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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Klosett aus Lehm oder die Schrankriegel waren, so beklagten wir uns über die Enge und die Mauern, die nicht nachgaben. Wir paßten uns recht bald an, und das kleine weiße Haus der Ulgan wurde uns teuer und vertraut. Aber es gab, als der Frühling nahte, Nächte, in denen wir es keinen Augenblick länger dort aushalten konnten und in unseren Schlafsäcken auf der Wiese oder auf dem Flachdach unter den Sternen schliefen.
    Der Weißfelsbruch, nie mehr als eine Raststätte, war fast verlassen. Es gab dort sieben Hirten – eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern als Anhängsel –, die den Pferch dort hegten, eine Meile hinter dem aufragenden Felsen, der dem Ort seinen Namen gab. Ein halbes Hundert Wollhirsche gehörte Beeth Ulgan, der Rest war zwischen den Hirten und einem Stadtgranden aus Wellin aufgeteilt. Im Frühling würden sie geschoren und auf größere Weiden um den Felsen herum getrieben, wo sie schon jetzt an schönen Tagen grasten. Die Wolle wurde flußauf- und flußabwärts verschifft, teilweise zurück nach Cullin, teilweise hinab zur Frühjahrsmesse in Otolor. Beeth hatte uns einen erstklassigen Ballen als Bezahlung für unsere neue beim Steinbach zurückgelassene Arbeit versprochen.
    Wenn unsere Arbeit getan oder das Wetter so schön war, daß wir die Erwachsenen überreden konnten, uns frei zu geben, erkundeten Narneen und ich die Scholle, auf der das Haus der Ulgan stand. Allmählich wurden wir kühner und überquerten die Weiden, um auf den hohen Felsen zu klettern und auf den Pferch der Hirten hinabzublicken. Taucher brauchte sich nicht zu verstecken … obwohl er das hätte tun können: Das feste Haus hatte viele tiefe Nischen hinter dem Wandbehang und einen unterirdischen Keller. Er spazierte frei herum und fuhr mit Mamor vom Landungssteg aus in einem Weidenboot zum Fischen. Auf einer dieser Fahrten erfuhren sie von einer Hirtin, daß der Kahn mit dem Luftschiff ganze fünf Tage vor unserer Ankunft am Weißfels vorbeigekommen war. Er traf sich mit dem von Otolor ausgelaufenen Schiff des Ältesten, und Tiath Gargan war an Bord gegangen, um die Fracht zu untersuchen. An Gerüchten fehlte es flußauf- und flußabwärts nicht. Die Hirtin machte sogar kein Hehl aus ihrer Vorstellung, was unter den Planen auf dem Kahn sein könnte: ein großer Silberhort, der vom Himmel herabgefallen war.
    Taucher war unruhig, aber er befand sich in einem Land, in dem alles neu für ihn war, und entdeckte täglich neue Dinge, die ihn interessierten. Er legte eine Mappe mit getrockneten Blättern und Pflanzenzeichnungen an; er sammelte Steine. Zehn, fünfzehn Tage vergingen und die Sonnen näherten sich immer mehr, um das Ende des Jahres anzukündigen. Das Wetter war so schön, daß es die Sonner auf die Felsen hinauslockte; die Frühaugen und Rotglocken öffneten sich. In der Luft und über dem Fluß riefen die strahlenden Zwei-Sonnen-Tage die „Deedeenar“ oder „Flatterer“ hervor. Ein oder zwei kleine Vergnügungsboote mit bunten Segeln huschten auf dem Troon vorbei; und eines Tages, als Taucher mit uns auf dem Felsen saß, stieß er einen Schrei aus. Der erste Frühlingsballon trieb über uns hin und nicht weit davon ein Gleiter.
    Es war ein wundervoller Anblick: Narneen und ich liebten Flugkörper und sahen jedes Jahr diesen Flatterern oder Frühlingsbesuchern entgegen.
    „Granden?“ fragte Taucher. Er ging in den Schatten eines Felsblocks und zog sein Fernrohr heraus.
    „Das stimmt“, sagte ich. „Sonst hat keiner Zeit oder Vermögen dazu. Höchstens noch ein oder zwei reiche Städter.“ Ich versuchte, die Luftströmungen und Luftwettfahrten, die Landeplattformen und die Katapulte in Rintoul, Otolor und der Feuerstadt zu erklären. Und auch den größten Wettbewerb von allen, den des Vogel-Clans in Otolor.
    Narneen schaltete sich ein: „Wir sehen sie von hier aus besser. In Cullin landen sie auf dem Messegelände, und am Hingstull stürzen die Armen ab, wenn der Wind falsch steht!“
    Das stimmte. Auf dem Berg kamen zu viele ungeschickte Platterer zu uns, deren teure Fahrzeuge, und manchmal auch sie selbst, zu Bruch gingen. Taucher reichte mir das Fernrohr, und während ich es auf den flammeroten und silbernen Ballon richtete, lachte er vor sich hin und summte eine seiner Melodien.
    Die Gesellschaft der Granden in dem Korb wirkte irgendwie tapfer und komisch. Sie trugen Pelze, weil es kühl war, und schienen enorm viel zu essen und zu trinken. Und einer – ich prustete vor Lachen –, eine Person in

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