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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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den Auftrag des ersten Entdeckers …“
    „Wir werden ganz nah vorbeifahren“, flüsterte ich, halb aus Angst, daß Mamor oder Brin mich hören könnten. „Taucher … könnten wir nicht? …“
    „Vielleicht.“ Seine blauen Augen waren hart. Da traute ich ihm zu, es mit der Macht des Tiath Gargan aufnehmen zu können.
    „Gib mir die Rune.“
    „Ich sollte sie ihm zuwerfen.“
    „Nein.“ Er war entschlossen. „Überlaß das mir. Dieser Große Älteste ist zu gefährlich. Wir werden es aus sicherem Abstand erledigen.“
    „Verrate nichts!“
    „Ich muß“, sagte er. „Gedulde dich nur bis zur Dunkelheit.“
    Also glaubte ich meinen Plan – die Rune an Bord des Schiffs des Ältesten zu schleudern, während wir durch die Fahrrinne glitten – vereitelt. Ich vertraute Taucher, aber er war schließlich ein Erwachsener. Ich erwartete Schelte von den Fünf. Wir refften das Segel, verstauten den Mast aber nicht … Mamor hatte vor, die ganze Geschwindigkeit zu nutzen. Als die Große Sonne untergegangen war, schwenkten wir im Kielwasser eines kleinen grauen Fischerboots in die Strömung zurück. Sein Kielwasser spritzte vor uns auf; es ertönte ein leiser Ruf.
    „Na-hoo, Kahn …“
    „Nah-hoo, Fischer …“, erwiderte Mamor leise. „Fährst du nach Wellin?“
    „Weiter“, erfolgte die leise Antwort, „um beim Weißfeld zu fischen. Fährst du zum Kai von Wellin?“
    „Diesmal nicht … zu überlaufen.“
    Die Fischer lachten. „Zu viele Seildreher in Wellin …“
    Wir fuhren so schnell, wie die Strömung uns trieb; die Lichter von Wellin schimmerten über den Ruß. Wir sahen die Fischer in den Schatten eines Getreidespeichers und dann wieder hinaus gleiten, an dem großen erleuchteten Schiff des Ältesten vorbei, um wieder rasch in der Dunkelheit zu verschwinden. Keiner grüßte von Kai oder Bord. Wellin lag wie tot da. Ich dachte an die Bäume von Wellin, an denen tote Wirbler hingen; die Hand des Großen Ältesten lastete schwer auf der Stadt.
    Dann waren wir in der Fahrrinne. Mamor drehte das Schaufelrad so schnell, wie er es wagte, um unsere Geschwindigkeit beizubehalten, und Harfner Roy bediente die Ruderpinne. Ich kroch aus dem Zelt und schlich direkt auf die Reeling zu. Lautfetzen kamen aus der Nacht; wir befanden uns im Schatten des Getreidespeichers. Ich hob den Kopf und sah das Wasser an unserem Bug strudeln. Ich erkannte, daß Stimmen und Musik von dem schwarzen Schiff kamen.
    Wir waren nun auf gleicher Höhe mit ihm und hatten noch einen Streifen Schatten zu unserer Deckung vor uns. Ich sah Taucher auf dem Deck liegen und seinen Lichtstab abschirmen, der wie irgendeine Zaubermaschine aussah. Ich blickte geradewegs auf das Deck des Ältesten; ich konnte den Blick nicht davon abwenden. Wir glitten in wenigen Herzschlägen daran vorbei, aber der Anblick fesselte mich und lebt seitdem in meinem Gedächtnis fort.
    Das Schiff war gigantisch, mit einem Zelt von der Größe eines festen Hauses, drapiert mit feinen schwarzen schweren Behängen, durchflochten von Girlanden und eingewebten grünen und goldenen Bändern. Auf einer riesigen roten Matte am Bug tranken und spielten Vasallen und ihre Offiziere. Am Heck befand sich eine luftige, mit dicken Teppichen belegte Plattform samt Stufen. Das Gefolge des Ältesten war so zahlreich vertreten, daß es den Eindruck erweckte, als hielte er Hof; alle waren so prächtig gekleidet, daß sie Granden sein konnten. Ich schaute nach Rilpo Galtroy und Tewl aus, entdeckte sie aber nicht.
    Die Höflinge streckten sich auf den Stufen aus oder scharten sich neben Kübelpflanzen und Blumenspalieren. Manche waren in pelzverbrämte Umhänge gehüllt, aber andere trugen leichte Kleidung; ihre nackten Rücken und Beine ließen mich erschaudern. Die Farben waren hell und reich: Flammenrot, Purpur, Blaugrün. Die Musikanten spielten auf einer Harfe, einer Zither und entsprechenden Dudelsäcken. Auf der freien Räche vor dem verschnörkelten Korbthron tanzte ein Zwerg.
    In dem großen verschnörkelten Sessel saß eine stille männliche Gestalt. Er war mittleren Alters, also noch nicht alt. Sein Gewand war sehr schlicht: eine schwarze Tunika, Lederstiefel wie die seiner eigenen Vasallen. Ein gelber, faustgroßer Edelstein war an einem Riemen um seine Brust geschlungen; ein pelzverbrämter grau-schwarzer Umhang wellte sich über die Rückenlehne. Sein Gesicht hatte die Blässe eines Granden, und die Züge waren scharf umrissen. Ich konnte tiefe Furchen in der festen

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