Das Glück von Brins Fünf
in Esders Licht ruhig, glatt und seiden jenseits der Hafenausfahrt.
Taucher kam als letzter von uns an Bord; er stand mit Brin und dem Harfner, Narneen und Tomar auf dem Kai. Ich betrachtete sie alle durch die Reling und versuchte, sie mir einzuprägen; die Seeleute stimmten einen Gesang an, und der Schatten des grünen Segels fiel über mein Gesicht. Ich drehte mich um und sah es entfaltet; ein aufgesperrtes Auge war als Zauberformel für Seefahrer in bunten Fäden in das Segel eingewebt worden. Ein regelmäßiges Stampfen schlug dem Gesang einen neuen Rhythmus, als der Anker durch seine Winde gelichtet wurde und das astdicke Metallkabel sich naß in seinem Spind zusammenrollte.
Taucher schwang sich leichtfüßig über die schmale Laufplanke hinauf und stellte sich neben mich. Ich stand auf; und inzwischen weitete sich die Wasserrinne zwischen dem Schiff und dem Kai. Brin stand mit allen anderen am Kai, und ich wurde von ihnen entfernt. Dennoch hatte ich schon Schlimmeres ertragen; ich mußte tüchtig schlucken und winkte mit beiden Händen, aber ich konnte kaum ihre Stimmen und das Abschiedslied des Harfners hören. Wir winkten und warteten, bis der blaue Faden, den Mamor von der hohen Brücke aus Narneen zugeworfen hatte, sich spannte und riß.
Wir liefen in der Strömung aus und ließen anderen Schiffen Raum, als wir uns der Hafenausfahrt näherten. Rintoul erhob sich über uns in weißen und silbernen Stegen und Terrassen so schön wie nie. Die Mannschaft hatte viel zu tun; Taucher schubste mich die schmale Treppe zur Brücke hinauf. Als ich mich nochmals umblickte, konnte ich kaum noch den Kai und das dunkle Knäuel der Gestalten darauf erkennen. Ich betrachtete Mamors Gesicht und das des alten Lotsen und das bärtige Tauchers, und ich fühlte mich sicher, aber nicht wie früher in der Wärme unseres Zeltes.
Ich befand mich zwar unter ihnen, aber ich war ich selbst, Dorn-U-Dorn, der in tapferer Gesellschaft den Rand der Welt verließ. Das Schiff durchquerte die Hafenausfahrt, und wir spürten sofort den Sog an Beidans Kiel, als der Große Ozean ihn wieder aufnahm. Ein Lichtstreifen verbreitete sich im Osten, aber wir steuerten nach Südwesten. Eine steife Brise bauschte das grüne Segel, und wir glitten so schnell dahin, daß wir das Licht der Großen Sonne über das Meer zu ziehen und es in Gold zu verwandeln schienen.
Nachwort
Die Orginalausgabe dieses Romans erschien 1977 als Hardcover in dem angesehenen amerikanischen Verlag Atheneum, und parallel dazu kam auch eine kanadische Ausgabe auf den Markt. Die Autorin von The Luck of Brin’s Five, Cherry Wilder, ist allerdings keineswegs eine Amerikanerin, auch keine Kanadierin, sondern eine in Neuseeland geborene Australierin, die inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland lebt. Cherry Wilder, 1930 in Neuseeland geboren und dort aufgewachsen, schloß 1952 ihr Studium am Caterbury University College mit einem akademischen Grad ab und lebte in der Folge viele Jahre lang im australischen New South Wales. Sie heiratete den Deutschen Horst Grimm und zog 1976 mit ihm in die Nähe von Frankfurt. Seither hat sie sich in der Bundesrepublik gut eingelebt, zahlreiche neue Freunde gewonnen und auch Kontakt zu deutschen SF-Clubs aufgenommen (so war sie Ehrengast bei den beiden letzten Jahrestreffen der deutschen SF-Fans in Berlin und Stuttgart).
Ihre erste SF-Story, „The Ark of James Carlyle“, erschien 1974, und seither sind etliche weitere Stories in Amerika, Australien und Europa erschienen. Ihr Roman The Luck of Brin’s Five ist eine beeindruckende Erstlingsarbeit und dazu einer der schönsten SF-Romane, die aus der Perspektive von Bewohnern anderer Planeten erzählt werden. Kein Wunder also, daß dieser Roman 1978 mit dem Ditmar, dem Preis für den besten australischen SF-Roman, bedacht wurde. The Luck of Brin’s Five ist Teil einer Trilogie um die Leute vom Planeten Torin, und der zweite Band, The Nearest Fire, wird unter dem Titel Das Feuer, das am nächsten liegt als Band 3569 im April 1982 in dieser Reihe erscheinen, wahrscheinlich mit einem Vorwort der Autorin versehen. An dem dritten Band arbeitet Cherry Wilder zur Zeit. Er wird in absehbarer Zeit auch dem deutschen Leser vorgestellt werden. Cherry Wilder hat einen weiteren Roman, Second Nature, geschrieben, der nicht im Zusammenhang mit den Moruia steht, sondern eine Zivilisation beschreibt, die von schiffbrüchigen Menschen auf einem seltsamen Planeten entwickelt wurde.
Obwohl also
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