Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
Vom Netzwerk:
Frühling waren Granden beim Weißfels. Sie haben einen Schatz zurückgelassen, mit dem niemand etwas anzufangen wußte.“
    „Einen Schatz“, fragte ich.
    „Ihr Gleiter landete ungefähr eine halbe Meile nordöstlich des Felsens“, sagte Roy grinsend. „Dort liegt er noch, abgedeckt mit Fellen und Zweigen.“
    „Ein Gleiter!“ Tauchers Augen funkelten vor Aufregung. Wir wußten, warum der Harfner nur ungern von diesem Schatz berichtet hatte.
    „Wir müssen ihn uns morgen ansehen“, sagte Taucher.
    „Wirst du … werden wir alle fliegen?“ fragte Narneen.
    Taucher schaute uns an und spürte die Spannung.
    „Wenn euer Glück fliegen kann“, sagte er, „so könnt ihr es alle.“ Das erleichterte mir den Schlaf.
    Als ich in Esders hellem Licht erwachte, ehe die Große Sonne aufging, waren der Harfner und Taucher schon fort. Ich eilte aufs Dach, wobei ich mit meiner Tunika zu kämpfen hatte, und erblickte sie deutlich auf der Scholle, zwei dunkle Gestalten, die über die Weiden schritten. Sie verschwanden im Schatten eines hohen Felsens. Ich wagte es nicht, die Leiter wieder hinabzusteigen, aus Angst, die anderen zu wecken. Sie würden sich sowieso bald regen, nur die Dunkelheit im festen Haus ließ sie noch schlafen. Ich schaute über den Rand des Daches und entdeckte mehr Halt als auf dem Hingstull. Ich kletterte an der Dachrinne, dem Fenstersims und einem Ast nach unten. Ich rannte im flachen Licht Esders über die Scholle und das Gras. Es war knapp, aber ich erblickte Taucher und Roy, die in einen Hain nordöstlich des Bruchs eindrangen. Die Wollhirsche scharrten und schmatzten in ihren Pferchen. Ich glaubte, die Fünf von Varb sich rühren zu hören.
    Ich hätte losrennen und sie einholen können; aber statt dessen beschloß ich, aus Schalkhaftigkeit oder Schüchternheit oder weil ich zum festen Haus zurück wollte, um zu frühstücken, sie nur zu beobachten. Ich machte kehrt und kletterte auf den weißen Felsen. Er war ein günstiger Aussichtspunkt. Grünes Gras wuchs in den Felsspalten, auch junge Flachspflanzen und Beerenreben, prall von Knospen und Blüten, die Verheißung von Sommerfrüchten. Ich ließ mich in einer warmen, an drei Seiten von Felsblöcken abgeschirmten Spalte wie in einem Turmzimmer nieder.
    Taucher und Roy überquerten jetzt das freie Land; alles, was vor ihnen lag, war ein umgestürzter Baum, an den sich irgend etwas lehnte. Dort mußte der Gleiter sein. Der Morgen war so still, daß ich das Geräusch ihrer Stimmen hören konnte, als sie zu dem Haufen am Baum gelangten und die Felle und toten Zweige abzudecken begannen. Am Ufer beugte ein Wind ein Schilfgestrüppp, dessen Schatten schwankten. Aber hier wehte kein Wind, und eine Stimme flüsterte in meinem Kopf: „Sieh, Kind, es weht kein Wind.“
    Was denn? Ich flüsterte im Geist und spähte zu der Baumgruppe. Ja, da erblickte ich es. Ein Beobachter. Nur einer? Ich konnte nicht sicher sein … dort drüben … jetzt war er deutlich zu erkennen. Die Große Sonne, die aufging, um sich mit Esder zu treffen, sandte lange goldene Lichtfinger im Osten über das Land. Meine Augen fixierten den Spion, den Fremden, der nur fünfzig Schritte von Taucher und Roy entfernt im Gebüsch kauerte, die munter den Gleiter aufdeckten und um ihn herum gingen.
    Ich hatte Angst und wußte nicht, was ich tun sollte. Was ich sah, war wie ein Traum, und ich befand mich in dem Traum und gleichzeitig außerhalb von ihm. Blieb, wenn ich einen Warnungsruf ausstieß, dieser in der Luft hängen, ohne je Taucher und Roy zu erreichen? Wäre der Beobachter dann gewarnt und erzürnt?
    Die Stimme in meinem Kopf fragte: „Was würdest du auf dem Berg tun, Kind?“, und ich antwortete; ich gab die Antwort mit leiser Stimme.
    „Ich würde Roy hoch-rufen …“ Ich spürte das Merkwürdigste von allem: Ich war nicht allein auf dem Felsen. Jemand stand in meinem Rücken und verbreitete eine milde Strahlung, ein Gefühl der Wärme um mich herum. Im Geiste war ich damit verbunden, davon geleitet, so wie Beeth Ulgan Mooneen, die arme Wirblerin, geleitet hatte.
    Ich erhob mich und hoch-rief Harfner Roy mit meiner ganzen Geschicklichkeit. Der Trick wird durch eine sanfte Flut von Tönen zwischen Singen und Rufen ausgeführt; ich wußte, daß ich es richtig anstellte, als es hinten in meiner Kehle kitzelte. Der Hoch-Ruf schwebte direkt in Roys Ohr wie der Ruf eines Morgenvogels. Ich rief: „Gefahr … Gefahr … Gefahr …“ und dann: „Baum … Baum … Baum.“
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher