mich verdrücken sollte. Tiath gebe nicht so leicht auf.“

 
10
     
     
     
    Die Zeit, um zu einer Fahrt auf dem Großen Ozean auszulaufen, ist im ersten Licht Estos, wenn die Gewässer sich in Gold verwandeln. Die Luft am dritten Kai in Rintoul war warm, aber ich dachte an jenen anderen Kai in Cullin, wo ich mit Taucher in der Kälte gewartet hatte. Gordo Beethan, der an jenem Tag zu uns gekommen war, war schon abgesegelt und wurde in einem Vogel-Boot den Troon hinauf getragen … zurück nach Cullin, zurück zu der Ulgan, zurück zu unserem eigenen Land, wo die Berge in den Himmel ragten. Wir hatten ihn so tapfer verabschiedet, wie wir konnten; ich weinte wegen der hinter meinen Augen liegenden Erregung nicht dem Norden nach. Ich war für den Großen Ozean, für die Wogen, für die Seevögel und die Riesenfische und die Seesonner. Ich war für die Feuerinseln, auf denen Tauchers Leute vielleicht noch warteten.
    Jetzt am Kai von Rintoul sah das Schiff plump wie ein schlechtgebautes festes Haus aus. Es war bauchig, hatte ein grünes Segel und hieß Beidan oder Grünes Rad; Mamor stand neben dem Logzelt und dem Lotsen auf der hohen Brücke. Ablo Binigan wurstelte mit unserer Habe auf dem Deck herum und stand den fünfzehn Seemännern der Mannschaft im Weg. Ich setzte mich mittschiffs an die Reling und beobachtete den Segelmeister, eine große Omor, die die dicken neuen gelben Taue in Ordnung brachte. Das Schiff roch nach Salz und getrocknetem Sonnerfleisch und Tau, sowohl alt als auch neu. Es war kein neues Schiff; es war schon nach Tsagul hin und zurück gesegelt, sowie ostwärts nach Salzhafen; es war zwischen den Inseln herumgefahren und mit einer Ladung Baumbast und exotischem Holz zurückgekehrt … der offizielle Grund diesmal für unsere Fahrt. Das Grüne Rad war schon über die Inseln hinaus gewesen, bis zum blauen Eis im fernen Süden und dem grünen Eis im fernen Norden. Vor Anker liegend, ächzte sein Spant und sang seine Takelage, als sprächen sie mit dem Ozean und als brennten sie darauf, wieder auszulaufen. Der Ozean, von dem ich erwartet hatte, daß er recht laut erwidern würde, sobald wir Segel gesetzt hatten, war

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