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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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die Alte Gwin dort sitzen sollte. Etwas weiter weg waren vier Bienenkörbe und eine Reihe von alten Steinen, die halb im Gras versunken waren; neben diesen Steinen saß ein Moruianer in Bauerntunika und Gamaschen.
    „Ihr seid also gerettet worden, Dorn Brinroyan“, sagte Fer.
    „Und Taucher auch“, sprudelte ich hervor. „Wir sind frei und schuldlos.“ Wir schüttelten uns die Hände und freuten uns sehr, einander wiederzusehen. Gordo Beethan glotzte uns neugierig an, als wir uns ins Gras setzten.
    „Ich kann nicht glauben, was Narneen erzählt“, sagte er. „Ist dies Eure Vogelfarm, wie der Harfner singt. Ihr seid Antho!“
    „Der war ich einmal“, sagte Fer lächelnd. Er zeigte traurig auf die Steine, und wir erkannten, für wen sie bestimmt waren … Gedenksteine für die Familie, die er verloren hatte, die vor mehr als zwanzig Lenzen im Fluß ertrunken war.
    Ich fragte mich, was Legende und was Wahrheit war, und ich brauchte lange dazu, ehe ich die ganze Antwort fand. Aber während ich hier mit Fer an diesem ruhigen Ort saß, bevor wir zu dem großen Haus zurückgingen und das Hauptgespräch begann, erkannte ich, daß die Legende keine Lüge war. Die Winde hatten Antho, den armen Vogelfarmer, davongetragen; Fer war eine andere Person, deren Schicksal es war, Maschinen zu entwerfen.
    „Wird die Fünf von Brin hier leben?“ fragte ich.
    „Wenn sie mich damit beehrt“, erwiderte Fer.
    „Aber sicherlich könnte es nicht wieder eine Vogelfarm sein?“
    „Ich zöge es vor, daß sie für Bienen und Blumen benutzt würde“, sagte er.
    „Sagt mir“, wollte ich wissen, „wieso habt Ihr uns geholfen? Ich hatte gedacht, daß Taucher dem Schöpfer der Maschinen mißfallen würde.“
    „Glaubt nicht, daß Nantgeeb Groll hegt“, sagte Fer lachend. „Als Narneen und Onnar ihre Gebete aussandten, gab es keinen Gedanken an den Östlichen Zurückzug, sondern nur der, unsere Freunde zu retten und ihnen zu helfen.“
    In dem festen Haus, das alt, geräumig und gemütlich war, lebten wir alle in einer aufgezwungenen Stille. Das Gespräch, das endlose Gespräch ging weiter; in Winkeln oder in einem Kreis nachts unter einer Reihe von Leuchtern, die von der Decke herabhingen. Taucher und Ablo gingen jeden Morgen mit Fer hinaus, um ihren Liebling zu inspizieren: Tomarvan, der einen Katapult auf dem Grundstück hatte. Taucher machte mehrere Flüge und war froh, seinen Vogel wiederzuhaben.
    Die Alte Gwin war müde. Wenn sie aufwachte, wurde sie jeden Morgen zu ihrem Platz unter dem Baum der Spinner gebracht, wo sie stundenlang sitzenblieb und zu ermattet war, um ihre Spitzen zu klöppeln. Wenn ich an die Reihe kam, neben ihr zu sitzen, verstand ich, warum sie sich diese Stelle ausgesucht hatte, denn von dort aus konnte man flußaufwärts nach Norden blicken.
    Eines Morgens war ich dort mit Vel Ragan, und die Alte Gwin sagte zu dem Schreiber: „Da ist etwas, das Ihr wissen solltet, junger Schreiber.“
    „Was denn, gute Mutter?“
    „Der Harfner hat es von unserer guten Wahrsagerin, der Ulgan von Cullin, erfahren“, sagte sie. „Einer unserer Familie war in der Feuerstadt wohlbekannt. Ich mache mir Gedanken darüber. Könnt Ihr den Namen nennen?“
    Vel Ragan sah etwas unwillig drein. „Erläutert Euren Gedanken, Gwin“, sagte er.
    „Es ist Arn Tarroyan“, sagte sie. „Roneens ältestes Beutelkind. Er war ein wohlgestalteter Wurf und ging hübsch nach Cullin, und wir haben ihn nicht mehr gesehen. Aber auf der Messe wurde er für die Feuerstadt angeworben …“
    „Ganz richtig“, sagte Vel Ragan. „Arn war ein guter Freund von mir und meinem Lehnsherrn, dem Abgeordneten. Er hieß Arn Lorgan der Brückenerbauer, ein stolzer Name.“
    „Also ich weiß, daß er tot ist“, seufzte Gwin, „aber ich bin froh, diese Geschichte gehört zu haben.“
    Ich spürte einen Anflug der Furcht, die mir kalt in den Nacken fuhr, denn es war ein Vorbote des Todes, mitanzuhören, daß ein Jüngerer gestorben war. Aber die Alte Gwin schaute ruhig über den Fluß nach Norden und machte kein Abwehrzeichen.
    Keine zwei Tage später war ein anderer schöner Sommermorgen am Delta; ich saß in der Küche des festen Hauses und spielte Steinhalten mit Narneen und Gordo. Alles war still, nur Ablo wurstelte mit den Kochtöpfen herum; Taucher hatte Tomar im Tomarvan mitgenommen; der Harfner und Mamor reparierten das Dach. Plötzlich hob Narneen und dann Gordo den Kopf. Beide sprangen von der Matte auf, mit dem gleichen Ausdruck der

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